Geliebter Freibeuter
zu ihrem Schlüsselbein nach, was ihr einen wohligen Schauer bescherte. »Glaube mir, Liebste, ich würde es begrüßen, wenn wir eine Chance hätten. Aber derzeit ist es unmöglich. Ach, Eloise, schau mich doch nicht so an.«
»Was meinst du mit so?« Sie lächelte verschmitzt.
»Na, so … hoffnungslos. Wenn man etwas nicht aufgeben darf, so ist das die Hoffnung. Vielleicht wird es irgendwann möglich sein, dass sich unsere zwei Welten miteinander verbinden lassen.«
Ihr Lächeln verschwand, und sie wurde ungewöhnlich ernst. Die Frage nach Betty und welche Art von Gefühlen Flynn für die dunkelhäutige Schönheit hegte, brannte auf ihrer Zunge, aber sie stellte sie nicht, stattdessen sagte sie leise: »Ich glaube, ich sollte jetzt gehen, sonst wird mich Kate vermissen.«
Eloise musste jetzt allein sein, um nachzudenken. Widerstrebend ließ er sie los, und Eloise sah nicht zurück, als sie den Weg zum Herrenhaus einschlug. Hätte sie es getan, das wusste sie, dann wäre sie in seine Arme geflogen und hätte geschworen, Mantana Island niemals zu verlassen.
11. Kapitel
Während des ganzen Weges zurück ins Herrenhaus wirbelten die Gedanken in Eloises Kopf wild durcheinander. Sie schwankte zwischen unsäglichem Glück und einer tiefen Verzweiflung, aber eines war ihr klar: Sie würde Flynn nicht verlassen! Sie würde nicht nach Jamaika segeln und einen Mann heiraten, den sie kaum kannte und noch weniger liebte, jetzt, da sie die wahre Liebe kennengelernt hatte. Es gäbe sicher eine Möglichkeit, dass sie und Flynn zusammenbleiben konnten. Sie hatte ein wenig Geld, nicht viel, aber für einen Neuanfang würde es ausreichen. Vielleicht könnten sie in die Kolonien gehen. Dort sollte es für jeden kräftigen und mutigen Mann Arbeit geben. Eloise brauchte kein luxuriöses Haus und seidene Kleider, was war denn schon Geld, wenn das Herz dabei kalt blieb? Cubert könnte sie begleiten, darüber würde Kate sich bestimmt sehr freuen … Wie ein junges Mädchen hüpfte Eloise die Stufen hinauf und trat beschwingt in ihr Zimmer.
»Kate, ich muss dir etwas erzählen!«
Suchend sah Eloise sich um, aber Kate war ebenfalls früh aufgestanden und nicht im Zimmer. Eloise legte einen Finger auf ihre Lippen, auf denen sie immer noch Flynns Kuss spüren konnte. Ach, war das Leben herrlich! Obwohl das Wetter heute genauso schön war wie in den vergangenen drei Wochen, schien die Sonne heller zu strahlen, und Eloise hätte die ganze Welt umarmen können. Sie hatte eine Entscheidung getroffen, und es war eine Entscheidung aus Liebe, undsomit war diese gut und richtig. Sie dachte nicht an ihre Eltern und den Skandal, den sie in ganz England auslösen würde, wenn sie bei Flynn blieb. Was andere über sie dachten, war ihr gleichgültig. Wichtig war nur, dass Flynn sie liebte und sie für immer zusammenbleiben könnten.
Die Tür öffnete sich, und Eloise trat Kate lächelnd entgegen. Die beiden Frauen sprachen gleichzeitig: »Da bist du ja, ich muss dir unbedingt erzählen, dass …«
»Oh, Eloise, ich habe eine wunderbare Neuigkeit!«
Sie brachen ab, dann lachten beide laut auf. Auch Kate schien gute Nachrichten zu haben, denn sie wirkte ebenfalls entspannt und gelöst.
»Du zuerst«, forderte Eloise Kate zum Sprechen auf. Bei ihrer Neuigkeit wollte sie Kates ganze Aufmerksamkeit haben und die Freude der einstigen Kinderfrau genießen, doch als Kate zu sprechen begann, stürzte Eloises Welt in sich zusammen. »Eloise, du glaubst nicht, was Betty mir gerade erzählt hat! Sie erwartet ein Kind! Ist das nicht wundervoll? Betty ist ganz aus dem Häuschen und überglücklich. Auch der Captain freut sich sehr und hat Betty verboten, ab sofort schwere Arbeiten zu verrichten. Er ist rührend um sie und um ihre Gesundheit besorgt.« Eloise wurde schwindlig. Haltsuchend griff sie nach dem Bettpfosten. Mit einem Schritt war Kate an ihrer Seite. »Was ist mir dir, mein Liebes? Du bist plötzlich ganz bleich, geht es dir nicht gut?«
»Es ist nichts …« Eloise musste ihre ganze Beherrschung aufbringen, um ein Lächeln anzudeuten. »Wahrscheinlich nur die Hitze … Betty ist also schwanger …«
Für Eloise bestand kein Zweifel daran, wer der glückliche Vater dieses Kindes war.
»Ja, ist das nicht schön für das Mädchen? Sie hat wahrlichviel Schreckliches erleben müssen, doch jetzt scheint sie ihr Glück gefunden zu haben. Und bald wird sie Mutter sein.« Kate betrachtete Eloise sorgenvoll. »Was wolltest du mir sagen?
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