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Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Titel: Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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weil er von mir verlangt hatte, ich sollte nichts sagen, und ich hielt diese Abmachung für wichtiger als Ihr Wohlergehen. Und ich habe es bereut. Ich habe es jeden Tag meines Medizinstudiums bereut. Ich bereue es jetzt mehr, als Sie sich vorstellen können. Ich hätte damals nicht schweigen dürfen, und zur Hölle mit irgendwelchen Versprechen, die Parwine mir vorher abgenommen hatte. Es hätte nichts an der Lage ändern sollen, dass er älter war und erfahrener, dass ich der junge Schüler war, der ihn begleitete. Ich wollte Arzt werden. Und das heißt, dass ich niemandem schaden darf, nicht, dass ich das tun soll, was als schicklich gilt.“
    Sie hatte ihn nie so aufgebracht gesehen. Sie hatte sich nie so geschlossen gefühlt, als habe er ihr alles Leben gestohlen. Als sei er ein Gefäß für jede dunkle Empfindung, die sie gefühlt und beiseite geschoben hatte.
    „Wenn Sie, Miss Charingford, also gerne wüssten, warum ich von Penis und Muttermund spreche, kann ich nur sagen, Sie sind daran schuld. Es gibt nichts, womit ich mich für das entschuldigen kann, was ich mit ein paar offenen Worten hätte verhindern können. Alles, was ich hoffen darf, ist, dass ich den gleichen Fehler nicht noch einmal begehe. Ich würde lieber den Mund aufmachen und sagen, was wahr ist, als ihn um des Anstandes willen zu halten. Sie behaupten, Sie seien nicht böse auf mich, Miss Charingford. Aber das sollten Sie. Das sollten Sie wirklich.“
    Sie spürte überhaupt nichts. Das würde sie auch nicht. Sie weigerte sich, den Ärger Wurzeln schlagen zu lassen.
    „Sie … Sie waren nicht mit Parwine einer Meinung?“
    „Nicht im Mindesten. Und nur um es klarzustellen, Miss Charingford, als ich Sie letztes Jahr angesprochen habe … Ich hatte keine Ahnung, wer Sie sind, bis Sie es mir gesagt haben. Ich dachte, Sie seien einfach eine recht attraktive junge Dame. Als ich herausfand, wer Sie waren, erkannte ich, dass sie zudem eine der tapfersten Frauen sind, die ich kenne.“
    „Aber Sie waren immer so … so grob zu mir. So …“
    Er zuckte die Achseln. „Miss Charingford“, sagte er, „Sie haben vielleicht bemerkt, dass ich ein paar Charakterfehler habe. Ich werde es Ihnen sagen, wenn ich denke, dass Sie zimperlich sind oder albern oder übertrieben fröhlich. Und ja, ich gebe mir keine Mühe, mit meiner Meinung hinter dem Berg zu halten oder sie mit weißem Zuckerguss zu überziehen. Aber ich glaube schon lange, dass Sie unter ihrem entzückenden und zu fröhlichen Äußeren ein wirklich wertvoller Mensch sind.“
    Er schaute sie auf diese Weise an, die ihm eigen war, die, von der ihr die Finger zuckten. Wertvoll war nicht unbedingt ein glühendes Kompliment, aber es war dennoch zu viel. „Ich bin auch die elfthübscheste junge Frau in ganz Leicester.“ Sie warf das ein, um sich daran zu erinnern, wie wenig sie bedeutete.
    Seine Wangen verfärbten sich – sie hatte gedacht, ihm sei Verlegenheit vollkommen fremd – und er schaute fort. „Wie gesagt“, bemerkte er, „Sie haben guten Grund, mir böse zu sein.“
    Sie konnte nicht darüber nachdenken, was er gesagt hatte – über nichts davon. Er musste sie hassen. Er musste denken wie Parwine. Er konnte nichts auf sie halten, denn wenn dem nicht so wäre …
    Es fühlte sich an, als habe er den Finger in eine offene Wunde gedrückt – aber sie ließ nicht zu, dass es wehtat. Es würde nicht wehtun. Auf keinen Fall.
    Sie biss die Zähne zusammen und schlenkerte mit ihrem leeren Korb, dachte an schöne Sachen – Pfefferkuchen, die im Ofen buken und das Haus mit ihrem süß-würzigen Duft füllten, an Zweige auf dem Kamin. Sie füllte ihre Gedanken mit dem Besten der Weihnachtszeit und schob die alten Erinnerungen, die am äußersten Rand ihres Gedächtnisses lauerten, entschieden beiseite – das eine Weihnachten, an dem es keine Fröhlichkeit oder Festtagsstimmung gegeben hatte.
    Nur Krämpfe und Lügen und … Blausäure. Sie schreckte vor dem Gedanken zurück.
    „Am ersten Weihnachtstage“, sang sie, „da schenkt die Liebste mir …“
    Er fiel nicht ein. Aber während sie sang, um alle weiteren Diskussionen zu unterbinden, alle Notwendigkeit, über das nachzudenken, was er gesagt hatte, konnte sie ihn über sie lachen hören. Nicht wirklich, natürlich. Aber er wusste es.
    Er wusste, dass sie ihn ausschloss, jede Unterhaltung verhinderte, die sie haben könnten. Er wusste, dass sie die Fensterläden vor ihrem eigenen dunklen Sturm des Schmerzes schloss. Er wusste es,

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