Geliebter Fremder
der Welt. Obwohl jeder andere es eher verdient hatte als er, war ihm dieses Geschenk zugefallen. Und er würde es in Ehren halten. Es war ein riskanter Fehler gewesen, sich in ihr zu ergießen. Ein Fehler, den er nicht wiederholen würde. Er konnte es nicht riskieren, sie zu schwängern.
Er blickte zu Trenton an seiner Seite und sagte: »Sie wirken immer noch ziemlich angegriffen. Die Landluft scheint bei Ihnen nichts zu bewirken.«
»Nein«, brummte Trenton mit gerunzelter Stirn. »Meine Krankheit kann weder durch Frischluft noch durch etwas anderes geheilt werden.«
»Was ist das denn für eine Krankheit?«
»Ich kranke am weiblichen Geschlecht.«
Gerard lachte und erwiderte: »Ich hoffe selbst, langsam ein Heilmittel dafür zu entwickeln. Leider bezweifle ich, dass es auch bei Ihnen helfen würde.«
»Sollte Isabel jemals von einer Tändelei Ihrerseits erfahren«, warnte Trenton mit finsterer Miene, »dann können Ihnen nicht mal mehr die Engel helfen.«
Gerard hielt abrupt inne und wartete, bis Trenton ihn ansah. Sie ließen den Rest der Gesellschaft weiterreiten, bis sie allein waren. »Haben Sie das gestern Abend zu meiner Frau gesagt? Dass ich fremdgehen würde?«
»Nein.« Trenton kam näher zu ihm. »Ich hab ihr lediglich geraten, praktisch zu denken.«
»Isabel ist eine der praktischsten Frauen, die ich kenne.«
»Dann kennen Sie sie nicht besonders gut.«
»Wie bitte?«
Trenton lächelte ironisch und schüttelte den Kopf. »Isabel ist eine Romantikerin, Grayson. Das war sie schon immer.«
»Sprechen wir gerade von meiner Frau? Die Frau, die Männer wegschickt, wenn sie sie zu sehr lieben?«
»Geliebte und Ehemänner sind doch nicht miteinander zu vergleichen, finden Sie nicht? Sie wird Gefühle für Sie entwickeln, wenn Sie so weitermachen. Und wenn ihre Gefühle zurückgewiesen werden, kann eine Frau zur Furie werden.«
»Gefühle für mich?«, fragte Gerard leise, während Staunen sich in ihm ausbreitete. Wenn Pels Verspieltheit und Zärtlichkeit an diesem Morgen ein Anzeichen erwachender Gefühle war, dann wollte er mehr davon. Heute war der beste Tag seines Lebens. Was, wenn all seine Tage so aussehen könnten? »Ich habe nicht die Absicht, sie zurückzuweisen. Ich will sie, Trenton. Ich möchte, dass sie glücklich ist.«
»Und dafür auf alle anderen verzichten? Denn sie wird sich mit nichts anderem zufriedengeben. Aus irgendeinem obskuren Grund hegt sie die abwegige Illusion, es könnte in der Ehe Liebe und Treue geben. Das hat sie ganz sicher nicht in unserer Familie gelernt. Vielleicht aus Märchen, aber nicht aus der Wirklichkeit.«
»Keine anderen Frauen«, wiederholte Gerard zerstreut. Er blickte nach vorn und wünschte, er könnte seine Frau sehen. Als hätte sie seinen Wunsch gespürt, tauchte sie auf und winkte, worauf er unwillkürlich einen Schritt auf sie zuritt.
»Sie brennen vor Ungeduld, zu ihr zu kommen«, bemerkte Trenton.
»Wie soll ich ihr Herz gewinnen?«, fragte Gerard. »Mit Wein und Rosen? Was finden Frauen romantisch?«
Spontan gepflückte Wildblumen und improvisierte Gedichte hatten Em verführt, doch jetzt war sein Ziel ein anderes, viel bedeutenderes. Das konnte er nicht dem Zufall überlassen. Für Isabel musste alles perfekt sein.
»Das fragen Sie mich?« Trenton riss die Augen auf. »Wie zum Teufel soll ich das wissen? In meinem ganzen Leben habe ich noch nie gewollt, dass eine Frau sich in mich verliebt. Denn dann werden sie verdammt unbequem.«
Gerard runzelte die Stirn. Pel würde es wissen, und er sehnte sich danach, sie zu fragen, so wie er sie immer um ihren Rat und ihre Meinung gefragt hatte. Aber in diesem speziellen Fall war er auf sich allein gestellt. »Ich werde es schon herausfinden.«
»Ich freue mich, dass Sie sie zu schätzen wissen, Grayson. Ich habe mich schon oft gefragt, warum Pelham fremdging, wo Isabel ihm so ergeben war. Am Anfang war er wirklich ihr persönlicher Gott.«
»Er war ein Idiot. Und ich bin für Pel kein Gott. Meine Fehler sind ihr ziemlich bewusst. Es wird ein Wunder sein, wenn sie über sie hinwegsehen kann.« Er setzte sich wieder in Bewegung, und Trenton folgte ihm.
»Ich meine, jemanden trotz seiner Fehler zu lieben, statt diese vor lauter Liebe einfach nicht zu sehen, geht tiefer und weiter.«
Gerard dachte einen Augenblick darüber nach und fing dann an zu grinsen. Doch das verging ihm rasch, als sie um einen großen Baum herumkamen und er sah, dass Hargreaves mit Isabel sprach. Sie lachte über etwas,
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