Geliebte Rebellin
lesbar.«
»Ich verstehe. Hamilton, mir ist klar, dass wir beide sehr wenig gemeinsam haben, allein das Interesse an deinem Erbe verbindet uns.«
Panik leuchtete in Hamiltons Augen auf. »Sieh mal, Baxter, falls du mit dem Gedanken spielen solltest, mir mein Erbe zu stehlen ...«
»Es besteht überhaupt kein Grund zur Aufregung. Ich habe nicht die Absicht, mich an deinem Geld zu vergreifen.« Baxter ging zum Fenster und sah sich die drei Töpfe mit den Gartenwicken an, die auf der Fensterbank standen. Von grünen Schösslingen war immer noch nichts zu sehen. »Aber da das Geld, das ich im Moment noch für dich verwalte, eines Tages dir gehören wird, dachte ich mir, dass du Interesse daran haben könntest, zu lernen, wie man es investiert.«
»Erkläre dich genauer.«
Baxter sah ihm in die Augen. »Ich könnte dir beibringen, wie man mit Bankiers und Geschäftsleuten umgeht. Ich würde dich gern mit den verschiedenen Möglichkeiten vertraut machen, wie du deine Einkünfte anlegen kannst. Solche Dinge eben.«
»Ich will nichts von dir. Ich will nur das Geld, das mir rechtmäßig zusteht. Ich bin kein Kind, das man über Finanzen belehren muss. Es gibt nichts, was ich von dir lernen könnte, nicht das geringste. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
»Ja.«
Hamilton wandte sich mit einer zornigen und entrüsteten Bewegung wieder der Tür zu. »Ich habe jetzt genug Zeit vergeudet. Ich habe etwas Besseres zu tun.«
In dem Moment, in dem er nach dem Türknopf griff, wurde die Tür von außen geöffnet. Lambert stand in der Türöffnung. Er sah Baxter ungerührt an. »Eine recht ungestüme Besucherin möchte zu Ihnen vorgelassen werden, Sir.«
»Baxter.« Charlotte eilte in das Laboratorium, ohne erst abzuwarten, bis Lambert sie angekündigt hatte. »Ich muss dir unbedingt erzählen, was gerade passiert ist. Ich hatte ein ganz erstaunliches ... Hoppla.« Sie unterbrach sich in atemloser Verwirrung, als sie im letzten Moment einem Zusammenprall mit Hamilton auswich. »Ich bitte um Verzeihung, Sir. Ich habe Sie im ersten Augenblick gar nicht gesehen.«
»Ich glaube nicht, dass du gestern Abend meinem Halbbruder vorgestellt worden bist«, sagte Baxter. »Wir haben den Ball schon relativ früh verlassen, aber das weißt du ja selbst.«
Charlotte sah Baxter an. Ein Hauch von Röte stieg in ihre Wangen, doch er konnte sich nicht entscheiden, ob die Farbe auf ihre äußerst erregte Verfassung zurückzuführen war oder ob sie deshalb errötete, weil ihr wieder einfiel, wie leidenschaftlich sie in der vergangenen Nacht auf ihn reagiert hatte.
»Ja, wir sind ziemlich früh aufgebrochen«, murmelte sie zuvorkommend.
»Erlaube mir, dir den Earl von Esherton vorzustellen«, sagte Baxter. »Hamilton, das ist Miss Charlotte Arkendale, meine Verlobte.«
Charlotte lächelte Hamilton freundlich an. »Eure Lordschaft.«
Baxter beobachtete, wie sie einen eleganten Knicks machte. »Miss Arkendale.« Hamiltons finstere Miene hellte sich auf, als er ihre Hand nahm. Ein unmissverständlicher Eifer leuchtete in seinen Augen auf. »Lady Trengloss hat mir gestern Abend Ihre bezaubernde Schwester vorgestellt. Ich hatte die sehr große Ehre, mit ihr tanzen zu dürfen. Sie ist eine ganz reizende junge Dame.«
»In dem Punkt sind wir einer Meinung, Mylord«, sagte Charlotte.
Baxter räusperte sich. »Du hast mir noch gar nicht zu meiner Verlobung gratuliert, Hamilton.«
Hamiltons Gesicht spannte sich aufrührerisch, doch die Gebote der Höflichkeit siegten. »Entschuldige bitte. Ich gratuliere euch beiden ganz herzlich. Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, aber ich muss mich auf den Weg machen.«
»Ja, natürlich«, sagte Charlotte.
Hamilton nickte und eilte zur Tür hinaus.
Charlotte wartete, bis sie allein waren. Dann schenkte sie Baxter ein strahlendes, beifälliges Lächeln.
»Dann hast du dich also doch noch entschieden, dich deines Bruders anzunehmen.« Sie nahm ihren Strohhut ab. »Ich bin ganz sicher, dass Lady Esherton sehr erleichtert sein wird.«
»Das ist äußerst unwahrscheinlich. Hamilton will keine Ratschläge von mir annehmen.« Baxter sah finster auf die Uhr. »Wo, zum Teufel, hast du gesteckt, Charlotte? Ich habe dir schon vor eineinhalb Stunden eine Nachricht zukommen lassen. Deine Schwester hat geantwortet und mir mitgeteilt, du seist außer Haus.«
»Das ist eine lange Geschichte.« Sie drehte sich langsam auf dem Absatz um, und auf ihrem Gesicht lag der Ausdruck großen Interesses, als sie sich in
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