Geliebter Boss
Hörer ab.
»Ruf die Funkstreife! Nummer 110. Ich weiß die Nummer auswendig. Darf ich verbinden?«
Er wählt die ersten Ziffern. Eine Eins, noch eine Eins.
»Die Funkstreife ist in einer Minute da. Sie sieht die gefälschten Unterschriften, das vorbereitete Geld...«
»Aber ich wollte doch nur etwas wissen!« stößt Birke verzweifelt hervor.
»Wissen bringt Macht! Was wolltest du wissen?«
»Wie alt dieser Mann ist.«
»Welcher Mann? Peter Zanders?«
»Ja.«
Der Mann in den Blue jeans lacht laut auf.
»Wieso interessierst du dich für sein Alter?«
»Daß er sich leisten kann, 60 000 Mark als Privatentnahme abzuheben!«
»Deswegen mußt du gleich seine Unterschrift nachahmen und die Quittung unterschreiben? Das glaubt dir kein Richter der Welt. Soll ich jetzt weiterdrehen, oder lassen wir es lieber?«
»Was haben Sie vor?«
»Das hängt von dir ab, mein Täubchen. Entweder mit dir und der Funkstreife Weggehen oder mit dir allein Weggehen. Und dem Batzen Geld natürlich. Ich glaube, die Funkstreife schalten wir besser aus.«
Er legt den Hörer auf das Telefon zurück.
Er erhebt sich, gibt sie frei.
Deutet auf zwei Stühle des Raumes.
»Was wir jetzt zu besprechen haben, dabei sitzen wir uns besser gegenüber. Es ist des Nachdenkens wert. Es ist jetzt genau 7 Uhr 28.«
Birke erschrickt.
»Wie spät?«
»Kurz vor halb acht, Puppe.«
»Um Gottes willen! Ich muß um sieben Uhr mit dem Geld im Hotel sein! Was soll ich denn jetzt tun?«
»Nicht hingehen, Puppe!«
»Nennen Sie mich nicht immer Puppe! Ich muß hingehen. Er erwartet mich.«
»Ich habe noch nie auf ein Mädchen länger als dreißig Minuten gewartet.«
»Von Ihnen ist nicht die Rede!«
»Wie ich reiche Männer einschätze, warten sie erst recht nicht auf ein Mädchen. In welchem Hotel ist denn der vom Schicksal so Bevorzugte abgestiegen?«
»Im Regina-Palast-Hotel.«
»Ein teures Hotel. Jedes Zimmer mit Bad.«
»Was wissen Sie denn von diesen Hotels?«
»Ja, glaubst du, Puppe, ich hole mir mein Geld nur von den
Banken? Für was für einen einseitigen Stümper hältst du mich?«
Birke starrt ihn mit einem plötzlichen Einfall an.
»Wenn Sie so viele Möglichkeiten haben, zu Geld zu kommen...«
»Was wäre dann?«
»Gehen Sie doch ins Hotel, wenn ich Herrn Zanders das Geld gegen Quittung übergeben habe, und nehmen Sie es ihm dann ab. Der hat ja genug davon. Überfallen Sie ihn, aber nicht mich, eine Angestellte mit 700 Mark Gehalt, die für das Geld haften muß!«
»Du machst dich, mein Herz! Gibst einem Kollegen Tips! Aber warum mit der Kirche ums Dorf?«
Birke, fast flehend:
»Ich muß das Geld abliefern! Noch heute. Morgen ist es zu spät. Morgen fahre ich in Urlaub.«
»Das trifft sich prächtig! Ich will morgen auch in Urlaub gehen, Ich habe mir seit meinen letzten vier Wochen Untersuchungshaft keinen Urlaub gegönnt. Es wird also höchste Zeit. Deswegen bin ich ja hierhergekommen, um mir das nötige Kleingeld zu holen. Das wird ein toller Urlaub, du und ich, wir beide, wo wir jetzt die Taschen voller Geld haben!«
»Es ist doch nicht unser Geld!«
»Doch, mein Täubchen, in dieser Minute ist es unser Geld. Du siehst, ich habe es bereits an mich genommen.«
Ehe Birke es verhindern kann, hat der Kerl die zwölf Bündel in seine Hosentasche geschoben.
»Nein! Nein! Nein!« schreit Birke.
Sie geht mit beiden Fäusten auf ihn los und schlägt ihm ins Gesicht, auf die Brust, wohin sie trifft.
»Ich mache nicht mit! Ich mache nicht mit! Haben Sie denn kein Einsehen? Ist es Ihnen egal, was aus mir wird? Warum denken Sie überhaupt nicht an mich?«
Er faßt sie an den Armen und drückt ihre Hände nach unten.
»Gerade weil ich an dich denke, mein Täubchen! Ich male mir aus, wie schön es mit uns zweien sein wird, wenn wir in Paris oder durch Madrid Spazierengehen — deswegen will ich ja das schöne Geld nicht allein ausgeben, sondern mit dir zusammen, ein unzertrennliches Paar.«
»Und was geschieht, wenn das Geld zu Ende ist?«
»Da gibt es zwei Möglichkeiten«, sagt der Rotbart, der sie noch immer an den Armen festhält, »entweder haben sie uns bis dahin erwischt, und wir kommen ins Kittchen — leider nicht zusammen, so human sind sie noch nicht mit dem Strafvollzug —, oder aber sie erwischen uns nicht, und wir suchen eine Möglichkeit, zu neuem Geld zu kommen, wenn das alte zu Ende geht. Und du wirst eine sehr gelehrige Schülerin.«
»Gar nichts werde ich sein, gar nichts! Ich verabscheue Sie!«
Er
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