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Geliebte Rebellin

Titel: Geliebte Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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sich an ein solches Ungeheuer zu binden, wie jenes Geschöpf, das vor fünf Jahren Schatten des Korridors vor Ariels Schlafzimmer herumschlich?
    Charlotte erkannte, dass Honoria in der Tür stehengeblieben war. In ihrem Gesicht drückte sich große Sorge aus. »Fühlen Sie sich nicht gut, Miss Arkendale ?«
    »Nein, nein, es ist alles in Ordnung. Mir fehlt nichts.« Charlotte holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Sie stemmte beide Hände auf den Schreibtisch, als müsse sie sich stützen. Mit einem enormen Willensakt zwang sie sich zu einem Lächeln, von dem sie hoffte, dass es geschäftsmäßig wirken würde. »Entschuldigen Sie bitte. Ich werde meine Haushälterin rufen, damit sie Sie zur Tür begleitet.«
    Ein lautes Pochen unterbrach Charlotte, als sie gerade nach der samtenen Klingelschnur greifen wollte, und die Tür zu ihrem Büro wurde geöffnet.
    Mrs. Wittys majestätische Gestalt ragte beeindruckend im Türrahmen auf. »Mr. St. Ives ist gerade eingetroffen, Ma'am. Er sagt, er hätte einen Termin mit Ihnen.«
    Charlottes morbide Gedanken und all ihre unbeantworteten Fragen waren im Handumdrehen verflogen. Baxter war da.
    »Danke, Mrs. Witty. Miss Patterson wollte sich gerade verabschieden. Würden Sie sie bitte zur Tür begleiten?«
    Mrs. Witty trat zur Seite und sah Honoria erwartungsvoll an. »Ja, Ma'am.«
    Honoria verließ das Büro mit fröhlich federnden Schritten und einem Schwung, von dem man bei ihrem Eintreffen noch nichts hatte wahrnehmen können.
    Charlotte begriff, dass sich ihr eine glänzende Gelegenheit bot, ein weiteres Experiment mit Baxter durchzuführen.
    »Ach, noch etwas, Miss Patterson, wenn Sie noch einen kleinen Moment Zeit hätten.« Charlotte eilte um ihren Schreibtisch herum und blieb in der Tür ihres Arbeitszimmers stehen. Sie schaute in die Eingangshalle hinaus.
    Baxter stand da und war in diese Aura von unerschütterlicher grenzenloser Ruhe gehüllt, die Charlotte als faszinierend und beunruhigend zugleich empfand. Andere mochten in seiner gelassenen Ausstrahlung zwar die Geduld eines von Natur aus gesetzten und eher langweiligen Menschen sehen, doch sie wusste, dass es sich dabei um etwas ganz anderes handelte. Es war eine Manifestation seiner inneren Stärke und der Herrschaft, die er über sich selbst hatte.
    Bei seinem Anblick schnappte sie nach Luft. Er trug ein streng geschnittenes dunkelblaues Jackett, das zwar ein wenig zerknittert war, aber dennoch seine kräftigen Schultern hervorhob. Sie fand, das Halstuch mit dem schlichten Knoten, die konservative Reithose und die Stiefel stünden ihm gut. Für Mode brachte er offenbar keinerlei Interesse auf. Er war ein Mann mit tiefschürfendem Feingefühl, der sich mit solchen Oberflächlichkeiten gar nicht erst abgab.
    In dem Moment trafen sich ihre Blicke, und seine Augen funkelten hinter den Brillengläsern. Ihr drängte sich der unerfreuliche Eindruck auf, dass er genau wusste, was sie gerade dachte. Sie spürte, wie die Glut in ihre Wangen strömte, und diese Tatsache ärgerte sie gewaltig. Sie war eine Dame in fortgeschrittenen Jahren , und außerdem war sie viel zu sehr eine Frau von Welt, um zu erröten, sagte sie sich.
    »Wünschen Sie noch etwas von mir, Miss Arkendale?« erkundigte sich Honoria höflich.
    Charlotte trat einen Schritt vor. »Ehe Sie gehen, Miss Patterson, wollte ich Ihnen noch Mr. St. Ives vorstellen.« Sie beobachtete, wie Honoria sich zu Baxter umdrehte. »Er ist mein Sekretär.«
    »Mr. St. Ives«, murmelte Honoria.
    »Miss Patterson.« Baxter neigte den Kopf zu einer kurzen Verbeugung.
    Charlotte beobachtete Honorias Gesichtsausdruck. Keine Spur von Verblüffung, Neugier oder dergleichen wies darauf hin, dass sie Baxter verdächtigte, etwas anderes als das zu sein, was er angeblich war, ein gewöhnlicher Angestellter.
    Wirklich erstaunlich, dachte Charlotte. Fast hätte sie vor Verwunderung den Kopf geschüttelt, doch sie merkte es gerade noch rechtzeitig und lächelte statt dessen Honoria an. »Mr. St. Ives leistet mir enormen Beistand. Ich weiß nicht, was ich ohne ihn täte.«
    Baxters Augen funkelten. »Sie schmeicheln mir, Miss Arkendale.«
    »Nicht im geringsten, Mr. St. Ives. Sie sind von unschätzbarem Wert für mich.«
    »Es freut mich, das zu hören.«
    Honoria sah sie beide mit einem nichtssagenden Lächeln an. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, aber ich muss noch eine ganze Reihe von Besuchen machen.« Sie wandte sich ab und ging zur Haustür hinaus, ohne sich auch nur noch

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