Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
besser kannte. Sie kannte ihn allerdings gar nicht. Frustriert darüber, keiner seiner Entscheidungen trotzen oder sie umgehen zu können, krächzte sie wie ein Tier.
»So ein Blödmann!« Sie schlug mit der Faust auf das Wasser. »Blödmann, Blödmann! Ich wollte dort sein … Heute Abend werden sie um mich kämpfen, arroganter Macho … Wenn ich ihn in die Hände bekomme, bringe ich ihn um!«, knurrte sie wütend. »Ich werde sein hübsches Gesicht zerquetschen! Aaaaaaarg!«, brüllte sie bezwungen.
María sah sie an und hielt den Schwamm ausgestreckt in der Luft. Plötzlich brach sie in Gelächter aus und musste immer wieder nach Luft schnappen. »Mein Gott, Kind«, lachte María, »was für ein Charakter.«
Aileen zwang sich, ruhig zu werden, also schwieg sie, dachte aber weiter darüber nach, was sie diesem Mann alles antun würde, wenn sie ihn zu Gesicht bekäme. Er musste von ihr trinken und sie von ihm. Sie hatte gedacht, Menw würde vor Einbruch der Dunkelheit vorbeikommen, um ihr Blut abzunehmen und ihr das von Caleb vorbeizubringen, und langsam machte sie sich Sorgen, denn es war schon halb neun und niemand war vorbeigekommen. Sie trug nur einen gelben Bademantel aus Seide, ihr Haar ruhte trocken und glänzend über ihren Schultern.
Sie hatte die Arme verschränkt, sah den Berserkern und Vanir zu, die ihre Runden um ihr Haus drehten, und dachte an Caleb. Er sperrte sie ein. Was, wenn …? Was, wenn Caleb heute Abend nicht kam, um sein Blut zu holen? Oder wenn er es wagte, von einer anderen Frau zu trinken?
Sie presste ihre Kiefer bei dieser schmerzhaften Vorstellung zusammen. Nein, sie würde es nicht aushalten, wenn Caleb sich ihr mit dem Geruch nach einer anderen Frau näherte.
Beunruhigter, als sie sich eingestehen wollte, setzte sie sich auf den Fenstersims und lehnte die Stirn an die Scheibe.
Sie betete darum, dass Caleb heil zurückkehrte und dass ihn keine andere genährt hatte. Vor allem aber flehte sie um die nötige Kraft, nicht vor ihrem dringenden Wunsch, der bedrückenden Notwendigkeit, mental Kontakt mit ihm aufzunehmen, schwach zu werden. Sie hatten beschlossen, nicht miteinander zu sprechen, wie andere Paare das taten. Das war Calebs Wunsch gewesen, und ehe sie diesen Pakt brechen würde, müsste man sie schon umbringen. Gäbe sie nach, wäre sie dem Vanir noch mehr ausgeliefert. Sie war die Schwache. Caleb schien der Starke zu sein. Wenn sie ihm nicht zeigte, dass auch sie stark sein konnte, dann war sie verloren, und sie musste ihre Grenzen bei Caleb abstecken, sonst würde ein Mann wie er alles für sich vereinnahmen.
Sie bekam feuchte Hände, ihr Herz schlug so heftig, als wolle es zerspringen, und ihr Bauch zog sich vor diesem dumpfen, zerstörenden Schmerz zusammen, der sie nicht einmal mehr atmen ließ, ohne aufzuschluchzen.
Sie brauchte ihn. Sie war abhängig von ihm. Sie war verliebt in ihn und konnte das nicht länger abstreiten. Aber sie musste dagegen ankämpfen, denn es war nicht ratsam, sein Herz an jemand so Besitzergreifenden wie ihn zu verlieren.
Sie hatte ihr Herz niemals an Mikhail verloren, als sie noch glaubte, er wäre ihr Vater, hatte niemals um seine Liebe gekämpft. Und noch weniger würde sie jetzt blindlings um jemanden kämpfen, nach dem sie sich sehnte. Sonst käme sie bei Caleb unter die Räder und wäre unglücklich.
Aber dieser Mann war in sie eingedrungen, in ihre Seele, und raubte ihr nach und nach Teile ihres Herzen. Eine gemeinsame Nacht hatte gereicht, um sie gänzlich seinem Charme zu unterwerfen.
Er hatte ihr ihren Hund und ihre Freunde gebracht, war mit ihr geflogen, durch ihn war sie reich und unabhängig geworden. Sie hatte mit ihm geschlafen und dachte ständig daran, es erneut zu tun.
Sie spürte, dass Caleb, wenn ihre beiden Körper ineinander verschlungen waren, alle Barrikaden fallen ließ und sich als der sanfte und zärtliche Mann mit weichem Herzen zeigte, der er war. Ein Mann, der sie liebte, sie begehrte und sie über alle Maßen beschützte. Und sie sehnte sich danach, erneut auf diesen Teil von ihm zu treffen.
Stattdessen … war der Tag schlimmer geworden, und Caleb hatte ihr das Wichtigste seit ihrer Verwandlung verschwiegen: das, was mit ihren Eltern passiert war. Und Caleb hatte sie belogen, als er ihr gesagt hatte, er hätte sich ihr vollständig geöffnet. Das stimmte nicht.
Doch selbst jetzt, körperlich und seelisch verletzt, wie sie war, wünschte sie sich, ihm zu verzeihen und sich von ihm trösten zu lassen. Sie
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