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Geliebter Feind

Geliebter Feind

Titel: Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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Richards Dahin-scheiden wärt."
    „Ich haßte ihn, jawohl", antwortete sie. „Ihr jedoch seid derjenige, der sich über seinen Tod freut."
    Wieder hob er die Augenbrauen. „Und ihr, liebe Lady? Könnt Ihr nicht von Euch dasselbe sagen?"
    Kathryn schwieg. Oft hatte sie sich gewünscht, daß Richard aus ihrem und Elizabeths Leben verschwinden würde - besser noch, daß er nie geboren wäre. Niemals jedoch hatte sie seinen Tod gewünscht. Allerdings vermochte sie auch keine ehrliche Trauer darüber empfinden.
    Guy de Marche lachte. „Seht Ihr? Ich habe recht. Im übrigen glaube ich, ich habe Euch unterschätzt. Als Ihr mir gestern abend sagtet, Ihr würdet alles tun, um Euch Eures Onkels zu entledigen, habe ich nicht im Traum daran gedacht, daß Ihr es damit so eilig haben würdet. Und er wurde mit einem Dolch umgebracht . . . Könnte es sein, Ihr wart über Euren Mißerfolg bei mir so enttäuscht, daß Ihr Eure Kunst an Richard of Ashbury ausgeübt habt?"
    Zuerst war Kathryn wie benommen, und dann sprang die weißglühende Wut in ihr auf. Wofür hielt dieser Mann sie eigentlich? Meinte er, sie durchschaute seine Absicht nicht?
    Selbstverständlich wollte er die Schuld von sich auf sie abwälzen. Und das nannten die Männer „Ehre"!
    „Ihr seid ein Schuft!" erklärte sie mit tiefempfundenem Abscheu. „Das höre ich mir nicht länger an." Sie drehte sich um und wollte gehen. Schon nach zwei Schritten packte der Earl sie und drückte sie mit den Schultern gegen die Wand.
    „Laßt mich los!" rief sie. „Durch den Mord an meinem Onkel hätte ich ja nichts gewonnen."
    „Nichts außer der Rache."
    „Was man von Euch auch sagen könnte. Ich wollte nur meine Heimstatt zurückhaben, und jetzt gehört Ashbury Euch."
    „Und wird mir auch immer gehören." Er lächelte kalt.
    „Wie könnt Ihr nur so herzlos sein!" rief sie verzweifelt. „Ihr seid ja keinen Deut besser als Onkel Richard. Ein Mann, der des Tötens wegen tötet! Nein, ich bezweifle nicht, daß Ihr ihn umgebracht habt. Ihr hattet jeden Grund dazu."
    Das stimmt, mußte Guy im stillen zugeben. Er widersprach ihren Beschuldigungen auch nicht; es konnte ja nicht schaden, die junge Dame ein wenig einzuschüchtern. Er lachte, und dabei lief es Kathryn eiskalt über den Rücken. „Wenn Ihr das also von mir glaubt, Madam, dann solltet Ihr auch auf Euren Rücken achtgeben." Er ließ ihre Schultern los.
    Kathryn blieb an die Wand gelehnt stehen und sah ihn das Gemach verlassen. Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.
    Täuschte sie sich, oder hatte er ihr soeben damit gedroht, sie zu töten?
    Es erzürnte Guy über die Maßen, daß ihm jemand zuvorgekom-men war. Sein größter Wunsch war es gewesen, Richard unter seinen Händen sterben zu sehen, und die Aussicht darauf hatte ihm der Mörder oder die Mörderin - wer immer es auch sein mochte - zunichte gemacht.
    Bekümmert schaute Hugh seinem Freund und Herrn zu, der seinen Mißmut im Trunk zu vergessen trachtete. Die beiden Männer waren allein in der großen Halle zurückgeblieben, nachdem die anderen schon längst ihre jeweilige Schlafstelle aufgesucht hatten.
    Die Nacht war naßkalt und das Herdfeuer beinahe ganz her-untergebrannt. Hugh legte noch ein Holzscheit nach, betrachtete dann wieder seinen Freund und entschied, daß es jetzt an der Zeit sei, die Frage zu stellen, die ihm schon während des ganzen Tages auf dem Herzen gelegen hatte.
    „Guy, nachdem Richard of Ashbury jetzt tot ist - was geschieht nun als nächstes?" Er setzte sich seinem Freund gegen-
    über auf die Bank.
    Unter bleischweren Lidern hervor starrte Guy in die flak-kernden Flammen des Kaminfeuers. „Ich bin des Kämpfens müde", sagte er langsam. „Wenn du es ganz genau wissen willst, Hugh - ich wünsche mir jetzt nur noch, Peter wiederzusehen. Er ist mein Sohn, und ich kenne ihn kaum."
    „Ihr wollt also nach Sedgewick zurückkehren und Euch Euren Gütern widmen?"
    „So ist es."
    „Und was wird aus Ashbury?"
    Es dauerte eine Weile, bis Guy antwortete. „Ich werde die Sie-gesbeute nicht aus der Hand geben, allerdings brauche ich hier jemanden, dem ich vertrauen kann."
    Er blickte seinen Freund direkt an. „Ich muß dich um einen Gefallen bitten, Hugh. Ich verstehe, weshalb du Ramsey Keep abgelehnt hast. Doch wie wäre es, wenn du als Burgvogt hier auf Ashbury bliebst? Ich habe vor, einige meiner Bewaffneten hier zurückzulassen, und es würde mir die größte Freude bereiten, wenn du mein Angebot annähmst."
    Hughs Gedanken gingen

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