Geliebte Teufelin
pochte es, als hätte er die ganze Nacht durchgefeiert und zu viel Alkohol getrunken. Er öffnete die Tür einen Spalt und spähte hinaus, aus der Küche hörte er Geräusche und Luzias Stimme: „Das Bad ist frei, ich bin fertig. Du kannst schnell duschen und dann zum Frühstücken kommen.“
Konnte Luzia durch Wände schauen, oder woher wusste sie, dass er aufgestanden war? Die Küche war zwei Zimmer weiter und sie hatte noch nicht einmal aus der Tür geschaut. Etwas an ihr war nicht normal und er würde es herausfinden, sobald das Brummen in seinem Schädel nachließ. Vielleicht half ja eine heiße Dusche.
Als er aus dem Bad kam, wurde er durch Gerüche nach frisch gebrühtem Kaffee und Rührei mit Speck in die Küche gelockt. Luzia saß bereits am reichlich gedeckten Tisch und biss in ein Brötchen.
„Guten Morgen, du hast ja geschlafen wie ein Murmeltier. Dafür, dass du nur eine Stunde schlafen wolltest…“
Hollmann setzte sich an den Tisch und stützte den Kopf auf beide Hände.
„Wollte ich ja auch, aber irgendwie war ich wie betäubt. Du hast mir doch nichts ins Essen getan?“
„Aber nein, was denkst du von mir, doch nicht ins Essen. Es hätte ja voll den G e schmack verdorben. Es war im Wein.“
„Wie, was war im Wein?“
„Eine kleine Menge einer Wahrheitsdroge. Ich musste doch wissen, ob du die Wah r heit sagst.“
Hollmann schaute sie ungläubig an. Normalerweise hätte er sich darüber aufregen müssen. Er war jedoch noch so benebelt, dass er es gelassen zur Kenntnis nahm, als sei es ganz normal, Wahrheitsdrogen in Getränke zu mischen. Allerdings hätte er gerne den wahren Grund gewusst.
„Nun iss doch erst mal was, das Rührei ist gleich kalt. Es ist auch garantiert droge n frei, genauso wie der Kaffee und alles andere. Und nimm die Tablette neben der Ka f feetasse, dann geht es dir gleich besser.“ Als sie seinen misstrauischen Blick sah, fü g te sie hinzu: „Es ist nur eine starke Kopfschmerztablette und gleichzeitig ein Gege n mittel für die Wahrheitsdroge.“
Hollmann nahm die Pille in die Hand, drehte sie unschlüssig zwischen seinen Fi n gern hin und her und steckte sie dann schließlich in den Mund. Er spülte sie mit e i nem Schluck Orangensaft hinunter und wartete auf die Wirkung.
„Einen Moment dauert es schon, sie muss sich erst im Magen auflösen“, erklärte L u zia. Sie nahm seinen Teller mit Rührei und stellte ihn in die Mikrowelle.
„Beschwer dich bitte nicht, wenn es aufgewärmt nicht mehr so gut schmeckt. Ich kann nichts dafür, wenn du so lange klüngelst.“
Inzwischen hatte die Tablette gewirkt, Hollmann fühlte sich frisch und wie neu b e lebt. Er schob alle Bedenken beiseite und verspeiste mit Genuss sein Frühstück. Wä h rend er aß und trank, erklärte ihm Luzia den Grund für ihre kleine Giftmischerei am Abend zuvor. Da sie wissen wollte, ob sie ihm vertrauen konnte, hatte sie ihm beim Essen alle möglichen Fragen zu seinen angeblichen Mordfällen gestellt. Nach dem Gespräch war sie hundertprozentig sicher, dass er die Wahrheit sagte. Die Droge hatte bisher noch bei jedem Menschen gewirkt.
Nach dem Frühstück schlug sie ihm ein Geschäft vor.
„Ich biete dir einen Deal an: Du entschärfst das Ding in meinem Kopf und ich helfe dir dabei, deine Unschuld zu beweisen – einverstanden?“
Hollmann brauchte nur eine Sekunde, um sich zu entscheiden.
„O . k . , abgemacht, dann lass uns sofort anfangen. Ich hoffe, du hast einen guten Computer.“
Luzia grinste ihn verschmitzt an: „Nein, besser, ich habe die komplette Ausrüstung aus deiner Wohnung. Ich sagte doch, dass ich mal eben einkaufen gehe. Dabei habe ich einen kleinen Umweg gemacht.“
D ie Schöpfungsgeschichte , der Traum und die Verwandlung
Cornelius Fischer erwachte schweißgebadet. Seit mehreren Nächten hatte er Al p träume, an die er sich morgens nur noch schemenhaft erinnern konnte. Wenn das so weiter geht, muss ich wirklich zum Psychiater.
Sein Arzt hatte ihm dringend geraten, eine Weile auszuspannen.
„Du hast deutliche Anzeichen des Burn-Out-Syndroms, außerdem ist dein Blutdruck zu hoch. Wenn du nicht freiwillig ein paar Wochen Urlaub machst, lasse ich dich in die psychiatrische Klinik St. Augustin einweisen, am besten in die geschlossene A b teilung. Ich kenne den Chefarzt Dr. Ziesmer, der lässt dich erst raus, wenn ich das O .K. gebe.“
Cornelius‘ Hausarzt Dr. Bergheim war ein alter Schulfreund, der sich solche Scherze erlauben konnte. Sein ernster
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