Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
Deshalb hat Daanna dir dein Verhalten vorgeworfen. Was wäre passiert, wenn du deine wirkliche Gefährtin gefunden hättest? Was hättest du dann mit mir gemacht?«
Caleb biss die Kiefer aufeinander und runzelte die Stirn. »Dann hätte ich dich umbringen müssen. Du wärst Gefahr gelaufen, dich in eine Vampirin zu verwandeln. Ohne mein Blut, ohne meine Stütze hättest du von anderen getrunken und dich verwandelt, und das ist sehr gefährlich.«
»Das hätte ich nicht erlaubt. Ich hätte keinem von euch zugestanden, meinem Leben ein Ende zu setzen. Ich hätte mich der Sonne übergeben, wie ihr es tut.«
Caleb zuckte bei diesem Gedanken zusammen. »Aber ich wusste nicht, wer du in Wahrheit warst. Obwohl ich in meiner Entscheidung schwankte, seitdem ich dich zum ersten Mal sah, aber das wollte ich mir nicht eingestehen.« Passend zu seiner Aussage zuckte er mit den Schultern. »Dann ereigneten sich die Dinge, wie sie sich ereignet haben …« Seine Hände glitten über ihre Hüften und blieben dort liegen. »Wenn du das, was du in mir herausforderst, nicht getan hättest und nur eine normale Sterbliche gewesen wärst und nicht die, die du wirklich bist, dann hätte ich dich nach einer guten Gehirnwäsche freigelassen. Aber du bist, wer du bist, und jetzt bist du hier.«
Seine teilweise sachlichen und emotionslosen Worte passten nicht zu seinen sanften und zärtlichen Berührungen. Aileen merkte gar nicht, dass sie die Luft anhielt, bis sie nervös ausatmete, als er sie zu sich heranzog.
»Ich mache dir keine Angst mehr, oder? Nach allem, was du von mir gesehen hast …«
»Nicht wirklich. Sollte ich Angst vor dir haben, Caleb?« Es war nicht Angst, was sie tatsächlich verspürte, sondern vielmehr Panik davor, dass er sich als jemand herausstellte, der unentbehrlich für sie würde. Sie war noch nie von jemandem abhängig gewesen.
Caleb war ein gefährlicher Mann. Ein Kämpfer, ein Krieger und ein tödlicher Gegner für jeden, der sich ihm in den Weg stellte. Auf dem Schlachtfeld hatte er keinerlei Mitleid, vielmehr gefiel ihm, was er seinen Gegnern zufügte. Er war ein wirklicher Kriegskünstler, wenn man den Krieg als eine Form der Kunst ansehen konnte. Aber er war ein leidenschaftlicher Mann, voller gefühlvoller Erinnerungen. Er liebte seine Eltern, und man hatte sie ihm weggenommen. Er liebte Thor abgöttisch, und auch ihn hatte man ihm weggenommen. Sie hatten einander zu unterschiedlichen Zeiten mehrfach das Leben gerettet, aber Thor war auf einmal aus seinem Leben verschwunden, und er hatte ihn nie wieder zu Gesicht bekommen. Jetzt blieb ihm nur noch Daanna, seine einzige Familie. In über zweitausend Jahren war es ihm nicht gelungen, sich an jemanden zu binden, der nicht sie, ihr Vater Thor, Menw oder Cahal war. Er wachte eifersüchtig über die Seinen. Alle des Klans respektierten ihn und betrachteten ihn seit Thors Tod als ihren Führer. Und er verhielt sich entsprechend dieser Etikette, aber nicht, um etwas darzustellen, sondern weil das Werte waren, die er in sich trug, in seinem Herzen. Er gab niemals nach, weil er fast immer recht hatte, genau wie er glaubte, bezüglich Aileen und ihrer Beziehung hundertprozentig richtigzuliegen. Nach außen gab er sich als harter und Ehrfurcht gebietender Mann, aber wenn dieser Panzer Risse bekam, kam der kleine Junge, der er einst gewesen war, mit der Angst, diejenigen zu verlieren, die er liebte, zum Vorschein, und das machte ihn verletzlich und unsicher. Nur sie hatte diese Seite in ihm gesehen, und deshalb wollte er sie die ganze Zeit unterwerfen. Er wollte bestimmen. Es gefiel ihm nicht, sich vor ihr oder jemand anderem schwach zu fühlen.
Aileen hatte viel Macht über ihn, und diese Entdeckung brachte sie durcheinander.
»Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, wenn du dich gut benimmst, Kleine.«
Ungläubig zog Aileen die Augenbrauen hoch. »Und was soll das jetzt heißen?«
»Wir sind ein Paar, mein Engel. Du musst mir gehorchen.«
»Warte, warte.« Sie schüttelte den Kopf. »Das, was du gerade gesagt hast, gefällt mir gar nicht. Wir haben miteinander geschlafen, aber« – sie drückte ihn weg und versuchte, sich von seinem Arm zu befreien – »das bedeutet nicht … dass ich dir gehöre, und auch nicht, dass du mir gehörst, und nichts in dieser Richtung … hast du das verstanden? Ich tue schon, was ich kann, um das, was mir widerfährt, mit der größtmöglichen Ruhe aufzunehmen, ich kann jetzt nicht auch noch auf deine Einwände eingehen.«
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