Geliebte Rebellin
sämtliche Blumen von dem Blumenwagen. Viele von ihnen sind im Lauf des Vormittags von Miss Ariels Bewunderern eingetroffen.«
Charlottes Miene hellte sich auf. »Ja, natürlich. Die jungen Männer haben sich gestern Abend um Ariel gerissen. Die Herren sind ihr in Scharen zu Füßen gelegen.«
»Charlotte, du bist wieder da.« Ariels melodische Stimme ertönte aus dem Hintergrund der Eingangshalle. Flinke Schritte waren auf den Steinfliesen zu hören, als sie zur Haustür eilte. »Ich habe schon angefangen, mir Sorgen zu machen. Mrs. Witty hat gesagt, du seist hinter irgendeiner Frau her, die behauptet hat, Baxter St. Ives hätte sie verführt und sie dann sitzenlassen ... Oh, Mr. St. Ives.« Ariel errötete, als sie näher kam. »Ich habe Sie im ersten Moment gar nicht gesehen, Sir.
»Denken Sie sich nichts dabei.« Baxter verschränkte die Arme und lehnte sich mit einer Schulter an den Türrahmen. »Ich bin es gewohnt, übersehen zu werden.«
»Schenk ihm keine Beachtung.« Charlotte ging mit forschen Schritten auf die Treppe zu. »Mr. St. Ives ist übellaunig. Führen Sie ihn in mein Arbeitszimmer, Mrs. Witty. Ich komme gleich wieder nach unten. Ich möchte mich nur schnell frisch machen. Dieser Vormittag war ziemlich hektisch.«
»Hektisch.« Baxter beobachtete, wie Charlotte die Stufen hinauflief. »Ja, das kann man wohl sagen. Ein ganz normaler geschäftiger Vormittag, den man im Laboratorium verbringt, um die Resultate seiner Experimente zu beobachten, was, Miss Arkendale?«
Sie blieb auf dem Treppenabsatz stehen und lächelte ihn spröde an. »Wie Sie meinen, Mr. St. Ives.«
»Sie sollten immer daran denken, dass die Resultate gewisser Experimente gelegentlich längere Zeit auf sich warten lassen«, sagte er. »In manchen Fällen kann sich das Warten sogar über neun Monate hinziehen.«
Es verschaffte ihm Genugtuung, dass ihre Augen sich schockiert weiteten, als sie seine Anspielung begriff. Mit dieser tristen Befriedigung wandte er sich ab und ging ins Arbeitszimmer. Auch dieser Raum war mit Blumen gefüllt. Eine besonders große Schale blass roter Rosen bildete das Kernstück.
Neun Monate. Seine eigenen Worte trafen ihn wie ein Hammerschlag. Was war, wenn er Charlotte geschwängert hatte?
Er begab sich schleunigst an den Tisch, auf dem der Cognac stand.
Charlottes entrüsteter Aufschrei drang im selben Moment aus dem oberen Stockwerk zu ihm, als er gerade den Stöpsel aus der Karaffe zog.
»Er ist verschwunden.« Schritte waren über seinem Kopf zu hören. »Der Mistkerl hat ihn mitgenommen.«
Baxter stellte die Karaffe mit einem leidgeplagten Seufzer wieder hin. In diesem Haushalt konnte ein Mann noch nicht einmal eine Arznei zu sich nehmen, ohne dabei gestört zu werden.
Er ging zurück zur Tür des Arbeitszimmers. Ariel und Mrs. Witty blickten zum oberen Treppenabsatz hinauf. Ihre Münder standen vor Erstaunen offen.
»Was ist los?« fragte Ariel. »Was ist passiert?«
Mrs. Witty starrte sie an. »Was ist denn jetzt schon wieder?«
Charlotte breitete die Arme weit aus. »Ich habe es euch doch gerade gesagt. Habt ihr mich denn nicht gehört? Er hat ihn mitgenommen.«
»Beruhige dich, Charlotte«, sagte Baxter. Alle verstummten, drehten sich zu ihm um und sahen ihn an. »Hör zu. Warum erzählst du uns nicht, wer was mitgenommen hat.«
»Der Schurke, den wir letzte Nacht hier in diesem Haus überrascht haben«, erwiderte sie ungeduldig.
»Was ist mit ihm?«
»Ich dachte schon, es sei ihm nicht gelungen, etwas zu stehlen, aber ich habe mich geirrt. Ich habe nur die Gegenstände überprüft, von denen ich geglaubt habe, sie könnten einen Dieb reizen, das Silber und dergleichen.« Charlotte holte Atem. »Ich habe mir gar nicht erst die Mühe gemacht nachzusehen, ob Drusilla Hesketts Skizzenblock mit den Aquarellen noch da ist. Ich hatte ihn in einer Garderobenschublade verstaut ...«
Baxter erstarrte. »Willst du damit etwa sagen, dass der Skizzenblock verschwunden ist?«
»Ja. Das war kein gewöhnlicher Einbruch, Baxter. Der Einbrecher war hinter diesem Skizzenblock her. Und er hat ihn an sich gebracht.« Sie wies mit einem anklagenden Finger auf ihn. »Ich habe dir doch gleich gesagt, dass dieser Block einen wertvollen Hinweis enthält, St. Ives.«
Baxter rückte geistesabwesend seine Brille zurecht, während er über die Konsequenzen des Diebstahls nachdachte. »Komm sofort wieder nach unten, wenn du dich frisch gemacht hast. Sei so nett, und trödele nicht.«
»Der Teufel soll
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