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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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totenblaß geworden, und seine Hände zitterten. „Kathryn!" stieß er verzweifelt hervor. „Ihr habt Euch Eurem Onkel nicht ergeben, und Ihr habt Euch mir nie ergeben.
    Wie könnt Ihr jetzt aufgeben? Seid Ihr vielleicht doch feige?"
    Irgendwie drangen seine Worte durch die Nebel ihres Be-wußtseins. Empört öffnete sie die Augen, doch schon schüttelte eine neue Wehe sie. Dieses Mal konnte Kathryn ein Stöhnen nicht zurückhalten, und plötzlich hörten die Schmerzen überhaupt nicht mehr auf.
    Jetzt schien die Natur die Befehlsgewalt über den Körper an sich gerissen zu haben, um das Kind endlich ans Licht der Welt zu bringen. Zwar schrie Kathryn noch immer nicht, doch sie wehrte sich auch nicht mehr gegen die Vorgänge.
    Sanft strich ihr Guy das wirre Haar aus dem Gesicht. „So ist es richtig, Liebste. Es ist bald überstanden, das verspreche ich Euch. Hier, nehmt meine Hände und drückt sie ganz fest. . . "
    Verschwommen wurde sich Kathryn seiner Anwesenheit wieder bewußt. Sie hielt sich an seiner beruhigenden Stimme und an seinen Händen fest. Ihre Fingernägel gruben sich tief in seine Haut.
    Am Fußende des Betts schrie Gerda leise auf. „O Herr! Herrin! Ich kann den Kopf sehen!"
    Elsa fiel mit einem Freudenschrei in Gerdas Jubel ein. „Bei der nächsten Wehe müßt Ihr kräftig pressen, Herrin! Pressen und ausstoßen!"
    Und das tat Kathryn dann auch. Sie fühlte, wie etwas aus ihrem Körper ausströmte, und dann hörte sie einen dünnen Schrei. Guy beugte sich über sie und küßte sie auf den Mund. Als er sich wieder aufrichtete, mußte er über ihren benommenen Gesichtsausdruck lächeln.
    Das dünne Stimmchen hatte beträchtlich an Kraft zugelegt.
    Es dauerte noch einen Moment, bevor Kathryn richtig begriff, was das bedeutete. Sie hob den Kopf. „Mein Kind . . . "
    „Ein Mädchen, Herrin!" Gerda war eifrig damit beschäftigt, den schlüpfrigen kleinen Körper zu reinigen. „Es ist winzig, doch eine wahre Schönheit!"
    Kathryn drehte den Kopf, konnte indessen nur die Tücher sehen, die um das Kind gewickelt wurden. „Gebt mir meine Tochter", bat sie mit schwacher Stimme. Sie wollte sich hochsetzen, doch es gelang ihr nicht. Tränen rollten ihr über die Wangen.
    Guy drehte sich auf dem Bett herum und hob sie sanft an, so daß sie sich mit dem Rücken gegen seine Brust lehnen konnte.
    Dann gab er Gerda ein Zeichen.
    Das Mädchen legte das Wickelbündel in Kathryns Arm, und Guy stützte Mutter und Kind. Kathryn seufzte tief und zufrieden und betrachtete dann überglücklich das Neugeborene.
    Sprechen konnte sie nicht, und ihre Tränen strömten noch immer, trotzdem lächelte sie strahlend, und dieses Lächeln fand den Weg zu Guys Herzen.
    Männlicher Stolz schwellte seine Brust. Fest legte er die Arme um seine Tochter und seine Gemahlin. Ja, meine Gemahlin . . .
    ich lasse sie nie wieder los, dachte er. Niemals wieder!
    Und wenn es bis ans Ende aller Zeiten dauern sollte, gelobte er sich, eines Tages wird sie mich lieben; dafür werde ich sorgen!

19. KAPITEL
    Blaßgoldenes Sonnenlicht durchflutete den Raum, als Kathryn aus tiefem Schlaf erwachte. Aus einer Ecke des Gemachs war leises, jämmerliches Weinen zu hören. Obwohl sie noch immer erschöpft war, hob sie den Kopf und sah, daß Gerda ein winziges Bündel in den Armen hielt.
    „Ah, Ihr seid aufgewacht!" sagte die Magd. „Und gerade zur rechten Zeit." Sie legte das Neugeborene auf das Fußende des Betts und wechselte ihm die Windeln.
    Kathryn stützte sich auf dem Ellbogen auf, schaute zu und zählte die Fingerchen und Zehlein ihrer Tochter. Sie atmete erleichtert auf; das Kind war vollkommen und wohlgestaltet.
    Als Gerda es ihr in die Arme legte, lächelte Kathryn ein wenig unsicher. Das Wesen war ja so winzig! Sein Gewicht fühlte sich allerdings völlig richtig an.
    Gerda half Kathryn, sich das Leinengewand von der Schulter zu streifen, damit sie den Säugling stillen konnte. Zufällig streifte Kathryns eine Brust dabei die Wange ihrer Tochter, und sofort öffnete sich der kleine rosige Mund so fordernd, daß Kathryn lachen mußte.
    „Mir scheint fast, sie weiß besser Bescheid als ich, was zu tun ist."
    Gerda kicherte leise und ließ dann Mutter und Kind allein.
    Kathryn stützte das mit zartem dunklen Flaum bedeckte Köpfchen mit der Hand. Die Liebe durchströmte ihr Herz wie die goldenen Sonnenstrahlen das Gemach. Sie neigte sich zu ihrem Kind und küßte es auf die Stirn. Tränen traten ihr in die Augen, Tränen der Freude und des

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