Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
fester umfaßte er sie, so daß sie jede Einzelheit seines Körpers fühlen mußte. In irgendeinem verborgenen Winkel seines Verstandes registrierte er, wie süß ihr Mund und wie schlank und weich ihr Körper war.
    Trotz alledem wurde Guy nicht etwa von den Gefühlen der Liebe, sondern von seinem Zorn angetrieben. Er wollte, daß diese Frau ihn niemals mehr vergaß. Sie sollte erkennen, daß er sich ihrem Willen nicht beugte. Er berührte sie, als würde sie ihm gehören. Er umfaßte ihre vollen, festen Brüste und ihre schlanken, doch weiblich runden Hüften. Am Ende stieß er sie von sich fort.
    Sie zitterte noch immer. Ihre Lippen waren feucht und geschwollen. Während eines flüchtigen Augenblicks meinte Guy den Ausdruck der Verletzlichkeit in ihren Augen zu erkennen, doch er wußte, daß er sich täuschen mußte, und dieser Gedankengang verhärtete sein Herz.
    Er wandte ihr den Rücken, ging zum Tisch und nahm seinen Weinkelch wieder auf. „Euer großzügiges Angebot muß ich leider ablehnen. Mir steht nämlich nicht der Sinn danach, eine Märtyrerin im Bett zu haben, sondern eine liebende, willige und ehrliche Frau. Ihr dagegen seid nichts als eine herzlose Hexe mit Eis in den Adern."
    Kathryn starrte ihn an. So, sie war also herzlos! Ihr Zorn loderte so heiß auf wie die Flammen im Kamin. Sie riß den Dolch aus dem Ärmel und stach blindlings zu.
    Gerade im rechten Augenblick drehte sich Guy um. Im Kerzenlicht blitzte die blanke Klinge auf. Instinktiv riß er seinen Arm hoch und lenkte auf diese Weise den Dolch ab, der ihm sonst ins Fleisch gefahren wäre. Der Weinkelch fiel scheppernd zu Boden.
    Hart packte Guy ihre Handgelenke und zwang Kathryn dadurch, den Dolch fallen zu lassen. Die Waffe rutschte über die Fußbohlen und blieb in einer Ecke des Gemachs liegen.
    In ihrer Verzweiflung versuchte Kathryn, auf den Earl einzuschlagen, doch er zog sie nur dicht zu sich heran und blickte in ihr wutverzerrtes Gesicht. In ihren Augen loderte ein wildes Feuer; ihr Haß war ebensogroß wie seiner.
    Ich hatte recht, dachte Guy. Diese Frau ist keineswegs ein vom Himmel herabgestiegener Engel. In ihren Adern fließt das gleiche Blut wie das ihres Onkels.
    „Jetzt ist die Wahrheit also herausgekommen", stellte er fest.
    „Ihr seid erschienen, um mich zu töten."
    „Was soll mir das jetzt noch?" schrie sie. „Ihr seid nicht tot, und ich habe versagt."
    „Und Ashbury gehört mir noch, und so wird es auch bleiben."
    Es bereitete ihm allergrößte Genugtuung, sie daran zu erinnern.
    Er stieß sie von sich fort. „Ich verliere die Geduld. Hinaus mit Euch, bevor ich Euch in das Verlies werfe, wohin Ihr gehört.
    Doch seid gewarnt: Ich werde Euch niemals mehr den Rücken wenden."
    Langsam zog sie sich einen Schritt zurück, wirbelte dann herum und
    lief
    zur
    Tür.
    „Kathryn!"
    Sie blieb stehen, drehte sich indessen nicht zu ihm um.
    „Ich habe heute eine Botschaft an König Heinrich gesandt und die Übertragung der Vormundschaft über Euch und Eure Schwester verlangt." Seine Stimme klang gefährlich mild.
    Kathryn fuhr zu ihm herum. Sie war leichenblaß.
    Er lächelte durchaus angenehm. „Ich glaube, Eure Hochzeit mit Sir Roderick wird nun doch nicht stattfinden. Fürchtet jedoch nicht, daß Ihr zur Jungfernschaft verdammt seid. Falls Ihr Euch gut benehmt, werde ich Euch möglicherweise mit einem reichen Kaufmann verheiraten."
    Kathryn riß die Tür auf und taumelte hinaus. Sie floh und blieb erst stehen, als sie sich in ihrem Gemach in Sicherheit befand. Selbst hier konnte sie noch immer das Echo seiner spötti-schen Worte hören.
    Wie sie diesen Mann haßte! Er hatte sie gedemütigt und entwürdigt. Nie würde sie die Art vergessen, wie er sie berührt hatte - seine Zunge in ihrem Mund, seine Hände an ihrer Brust, seine Hüften an ihren .. . Sie erschauderte.
    Und es war alles vergebens gewesen! Mit einem Aufschrei warf sie sich aufs Bett. Wenn es dem Earl paßte, würde er sie von hier fortschicken. Sie würde Elizabeth niemals wiedersehen . . .
    und sie würde Ashbury niemals wiedersehen. Ashbury war für sie ein für allemal verloren.
    Die Bitterkeit erstickte sie beinahe. Ihr Herz war leer und kalt. Sie mußte es sich endlich eingestehen: Sie hatte sich einem Willen zu beugen, der größer und stärker war als ihr eigener, denn so ging es nun einmal zu auf dem Spielbrett namens England, auf dem sie als Frau stets nur eine kleine, unwichtige Figur sein würde.

4. KAPITEL
    Als Kathryn am nächsten Morgen

Weitere Kostenlose Bücher