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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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höchstwahrscheinlich wäre ihr damit sogar Erfolg beschieden gewesen.
    Er hatte es ja gleich geahnt: Die Lady Kathryn bedeutete Ärger. Er bezweifelte nicht mehr, daß sie Richard of Ashbury haß-
    te; er wunderte sich nur darüber, daß sie ihn nicht schon längst im Bett ermordet hatte. In ihren Adern floß ganz fraglos sein Blut, denn sie war genauso verschlagen und schlau wie ihr Onkel.
    Guy stellte den Weinkelch ab, stemmte die Hände auf die Hüften und ging langsam um Kathryn herum. „Ich bin neugierig."
    Er sprach sehr leise, und seine Stimme umschwebte sie wie ein Seidenschleier. „Ihr behauptet, Ihr würdet alles für Ashbury tun." Direkt hinter ihr blieb er stehen. „Wie weit würdet Ihr gehen?"
    Kathryn erstarrte. Sie wagte kaum noch zu atmen. Ihr Herz stockte. Sie hatte das beängstigende Gefühl, falls sie sich bewegte, würde Guy de Marche sie an sich reißen, und sie würde nie wieder frei sein.
    Sie sprach mit der Inbrunst einer Betenden. „Ich würde alles tun, um Ashbury zurückzugewinnen. Alles, Herr! Doch ich besitze nichts. Ich kann Euch nichts anbieten." Ihre Stimme erstarb fast. „Nichts, außer mich selbst."
    Im nächsten Moment fühlte sie seine Hand an ihrem Nacken, und davon ging eine Wärme aus, die ihr Blut erhitzte.
    „Verstehe ich Euch richtig, Kathryn? Wollt Ihr mir meine einsamen Nächte versüßen, solange ich hier bin? Wollt Ihr Euch mir hingeben, wenn ich meinen Anspruch auf diese bescheidene Burg aufgebe?"
    Sie schloß die Augen. „Ja", flüsterte sie, und das war die Wahrheit. Sie war bereit, das einzige, das ihr verblieben war -
    ihre Tugend - zu opfern, wenn Ashbury nur wieder ihr und ihrer Schwester gehören würde, so daß sie frei von der Tyrannei der Männer so leben konnten, wie es ihnen beliebte.
    Guy spürte ihre innere Anspannung, konnte sie sich indessen nicht erklären. Kathryn wirkte so unberührt, und das verwirrte ihn, denn er wußte, daß sie so wild war wie der Wind, der von der See her übers Land wehte. Außerdem war es nicht gerade ein romantisches Turtelspiel gewesen, bei dem er sie und ihren Liebhaber gestern abend ertappt hatte.
    Langsam drehte er sie zu sich um. Er ließ die Hände von ihrem Nacken zu ihren Schultern gleiten. Wie liebreizend sie war! Ihr Gesicht war zart und feingeschnitten und ihr Mund rosenrot.
    Ihre Augen hatten die Farbe frühlingsgrüner Blätter; dichte dunkle Wimpern umrahmten sie. Das Verlangen durchfuhr Guy wie eine heiße Flamme.
    Seit er über Elaines Tod unterrichtet worden war, hatte es viele andere Frauen für ihn gegeben, namenlose, gesichtslose Frauen, die nichts von ihm erwartet hatten. Jetzt jedoch wußte er instinktiv, daß er Kathryn so schnell nicht vergessen würde, falls er sie jetzt nähme. Ihr schönes Gesicht würde ihm lange im Gedächtnis bleiben. Nein, ihm war keine solche Frau mehr begegnet seit...
    Seit Elaine. Der heiße Schmerz durchfuhr seine Seele. Guy verstand nicht, weshalb er jetzt so von Verlangen erfüllt war.
    Kathryn war eigenwillig und trotzig, während Elaine freundlich und liebevoll gewesen war. Kathryn war hochmütig und starrsinnig, während Elaine fügsam und entgegenkommend gewesen war. Und Kathryns Haar war rabenschwarz, während Elaines so hell wie ein zarter Mondstrahl gewesen war.
    Guy zwang sich, seinen Gedankengängen eine andere Richtung zu geben. Er befand sich schließlich hier, um Elaines Tod zu rächen, und diese hinterhältige Versucherin beabsichtigte, ihn zu verführen. Nicht Verlangen oder Leidenschaft hatten sie heute nacht zu ihm geführt, sondern allein Selbstsucht und Habgier. Sie würde sich ihm schenken und dabei nur an sich selbst denken.
    Dennoch begehrte er sie, nur weigerte er sich, ihr Spiel mitzu-spielen. Er würde sie nehmen, ja, doch erst dann, wenn es ihm selbst beliebte.
    Kathryn zitterte mit einmal. Guy de Marche war so nahe, viel zu nahe. Sie spürte seine Körperwärme, sie fühlte seinen Atem an ihrer Wange. Dieser Mann ängstigte sie auf eine Weise, die ihr völlig fremd war.
    „Ihr sagtet, für Ashbury würdet Ihr alles tun." Seine Stimme klang merkwürdig belegt. „Ich bin sehr begierig darauf, die Wahrheit Eurer Behauptung zu überprüfen."
    Er zog sie zu sich heran, und im nächsten Augenblick preßte er seine Lippen auf ihre. Er riß ihr die Schleierhaube vom Kopf und schob die Finger in ihr seidenweiches Haar. Sein Kuß war hart und heftig; seine leidenschaftlichen Empfindungen schienen sich seinem Willen nicht mehr unterzuordnen.
    Noch

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