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Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)

Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition)

Titel: Geliebte zweier Welten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Valenti
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berührte mit der Zungenspitze einen ihrer scharfen Eckzähne. »Und damit?« Sie zeigte auf ihre Augen. »Was soll ich ihnen sagen?«
    As nahm ihre Hand und tätschelte sie sanft. »Verlass dich auf dein Urteilsvermögen, Aileen. Doch das ist mein Ratschlag: Ziehe deine Freunde nicht mehr in das hier hinein als unbedingt nötig. Du bist selbst gerade erst Teil dieser Welt voller Auseinandersetzungen und fremdartiger Wesen geworden. Hier gibt es keinen Frieden. Aber du entscheidest. Verstehst du mich? Wenn du deine Freunde herholen möchtest, lass es mich wissen. Ich bringe sie zu dir.«
    Aileen nickte und überdachte die weisen Worte. As beugte sich vor, um sie auf die Wange zu küssen, und bevor er das Wohnzimmer verließ, fragte er noch: »Willst du dabei sein, wenn Caleb kommt?«
    »Ja, er macht mir keine Angst, Großvater.« Selbstsicher hob sie das Kinn.
    »Du musst dir das nicht antun.«
    »Mach dir keine Sorgen. Ich möchte, dass er mir das Buch zurückgibt, und mit eigenen Augen sehen, wie ihm die Lektüre bekommen ist.«
    As betrachtete sie und versuchte herauszufinden, was sie ihm verschwieg. Doch Aileen hielt seinem Blick stand. Schließlich lächelte er und ging.
    Jetzt stand sie am Totem des Rudels. Kein anderer war da, denn der Klan kam nur dann an diesem Ort zusammen, wenn etwas erörtert werden musste. Es war noch früh am Abend und noch nicht dunkel. Aber sie war in England, und der Himmel war so bewölkt wie an einem Tag im Herbst. Außerdem hatte Aileen bereits herausgefunden, dass der Himmel an Tagen wie diesen sowohl in Dudley als auch in Wolverhampton ein kleines bisschen dunkler war als anderswo.
    Um sie herum standen riesige Bäume, die einen Großteil des Firmaments verdeckten. Die Erde war feucht, und der Geruch von Moos drang von überallher. Der Boden war von grünen Pflanzen übersät, die eher den Eindruck machten, einem Sumpf als einem Wald wie diesem zu entspringen, und zwischen den Pflanzen ragten große Kieselsteine hervor.
    Sie lehnte den Kopf an das Totem und schloss die Augen, bereit, so abgeschirmt Überlegungen anzustellen. Doch plötzlich nahm sie etwas Merkwürdiges wahr. Jemand beobachtete sie. Sie öffnete die Augen und spitzte die Ohren.
    Langsam wurde ihr die tatsächliche Farbe der Dinge bewusst, die sie umgaben, sie nahm die vitale Energie jedes einzelnen wahr. Alles, was sie betrachtete, war in eine Silhouette von weißem funkelndem Licht gehüllt, das die Aura umgab. Sie hörte das Summen einer entfernten Stechmücke, sogar das schnelle Tapsen eines Nagetiers, das auf der Suche nach Nahrung zwischen den Bäumen herumsprang. Ein weiteres Geräusch zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Etwas bewegte sich in der feuchten Erde. Um Himmels willen, ein Regenwurm. Wie konnte sie solche Geräusche hören und erahnen? Wie weit reichte ihr neues Gehör? Sie hörte auf zu sehen und zu hören.
    Sie bekam eine Gänsehaut, die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf, ein Schauder lief ihr über den Rücken, und ihr Herz schlug wie wild. Jemand stand hinter ihr, und ohne sich umdrehen und das Gesicht sehen zu müssen, wusste sie sofort, wer es war. Caleb.
    »Hallo, Aileen«, vernahm sie seine tiefe männliche Stimme hinter sich.
    Aileen blieb mit starrem Rücken und hochgezogenen Schultern stehen, angespannt wie die Saite einer Gitarre. Nein, das konnte einfach nicht wahr sein. Es war doch noch nicht dunkel. Und er war ein Vampir, und gemäß den Volksmärchen konnten Vampire nur nachts nach draußen, oder etwa nicht?
    Sie musste die Finger ihrer Hand spreizen und wieder schließen, damit ihr Blut weiterhin normal zirkulierte.
    Caleb atmete langsam aus. Er würde Zeit und Geduld benötigen. »Ich bin gekommen, dir das zu bringen.« Er schwenkte die Seiten. Er zwang sich dazu, nicht näher zu treten und sie zu berühren. Ein unerträgliches Kribbeln in seinen Händen zeugte von diesem Bedürfnis.
    Aileen drehte sich um und sah Caleb an, der unbeweglich zwei Meter von ihr entfernt stehen geblieben war. Sie erhob sich und rieb sich die Handgelenke, ohne den Blick von seinen grünen Augen abzuwenden.
    Caleb konnte nicht umhin, sie von oben bis unten zu mustern. Aileen war der Apfel im Garten Eden. Die reinste Versuchung, die Erbsünde.
    Sie trug ihr Haar offen, glänzend und glatt. Ein paar Strähnen hatte sie mit brillantenbesetzten Haarspangen nach hinten genommen, die jetzt zwischen ihren schwarzen Haaren hervorblitzten. Andere Strähnchen ließ sie sich absichtlich ins Gesicht

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