Geliebte Rebellin
empfangen.«
»Hm. Ich bezweifle, dass er das zugegeben hätte, wenn er schuldig wäre.«
»Das ist wahr. Ich kann ihn mir beim besten Willen nicht als einen Mörder vorstellen.«
»Ich schließe mich deiner Meinung an. Wenn du mit diesem Ergebnis zufrieden bist, dann wollen wir uns jetzt auf den Weg machen.«
Baxter nahm ihren Arm und machte sich mit ihr auf den Rückweg zu dem großen Haus. »Mir reicht dieser ganze Trubel. Wenn ich mir diese Form von spannender Abendunterhaltung öfter gönnen müsste, würde ich wahrscheinlich vor Langeweile sterben.«
»Das kann ich gut verstehen, aber Ariel amüsiert sich so gut. Ich würde sie nur sehr ungern bitten, jetzt schon mit uns aufzubrechen. Es ist erst Mitternacht.«
»Das ist wahr, und für die oberen Zehntausend hat der Abend gerade erst begonnen. Mach dir um deine Schwester keine Sorgen. Ich habe einen Plan. Wir werden sie meiner Tante überlassen, die ganz bestimmt dafür sorgt, dass sie nicht vor dem Morgengrauen ins Bett kommt.«
Charlotte warf ihm einen schnellen Seitenblick zu. »Bist du sicher, dass es Lady Trengloss auch gewiss nichts ausmachen wird?«
»Nicht das geringste. Sie kostet es in vollen Zügen aus, dass sie unsere Verlobung bekanntgeben und Ariel in die feine Gesellschaft einführen durfte.« Er zog Charlotte die Stufen zur Terrasse hinauf, und sie traten in den hell erleuchteten Ballsaal. »Lass mir einen Moment Zeit, um Rosalind ausfindig zu machen und die notwendigen Vorkehrungen zu treffen.«
»Ich werde mich jetzt auf die Suche nach Ariel begeben und ihr sagen, dass sie in Begleitung von Lady Trengloss hierbleiben kann, wenn sie mag. Zweifellos ist sie wieder auf der Tanzfläche. Ich könnte schwören, dass sie den ganzen Abend dort verbracht hat.« Charlotte stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihre Schwester zu sehen.
»Ich sehe sie«, sagte Baxter.
»Oh, da ist sie ja.« Charlotte lächelte über den Anblick, den Ariel bot. Sie bewegte sich elegant zu den Klängen eines Walzers. »Sie tanzt gerade mit einem sehr gutaussehenden jungen Mann, der sein Halstuch unglaublich kompliziert gebunden hat. Ich frage mich, wer das wohl sein mag.«
»Sein Name ist Hamilton«, sagte Baxter trocken. »Er ist der Earl von Esherton. Mein Halbbruder.«
Eine halbe Stunde später hielt die Kutsche mit einem Ruck vor dem Stadthaus der Schwestern Arkendale. Baxter wurde aus den grimmigen Überlegungen gerissen, in die er während der kurzen Fahrt versunken war. Er warf einen Blick auf Charlotte, die ihm gegenüber auf der gepolsterten Sitzbank saß, und er fragte sich, was ihn eigentlich zu dem Vorschlag bewogen hatte, den Abend schon so früh zu beenden.
Es stimmte, er hatte nicht den leisesten Wunsch verspürt, noch länger auf dem Ball zu bleiben, schon gar nicht nach seiner Auseinandersetzung mit Maryann, aber ihm war keineswegs danach zumute, sich jetzt von Charlotte zu verabschieden und ihr eine gute Nacht zu wünschen.
Nun standen sie vor ihrem Haus. Der Abend war hiermit beendet, und es blieb auch keine Zeit mehr für ein Gespräch oder für irgend etwas anderes.
Er hatte die letzte halbe Stunde ungenützt verstreichen lassen, sagte er sich. Für einen Mann, der auf seine Logik und seinen Intellekt stolz war, konnte er sich zeitweilig wie ein verfluchter Idiot benehmen.
Charlotte sah aus dem Fenster. »Es scheint mir ganz so, als seien wir angekommen, Mr. St. Ives.«
Baxter hörte, wie der Kutscher vom Kutschbock sprang. »Der Teufel soll mich holen.«
Charlotte zog die Augenbrauen hoch, äußerte sich jedoch nicht zu seinen Worten. Er fragte sich, was ihr in diesem Augenblick wohl durch den Kopf gehen mochte. In solchen Momenten wurde er sich seiner mangelnden Kenntnisse des anderen Geschlechts bewusst. Das einzige, was er mit Sicherheit wusste, war, dass er sich jetzt noch nicht verabschieden wollte.
»Äh, Charlotte . . .«
Die Kutschentür wurde geöffnet. Baxter fiel kein Vorwand ein, um das Unvermeidliche hinauszuzögern.
Mit einem leisen Rascheln ihrer Röcke stieg Charlotte aus der Kutsche. Baxter folgte ihr widerstrebend. Er nahm ihren Arm, um sie die Stufen zu ihrer Haustür hinaufzuführen.
Du Narr. Du verdammter Idiot. Eine volle halbe Stunde hast du vergeudet. Er hätte die Zeit in der Kutsche dazu nutzen können, Charlotte in seinen Armen zu halten. Statt dessen hatte er seine Zeit damit vertrödelt, verdrießlichen Gedanken über die Vergangenheit und die Gegenwart nachzuhängen. Maryann war an allem schuld. Lady
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