Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
Lippen, als ob sie träumte. Er hatte sich versprochen, nicht mehr in ihre Gedanken einzudringen, bis sie es ihm erlaubte. Nach dem, was er ihr angetan hatte, könnte sie einen heftigen und schmerzlichen Albtraum bekommen, wenn er in ihren Träumen auftauchte. Und sie musste sich ausruhen.
Menw und Cahal saßen auf dem Sofa, auf dem sie lag.
Menw hatte sechs Beutel Transfusionen mit je einem Liter »behandeltem« Blut für sie mitgebracht. Sie waren bereits bei der letzten angekommen. Nach und nach bekam sie wieder etwas Farbe, auch wenn sie immer noch sehr bleich und voller blauer Flecken war. Aber ihre Finger waren nicht mehr kalt und die Nägel nicht mehr blau unterlaufen. Auch ihre Lippen nahmen schnell wieder den dunklen rosafarbenen Ton an, der Caleb so gefiel. Ihre Venen zeichneten sich nicht mehr so stark ab. Wie viel Unrecht er ihr angetan hatte …
Als die beiden imposanten blonden Brüder das Haus betraten und sie im Salon gesehen hatten, hatte Cahal die Stirn gerunzelt und Menw nur den Kopf geschüttelt.
»Nach dem, was ich hier sehe, hast du dich nicht gerade zurückgehalten,«, sagte Menw und beeilte sich, das Blut, die Schläuche und die Nadeln herzurichten. Er hatte den Eisenständer mitgebracht, an dem die Beutel aufgehängt wurden, und ihn neben Eileen gestellt.
»Nein«, erwiderte er knapp.
»Gab es einen Grund dafür?« Cahal sah in schief an. Diese Frage bezog sich auf unterschiedliche Dinge.
»Ich war geblendet.«
Cahals Blick ruhte eine ganze Zeit lang auf ihm. Er versuchte herauszufinden, ob Caleb etwas Besonderes bei ihr gespürt hatte. Caleb blieb gelassen und unerschütterlich.
»Hör auf damit, Cahal. Das war nur ein Ausrutscher«, warf er ihm vor, die Augen unablässig auf Eileen gerichtet.
»Ganz wie du willst, mein Freund.« Er hob entschuldigend die Hände. »Gut …« Er nahm die Arme wieder herunter und atmete heftig aus. »Warum benötigst du meine Hilfe?«
»Was ist mit Samael?«
»Sieben lange und entspannte Tage eingesperrt«, antwortete Menw, der den Koffer neben dem Sofa öffnete.
»Er muss darüber nachdenken, was er getan hat«, sagte Caleb.
»Ganz deiner Meinung«, bestärkte Cahal und verschränkte die Arme. »Also? Worum geht es?«
»Du kannst Substanzen im Blut herausfinden, Cahal«, sagte Caleb.
»Ja, genau.«
»Eileen ist Diabetikerin. Sie hat Diabetes mellitus vom Typ 1.«
»Das glaube ich nicht«, sagte er und schüttelte dabei den Kopf.
»Doch, hat sie«, erwiderte Caleb verwirrt.
»Nein, hat sie nicht«, versicherte ihm Cahal und fuhr sich durch den Pferdeschwanz.
»Ich habe es in ihren Erinnerungen gesehen. Jeden Abend ist dieser Typ, Víctor …«
»Víctor, ihr Freund?«
»Nein, Víctor war der Arzt«, antwortete er mit befremdlichem Unwillen. »Er kam zu ihr wegen ihrer Insulinspritze.«
»Er war ihr Arzt?«, fragte Cahal überrascht.
»Ja, ihr Arzt«, gab Caleb betreten zu. »Eileen war von Nadeln nicht gerade begeistert, und ihr Vater fasste sie nie an, also konnte er ihr diese Spritze nicht geben. Víctor war der Hausarzt.«
»Mehr nicht?«
»Nein«, natürlich nicht. Caleb wusste besser als jeder andere, dass sie Jungfrau war. »Erklär mir, warum Eileen keine Diabetikerin ist.«
»Du weißt, dass ich einen sehr ausgeprägten Geruchs- und Geschmackssinn habe. Der Diabetes verändert den Körpergeruch, wodurch die Haut eine aromatische Substanz absondert, die nach Apfel riecht. Menschen können nur diejenigen wahrnehmen, die stark ausdünsten, aber ich rieche sie alle. Und ich rieche sie auf viele Meter Entfernung. Das ist eines der Dinge, die ich von der ayurvedischen Medizin in Indien gelernt habe.« Cahal war viel gereist, um zu lernen, sich zu beherrschen und die Triebe seines unsterblichen Körpers zu verstehen. »Die Inder glauben, dass Gerüche, wenn man mit ihnen arbeitet, dabei helfen, Krankheiten zu diagnostizieren. Der Körper verändert sich, wenn er krank ist, sondert Schweiß ab und wechselt die molekulare Zusammensetzung der Körperflüssigkeiten. Und dadurch ändert sich auch der Körpergeruch.«
»Und Eileen riecht nicht so?«
»Kumpel« – er schlug ihm mit der flachen Hand auf den Rücken –, »du weißt genauso gut wie ich, wonach das Püppchen hier riecht. Nach leckerem Käsekuchen mit Erdbeeren. Das ist zweifelsohne ihr Parfum … mhmmmm … berauschend.«
»Ich kann es mir vorstellen«, sagte Menw, der beobachtete, wie das Blut des ersten Beutels durch den Schlauch zu Eileens Arm floss. »Caleb, du hast
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