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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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jemand.
    Er kam nicht mehr dazu, noch länger darüber nachzudenken, denn plötzlich hörte er ein zischendes Geräusch. Michael" rief ihm etwas zu. Guy warf sich flach über den Hals seines Hengstes, und im selben Augenblick schwirrte ein Pfeil an seinem Kopf vorbei - so dicht, daß er den Luftzug an seiner Wange fühl-te. Hufschläge erschütterten den Erdboden. Jemand preschte durch das Unterholz. Michael hatte schon sein Schwert blank-gezogen. Jetzt gab er seinem Roß die Sporen und raste zu einem dichten Gehölz. Guy riß sein Pferd herum und folgte ihm.
    Zu einem Kampf kam es nicht. Der hinterhältige Angreifer hatte seinen Fluchtweg offenbar gut vorbereitet, und die beiden Verfolger bekamen ihn nicht einmal auch nur von weitem zu Gesicht.
    Wieder zu der Lichtung zurückgekehrt, saß Sir Michael ab und ging zu der schwarzen Eiche, in deren Stamm der Pfeil steckte. Er zog ihn heraus und drehte den schlanken Schaft zwischen Daumen und Zeigefinger. „Dieser Pfeil war für Euch bestimmt", sagte er düster.
    Mord! Jemand hatte versucht, ihn zu ermorden. Diese Erkenntnis ließ Guy das Blut zu Eis gefrieren. Er befahl Sir Michael, Schweigen zu bewahren, wenn sie nach Sedgewick zurückgekehrt waren.
    An der treuen Ergebenheit seiner eigenen Männer zweifelte er nicht. Roderick hingegen mochte . . . Es bestand immerhin die Möglichkeit.
    Abends in der großen Halle war Guy wachsam, wenn seine Miene auch unergründlich blieb. Sein Blick folgte Kathryn, die gerade durch den großen Raum ging. Der Feuerschein warf goldenes Licht auf ihren schlanken Hals, als sie den Kopf neigte und über irgend etwas lächelte, das Gerda eben gesagt hatte. Ganz in dunkelroten Samt gekleidet, wirkte ihre Gestalt weich, üppig und dennoch schlank.
    Guy preßte die Lippen aufeinander. Kein Wunder, daß Roderick wie jeder andere Mann im Saal - er selbst nicht ausgenom-men - den Blick nicht von ihr wenden konnte. Sie war der Traum eines jeden, feurig, doch sanft, lebhaft, strahlend und verlok-kend. Guy wußte zudem, wie herrlich sich ihre makellose Haut anfühlte, wie süß ihre Lippen schmeckten, und wie es war, wenn sich ihre Hüften im Feuer der Nacht an seinen rieben.
    Und diese Frau gehörte ihm! Er hatte sie geheiratet und sie in Namen und Tat zu seiner Gattin gemacht. Er hatte alles gewonnen, was er begehrte. Er hatte sie in jeder möglichen Weise an sich gebunden.
    Er hörte sie lachen, doch der fröhliche Klang brachte keine Sonne in die düstere Einöde seiner Seele, denn Kathryn lachte nicht für ihn, sondern für einen anderen.
    Jemand drückte ihm einen Krug Bier in die Hand. Guy trank, ohne hinzusehen. Er kam sich vor wie ein Eindringling, und das in seinem eigenen Haus!
    Roderick hatte auf der Bank Kathryn gegenüber Platz genommen. Dieser Schuft! dachte Guy wütend. Er ißt mein Brot, er trinkt meinen Wein - nimmt er sich auch meine Gemahlin?
    Gerade lachte Kathryn wieder. Guy vermochte seine Zweifel nicht zu unterdrücken.
    Sehnte sie sich noch immer nach Ashbury? Bedauerte sie noch immer die Umstände, welche sie in seine Arme und in sein Bett getrieben hatten? Gewiß war ihr hier die Leidenschaft begegnet, doch niemals hatte sie behauptet, ihn, ihren Gemahl, zu lieben. Vielleicht deswegen nicht, weil sie noch immer Roderick liebte? Beabsichtigten die beiden etwa, ihn zu ermorden? Planten sie vielleicht gerade in diesem Augenblick seinen, des Earls, Untergang?
    Unvermittelt drehte sie sich um und begegnete seinem Blick.
    Das Lächeln lag noch auf ihren Lippen, auf den Lippen, die immer nur logen und betrogen.
    Jetzt hob sie ihr Kinn und wandte sich wieder zu Roderick zurück. Für Guy war das wie ein Schlag ins Gesicht. Bei allen Heiligen! Er würde doch nicht dabeistehen und zusehen, wie sie einen Narren aus ihm machte!
    Er stand auf und ging zum Ende der Tafel, an der die beiden Menschen saßen, die ihn so quälten. Als er näher kam, stellten sie ihre Unterhaltung ein. Zwei Augenpaare richteten sich höflich und fragend auf ihn.
    Wieder fühlte sich Guy als Außenstehender und Eindringling.
    „Wie geht es heute abend Eurer Verletzung, Sir Roderick?" erkundigte er sich kühl.
    „Meinem Bein geht es ausgezeichnet, was Gerdas Pflege zu verdanken ist." Er schenkte Kathryn einen liebevollen Blick.
    „Und Kathryns natürlich", fügte er hinzu.
    „Wie überaus erfreulich, daß es so gut und so schnell heilt", meinte Guy lächelnd. Er legte eine Hand auf Kathryns Schulter.
    „Zumal Ihr und Eure Männer doch zweifellos darauf

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