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Geliebte Teufelin

Geliebte Teufelin

Titel: Geliebte Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Bisplinghof
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eine reine Unverschämtheit sei.
    Nachdem er vor seinem Haus angehalten hatte, stieg er aus und schaute sich um. Als er sich mit einer Mitarbeiterin des Maklerbüros zum ersten Mal dort getroffen hatte, war er sofort von der Lage begeistert gewesen. Fünfzig Meter hinter dem Haus b e gann ein dichter Tannenwald und vom Wohnzimmerfenster aus blickte man einen Hang hinunter bis ins zwei Kilometer entfernte Dorf. Der Blick war unverbaubar, da das gesamte Gelände zu einem Naturschutzgebiet gehörte. Das Haus hatte früher dem Förster der Gemeinde gehört, der vor einem Jahr verstorben war. Sein Nachfo l ger zog es vor, in einem schicken Neubau am Dorfrand zu wohnen. Cornelius fand es unbegreiflich, aber für ihn war es ein Glücksfall gewesen. Das Haus musste zwar von Grund auf renoviert werden, aber dafür war der Kaufpreis sehr günstig gew e sen. Nachdem er sein Gepäck hinein geschafft hatte, machte Cornelius einen Kon t rollgang durch das Haus. Es besaß insgesamt fünf Zimmer, plus Küche, Diele und Bad. Einen baufälligen Schuppen neben dem Haus hatte er zu einer Garage für zwei Autos umbauen lassen. Bei seinem Rundgang fand er alles in bester Ordnung vor. Eine Frau aus dem Dorf sah einmal in der Woche nach dem Rechten und einmal im Monat putzte sie auch alle Räume. Was dem Haus noch fehlte, war die persönliche Note des Besitzers. Cornelius nahm sich vor, bei seinem nächsten Aufenthalt einige Bilder mitzubringen und aufzuhängen. Als er wieder in der Diele angekommen war, meldete sich sein Magen. Er hatte außer einer Scheibe Brot am Morgen noch nichts gegessen und ihm wurde plötzlich schlecht vor Hunger. Da er keine Lebensmittel mitgebracht hatte, beschloss er, zum Einkaufen ins Dorf zu fahren. Vorher wollte er aber noch einen kleinen Spaziergang machen, sein knurrender Magen musste sich noch eine Weile gedulden. Er schlug den Weg in den Wald ein, wo er tief durchatm e te und gierig alle Gerüche in sich aufsog. Schon als Kind hatte er eine Hassliebe für Wälder entwickelt. Als kleines Kind war er häufig mit seinen Eltern in den Bayr i schen Wald gefahren. Während seine Mutter noch im Bett liegen blieb, scheuchte ihn sein Vater in aller Herrgottsfrühe aus den Federn, um mit ihm Pilze sammeln zu g e hen. Er hatte ihm alles über die Unterschiede zwischen giftigen und ungiftigen Pi l zen beigebracht und ihm auch noch viele andere Dinge über die Pflanzen und Tiere des Waldes erzählt. Klein Cornelius hörte aber nur selten richtig zu, für ihn hatte der Wald etwas Unheimliches. Viele Bäume sahen aus wie erstarrte Gespenster und hi n ter den morgendlichen Nebelschwaden vermutete er Geister, die nur darauf wart e ten, sie beide zu fressen. Was ihn aber schon als Kleinkind fasziniert hatte, waren die Gerüche des Waldes. Er schnüffelte wie ein Hund an jedem Strauch, hob Blätter, Moos, Erde, vermodertes Holz und alles Mögliche auf, um daran zu riechen. Sein Vater war stolz auf ihn, interpretierte er sein Verhalten doch als echtes botanisches Interesse. Cornelius empfand es als Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet sein V a ter im Alter von 59 Jahren bei einer Auslandsreise an einer Lebensmittelvergiftung starb. Ein thailändischer Koch kannte sich offensichtlich nicht so gut mit Giftpilzen aus.
    Da sein Hunger immer quälender wurde, brach Cornelius den Spaziergang nach e i ner halben Stunde ab und kehrte um. Als er noch einmal ins Haus zurückging, um seine Autoschlüssel zu holen, fand er die Haustür unverschlossen vor . Er schob es auf sein benebeltes Gehirn und seine momentan chr onische Vergesslichkeit. Wä h rend er die Schlüssel aus seine r Jacke an der Flu rgarderobe nehmen woll te, bemerkte er eine zweit e , die vor seinem Spaziergang dort noch nicht gehangen hatte . Er nahm sie vom Bügel und betrachtete sie genauer: es war eindeutig eine Damenjacke, Größe 38, schwarzes Wildleder. Wer zum Teufel… ein Einbrecher, eine Einbrecherin? U n sinn, die würde doch nicht ordentlich ihre Kleidung aufhängen, bevor sie das Haus nach Wertgegenständen durchsuchte.
    Oder hatte vielleicht Frau Ehlebrink aus dem Dorf sie vergessen und er hatte es vo r hin nicht bemerkt? In seinem Kopf begann es wieder zu pochen und sein Magen knurrte immer lauter. Er zuckte mit den Schultern, egal, ich bra uch jetzt dringend was zu essen. Die Schlüssel waren nicht in der Jackentasche und ihm fiel ein, dass er sie zusammen mit den Autopapieren ins Wohnzimmer gelegt hatte . Als sein Blick auf den großen Esstisch

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