Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)
sich das jetzt heraus? Und auch vorher war er das nicht gewesen. »Sie steht unter meiner Obhut, aber nur für den Moment.«
»Wie du willst. Wir vertrauen dir, Caleb«, bestätigte Menw versöhnlich.
»Gut«, schloss Caleb nun auch ruhiger. »Also erzähl«, munterte er ihn mit einer Handbewegung zum Reden auf.
»Der Insulinwert in ihrem Blut ist natürlich, nicht chemisch. Ihre Bauchspeicheldrüse sondert sie gut ab. Kohlenhydrate, Fette, Proteine … alles bestens. Es gibt keine Stoffwechselstörungen, die sie verändern würden. Kein vermehrter Blutzuckergehalt. Die Glukosewerte in ihrem Blut sind stabil. Alles einwandfrei. Aber das weißt du ja bereits …«, sagte er, als ob nichts dabei wäre. »Dennoch haftet ihrem Blut eine Substanz an.«
Aufmerksam runzelte Caleb die Stirn.
»Es handelt sich um …« – Cahal kostete den Moment aus – »eine von Propanol und Placebo dominierte Lösung.«
»Drogen?«, fragte Menw. »Sie ist ein Junkie?«
»Das ist nicht möglich«, unterbrach Caleb barsch. »Was auch immer man ihr injiziert hat, Eileen war davon überzeugt, dass es sich um Insulin handelte. Sie hat noch nie freiwillig so etwas genommen. Das hätte ich in ihren Erinnerungen gesehen.«
»Aber man hat sie ihr verabreicht. Vielleicht war in diesen Injektionen gar kein Insulin«, überlegte Menw. »Und wenn sie nur vorgaben, sie gegen Diabetes zu behandeln?«
»Was für Auswirkungen haben diese Substanzen, Cahal?«, fragte Caleb, setzte sich unbewusst näher zu Eileen und blickte sie unablässig an.
»Das sind Betablocker. Sie unterbinden die Erinnerungen und lassen sowohl Träume als auch Albträume verschwinden.«
»Ich glaube, diese Substanzen« – Menw wechselte den Blutbeutel – »werden den Soldaten, die an Kriegen wie dem Golf- oder dem Irakkrieg teilgenommen haben, von den Regierungsärzten verabreicht. Sie löschen die Erinnerungen aus und ermöglichen einen angenehmen Schlaf. Dadurch wird man nahezu in einen komatösen Zustand versetzt.«
»Willst du mir sagen, dass der Kleinen Drogen verabreicht wurden, seit sie sieben Jahre alt ist?«
»Seit sie sieben ist?« Menw pfiff. »Donnerwetter …«
»Ja, genau das glaube ich, Caleb«, bestätigte Cahal. »Hast du keine traumatische Erinnerung gesehen? Etwas, das begründet, warum man ihr Propanol verabreicht hat …?«
»Nein.« Caleb schüttelte den Kopf und strich über eine pechschwarze Strähne von Eileen. Die beiden Blonden sahen sich verblüfft an. So etwas machte er sonst nicht. »Ihre Erinnerungen fangen etwa in diesem Alter an … aber … ich weiß auch nicht … alles ist sehr undurchsichtig.«
»Etwa in diesem Alter, du sagst es. Aber was war davor?«
»Menschen erinnern sich bewusst an Ereignisse ab dem ersten Lebensjahr«, murmelte Caleb und strich unablässig über ihr Haar. Als ihm dies bewusst wurde, zog er seine Hand schnell zurück. Cahal grinste. »Wo war sie? Was ist mit ihren Erinnerungen passiert?«
»Was auch immer es war, sie wollten nicht, dass sie es im Gedächtnis behielt«, bemerkte Menw. »Ihr Handgelenk ist gebrochen. Ich werde es bandagieren.«
Calebs schaute auf Eileens Arme. Sie hatte nicht nur ein gebrochenes Handgelenk, der Gürtel hatte an beiden Handgelenken Striemen hinterlassen. Die Erinnerung an das, was er getan hatte, drehte ihm den Magen um.
»Dieser Arsch von Mikhail … Er war ihr Vater«, sagte Caleb angewidert. »Wie konnte er seine Tochter schon in so jungen Jahren unter Drogen setzen?«
»Und ihre Mutter?«, fragte Menw. »Jemand muss sie doch zur Welt gebracht haben, oder?«
»Sie hat keine Erinnerungen an ihre Mutter. Sie starb bei der Geburt, so ist es zumindest in Eileens Gedächtnis abgespeichert.«
»Das hat Mikhail ihr wahrscheinlich so gesagt, nehme ich an.«
»Das war eines der Dinge, die er ihr gesagt hatte. Er machte Eileen für den Tod seiner Frau verantwortlich.«
»Was für ein Schwein«, sagte Cahal. »Weißt du was? Ich glaube, das war der Grund, warum wir nicht in ihre Gedanken eindringen konnten, als wir sie gesehen haben. Die Droge hatte sich voll entfaltet und ihr Gehirn und ihr neurologisches System durcheinandergebracht.«
Caleb konnte das, was hier geschah, nicht wirklich glauben.
»Wir müssen Mikhails Leiche wieder ausgraben.« Menw nahm den leeren Blutbeutel ab und ersetzte ihn durch einen vollen. »Oder aber mit Samael sprechen, damit er damit herausrückt, was er in Mikhails Gedanken gesehen hat.«
»Wir können nicht mit Samael sprechen. Er ist in
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