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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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leisten?"
    Guy, dem erst jetzt bewußt wurde, wie hundemüde er war, schüttelte den Kopf. „Lieber nicht. Ich möchte in meinem Gemach zur Nacht speisen und mich dann zur Ruhe begeben."
    Er verbeugte sich leicht vor den Frauen. „Ich wünsche Euch eine gute Nacht, meine Damen."
    Ein wenig später tat Hugh oben im Flur das gleiche, hob sich dabei jedoch die Hände der beiden nacheinander an die Lippen.
    Zu ihrer Verblüffung sah Kathryn, daß Elizabeth ihm noch lange auf seinem Weg zur Halle zurück nachschaute.
    „Er ist so ganz anders als erwartet", bemerkte sie leise und nachdenklich.
    „Was?" fragte Kathryn gereizt. „Der Earl?"
    Ihre Schwester schüttelte den Kopf. „Sir Hugh." Sie suchte nach den passenden Worten. „Er war sanft, freundlich und ungemein . . ritterlich."
    Fast hätte Kathryn überglücklich aufgelacht. Noch niemals hatte sie ihre Schwester solche Worte zur Beschreibung eines Mannes benutzen hören. „Das stimmt", bestätigte sie leise.
    „Trotzdem ist er ein Ritter des Earls. Und wir dürfen nicht vergessen, weshalb er sich hier befindet."
    „Sprich nicht so von dem Earl." Elizabeth erschauderte.
    „Dieser Mensch macht mir wirklich angst. Er hat so merkwürdige Augen, fast wie . . aus Kristall. Und als er mich anschaute, dachte ich, er blickte direkt in mich hinein." Bei der Erinnerung daran fröstelte sie.
    Das tut er tatsächlich, dachte Kathryn. Ihr stand wahrhaftig nicht der Sinn danach, ihn heute noch einmal wiederzusehen, doch Elizabeth hatte sie unabsichtlich daran erinnert, daß es sein mußte.
    Sie beugte sich vor und küßte ihre Schwester auf die Wange.
    „Du siehst müde aus, Elizabeth. Ich werde dir jetzt dein Haar bürsten und dich dann zu Bett bringen."
    So geschah es. Eine Weile später verließ Kathryn das Gemach ihrer Schwester wieder und ging den Flur entlang.
    Der Earl of Sedgewick hatte in einem Raum Quartier genommen, von dem aus man das Wachhaus beobachten konnte. Kathryn näherte sich dem Gemach mit der Begeisterung eines Men-sehen, der seinem Henker entgegenschritt.
    Glücklicherweise befand sich niemand auf dem Gang, der sie hätte sehen können, als sie vor der Tür stehenblieb. Sie staunte, wie fest und sicher ihr Klopfen klang, obschon sie doch innerlich bebte.
    Die Tür wurde geöffnet. Kühn und unnachahmlich arrogant stand der Earl da und blickte ihr entgegen, als hätte er sie erwartet. Mit diesen Kristallaugen konnte er doch nicht etwa wirklich in sie hineinsehen?
    „Herr, ich möchte mit Euch reden", sagte sie rasch, bevor der Mut sie noch verließ.
    Fragend zog er die Augenbrauen hoch, äußerte jedoch nichts, sondern öffnete nur die Tür weiter.
    Kathryn trat ein. Zahlreiche Kerzen beleuchteten den Raum hell. Im Kamin loderte ein knisterndes Feuer und spendete wohlige Wärme. Dennoch lief es ihr eiskalt über den Rücken, als sich die schwere Eichentür hinter ihr schloß.
    „Ihr überrascht mich, Lady Kathryn. Ich hätte nicht erwartet, daß Ihr mich aus welchem Grund auch immer aufsuchen würdet. Eure Schwester ist meinem Blick ausgewichen, als fürchtete sie, davon die Pest zu bekommen. Denkt Ihr nicht ebenfalls so?"
    Sein Sarkasmus war ihr nur recht, denn er vertrieb ihre Furcht und ihre Unentschlossenheit. „Elizabeth fühlt sich nicht wohl in Gegenwart so vieler bewaffneter Männer", erklärte sie mit kalter Gelassenheit.
    „Ja, dagegen kann man leider nichts machen", versetzte er ebenso kalt.
    „Des weiteren ist es ihr unbehaglich, daß sie nicht weiß, welches unsere Position in diesem Haushalt ist, nachdem Ihr jetzt hier der Herr seid. Und das ist der Grund meines Kommens. Ich wünsche Eure Pläne zu erfahren, soweit sie mich und meine Schwester betreffen."
    ,Ich wünsche Eure Pläne zu erfahren', sagte sie, dachte Guy.
    Sie bittet nicht etwa, sie fragt nicht, sondern sie verlangt, als sei das ihr gutes Recht.
    „Darüber habe ich noch nicht viel nachgedacht", antwortete er gereizt.
    Sie senkte den Blick, und die Andeutung eines Lächelns erschien auf ihren Lippen. „Ihr könnt uns befehlen, edler Earl. Als neuer Herr könnt Ihr über uns verfügen. Ich bin darauf gefaßt, als Sklavin, Dienerin oder Scheuermagd verwendet zu werden.
    Ich bin auf alles vorbereitet. Ich bitte Euch nur, nicht allzu hart zu Elizabeth zu sein. Anders als ich, ist sie sehr zart und zerbrechlich."
    Guy war verärgert und beeindruckt zugleich. Diese Person war kalt, verführerisch und widersetzlich. Sie gab sich so, als wäre sie die untertänigste aller

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