Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
widersprüchlichen Gefühlen, die in ihr waren. Mühevoll hielt sie die Tränen zurück, ihre Augen brannten. »Ich fühle mich nicht wohl mit dir, und du tust nichts anderes, als mich zu verfolgen und meinen Raum für dich zu beanspruchen. Du dringst in meine Gedanken ein, bist über mich hergefallen, und deinetwegen fühle ich mich ganz merkwürdig … und benehme mich wie …« Als wäre sie liebestoll, dachte sie.
»Für Letzteres bin nicht ich verantwortlich. Du reagierst auf mich, wie ich auf dich reagiere. Unsere Körper verlangen nacheinander, Aileen.«
»Nein, nein und nochmals nein«, rief sie aus und wischte sich die Tränen mit dem Ärmel ihres Hemdes ab. »Raus aus meinem Kopf.«
»Das ist eines der Dinge, die ich dir erklären könnte, wenn du Zeit mit mir verbrächtest.« Es tat ihm in der Seele weh, sie so verstimmt und niedergeschlagen zu sehen. »Du musst das verstehen …« Er ergriff ihre Arme und zwang sie, ihn anzuschauen.
»Lass mich los …« Sie widersetzte sich, konnte sich aber nicht aus seiner Umklammerung lösen.
»Du stellst die Weichen, gibst den Rhythmus vor, alles. Du willst, dass wir es langsam angehen lassen? Wunderbar, dann machen wir das langsam. Aber flieh nicht vor dem, was du bist.« Noch nie zuvor hatte er jemandem nachgegeben, doch Aileens verängstigter und furchtsamer Blick zwang ihn dazu, sich erweichen zu lassen. Anders wäre es nicht möglich. »Sag mir, was ich tun soll.«
»Ich will, dass du gehst.« Sie zitterte. Und das Schlimmste war, wenn er nicht ginge, würde sie dann der Versuchung, ihn anzufassen und ihn … zu kosten, nachgeben? Sie war angespannt und hatte Angst.
Als Caleb verstand, wie groß ihre Angst war, lockerte er seinen Griff.
Er ließ sie los und beschränkte sich darauf, seine Atmung unter Kontrolle zu bekommen und dieses Verlangen, sich auf sie zu stürzen, sie auf den Boden zu werfen und in wirklich jeder Hinsicht und auf jede erdenkliche Weise Besitz von ihr zu ergreifen, zu lindern. Er hob das Kinn an und entspannte sein Gesicht. »Okay«, sagte er. »Wenn es das ist, was du willst, dann werde ich das tun.«
»Ich will nicht, dass du in meine Gedanken eindringst oder einen deiner Tricks anwendest, um mich zu beherrschen«, befahl sie und nahm die Seiten aus dem Tagebuch ihrer Mutter an sich.
Caleb presste die Zähne zusammen, nickte aber. Er brauchte ihre Berührungen, und jetzt noch viel mehr, wo das Bedürfnis, sich mit seiner Cáraid zu vereinen, sein Denken und seinen Verstand benebelte. Ihm war klar, dass Aileen dasselbe durchlebte, aber aufgrund der Gewalt dieser Gefühle schreckte sie davor zurück. Die Ärmste, sie war so durcheinander … Er würde ihr etwas Zeit geben, ja. Doch wenn sie nach Ablauf dieser Zeit nicht vernünftig geworden war, würden die Dinge so laufen, wie er es wollte.
Er würde sich das nehmen, was ihm gehörte.
Und solange würden sie beide das Unsägliche erleiden, vor allen Dingen Aileen, die nicht wusste, wie stark ihr Verlangen nach ihm sein würde. Aber für ihn war das Risiko sehr viel größer. Sobald ein Mann von seiner Cáraid getrunken hat, ist er für immer von ihr abhängig. Wenn das Weibchen noch nicht von ihm getrunken hat, waren weder sein Leben noch seine Fähigkeiten in Gefahr. Caleb war durch Aileens Abweisung gefährdet. Und da Aileen nicht von ihm getrunken hatte, war sie momentan davor gefeit, verrückt zu werden. So lange, bis sie ihn kostete.
Er hätte Aileen gerne gefragt, wonach er roch, dass sich ihre Pupillen derart weiteten.
Sie sah ihn mit so viel Wärme in den Augen an … Was war wohl ihr Lieblingsgeschmack? Da wurde ihm klar, dass er gar nichts von ihr wusste. Er hatte nicht um sie geworben und sie auch nicht verführt. Ihre Beziehung hatte mit dem letzten Schritt angefangen, und dieser war noch dazu traumatisch gewesen. Konnte man etwas, das kaputtgegangen war, wieder reparieren?
Er wünschte sich mit aller Kraft, dass dem so war. »Dann gehe ich also«, sagte er und drehte sich um.
Aileen entspannte sich. Endlich, ein kleiner Sieg.
»Wir sehen uns gleich. Es gibt vieles, worüber wir sprechen müssen, Dinge, über die ich nicht mit dir sprechen wollte, bevor wir diesen kurzen Moment für uns allein gehabt haben«, sagte er, ohne sich dabei zu ihr umzudrehen. »Aber davor wollte ich dir noch etwas geben.«
Aileen presste das Tagebuch an ihre Brust und wünschte sich, die Stiche, die sie in ihrem Herzen spürte, als er sich entfernte, würden nachlassen.
Caleb
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