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Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter

Titel: Geliebte Widersacher 03 - Zaertlicher Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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und es gefiel ihr nicht.
    Es war ein langes Lied, und sie sang es sehr langsam.
    Erst als sie fast am Ende angekommen war, unterbrach er sie.
    „Was will man eigentlich mit zehn tanzenden Lords?“, fragte er. „Falls meine Liebste an Weihnachten mit irgendeiner Anzahl angeheiterter herumhüpfender Lords kommt, würde ich ihr was erzählen. Einer wird eine Flasche zerschlagen und sich an der Scherbe schneiden, wenn er so herumhampelt, und wer wird dann am Feiertag aus seinem gemütlichen Heim geholt, um ihn wieder zusammenzuflicken? ‚Oh, Dr. Grantham, Sie kommen am besten ganz schnell!‘“ Er machte ein abfälliges Geräusch.
    Lydia sah ihn nur an. Aber sie war dankbar für diesen Scherz, die Abkehr von der Intensität vorher. Während sie mit dem Lied fortfuhr, brachte ihr Liebster ihr auch am elften und zwölften Tag tanzende Lords.
    Als sie an ihrem Haus ankamen, stand ein Junge an den Eingangsstufen. Er sah vielleicht sechs Jahre alt aus – viel zu jung, um in der Kälte zu stehen –, aber er schien von der Dringlichkeit seines Anliegens zu beben, die durch die Tränenspuren auf seinem Gesicht noch unterstrichen wurde.
    „Peter Westing“, sagte Dr. Grantham. „Was tust du hier?“
    „Es geht um meinen Bruder.“
    „Gütiger Himmel. Ist Henry etwas geschehen?“
    „Der Boiler ist zusammengebrochen“, sagte der junge Bursche, „und der Schrott im Haus ist ins Rutschen geraten.“
    Lydia konnte sich nicht vorstellen, was bedeutete, wenn ein Boiler zusammenbrach – wie, um alles auf der Welt, konnte Metall zusammenbrechen ? – oder dass Schrott im Haus ins Rutschen geraten konnte. Grantham jedoch konnte das offenbar schon, weil er bei diesen Worten eine Grimasse schnitt.
    „Er kann nicht laufen, Doktor, und er wird vielleicht gefeuert.“ Der kleine Kerl brach bei dem letzten Teil in Tränen aus, als ob es schlimmer sei, gefeuert zu werden, als nicht mehr gehen zu können.
    Dr. Grantham stand da, starrte geradeaus vor sich und schloss dann die Augen. „Oh, Gott. Blutet er?“
    „Nein.“
    „Kann er die Zehen bewegen? Seine Arme?“
    „Äh … ja, ich denke schon. Aber sein Bein ist ganz verdreht, und er hat schreckliche Schmerzen.“
    „Gott sei Dank ist das alles, was ihm passiert ist.“ Er wandte sich an Lydia. „Vorausgesetzt, Henry ist einverstanden, Miss Charingford, werde ich Sie morgen zu ihm mitnehmen. Sie werden ein zwölfjähriges Kind sehen, das sich das Bein gebrochen hat, weil sein Arbeitgeber sein Haus nicht aufräumen kann.“ In seiner Stimme schwang Bitterkeit mit. „Und nachdem er also verletzt wurde, hat sein Arbeitgeber offenkundig keine Skrupel, ihn zu entlassen. Schließlich war er so unvorsichtig, die Schrottlawine auszulösen. Ich fordere Sie heraus, darin etwas Gutes zu finden.“
    Er stellte seine Tasche auf die Treppe und öffnete den Verschluss, spähte hinein. „Peter, ich muss noch zu Hause vorbeigehen, um ein paar Sachen zu holen, die ich brauche, wenn ich einen Bruch richten muss, aber ich bin so schnell wie möglich bei euch.“
    „Ja, Sir.“
    Aber statt gleich zu gehen, hielt er inne. „Miss Charingford.“ Die Worte klangen, als würden sie ihm gegen seinen Willen entrissen.
    „Ja?“
    „Sie sind nur die elfthübscheste Frau von ganz Leicester, bis Sie den Mund öffnen.“
    Sie schaute ihn mit offenem Mund an. Sie auch noch zu beleidigen, nach all den schrecklichen, furchtbaren, unhöflichen und restlos unakzeptablen Sachen, die er heute zu ihr gesagt hatte? „Danke für diese freundlichen Worte, Grantham“, erwiderte sie scharf. „Ich bin froh zu wissen, dass meine Eigenarten mich so herunterziehen.“
    Aber dieses Mal lächelte er nicht. In seinen Augen funkelte nicht der vertraute Schabernack. „Sobald Sie reden“, sagte er, „sind Sie ohne Konkurrenz.“
    Er wandte sich ab, während ihre Augen immer noch erstaunt geweitet waren. Sie stand wie erstarrt.
    Ihr Körper fühlte sich ganz fremd an, voller Schmerz und Weh einerseits und andererseits … ein Funken. Der zischend durch sie fuhr. Lydia schluckte und schüttelte den Kopf, aber sie konnte das Gefühl nicht vertreiben.
    Er nahm seine Tasche, bewegte die Finger seiner freien Hand – er trug keine Handschuhe, was befremdlich war, da es bitterkalt war – und ging, der kleine Peter Westing neben ihm. Er ging rasch, und als er die Straßenecke erreichte, blickte er nicht zurück.
    Das musste er auch nicht. Sie stand noch auf der gleichen Stelle und schaute ihm nach.

Kapitel Sechs

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