Geliebter Pirat: Sie hatte der Liebe entsagt - doch er eroberte sie im Sturm (German Edition)
weitergehen?«
Jack nickte. James hielt sich an den Felsen fest und kletterte den Rest des Pfades zum Strand hinab. Jack folgte ihm behende.
James hätte niemals gedacht, dass er je Sympathie für einen Leutnant der Königlichen Marine empfinden würde. Soweit es ihn anging, waren das alles Mistkerle. Britische Fregatten befuhren mit anmaßender Arroganz die Weltmeere und fegten alles beiseite, was ihnen in die Quere kam. Sie blockierten Schifffahrtsrouten von legalen Händlern ebenso wie die Westindischen Inseln, um die Amerikaner von dem Handel dort auszuschließen. Sie begleiteten die Ostindien-Händler, die gewaltigen Schiffe der Ostindien-Kompanie, nach Asien, nicht nur um sie zu schützen, sondern auch in dem Bemühen, den Handel mit Ostindien den Briten vorzubehalten.
Englische Fregatten kreuzten an allen Ecken und Enden des Globus, und wenn die Kapitäne gereizt waren, dann schikanierten sie amerikanische Schiffe, die von niemandem beschützt wurden. Die amerikanische Marine verfügte nur über wenige Schiffe; die britische dagegen über Hunderte, und sie wurden allmählich zu einem richtigen Ärgernis. Schlimmer als die Piraten. James Ardmore empfand es als seine Pflicht, sie zur Strecke zu bringen, wann immer er konnte.
Und jetzt war er gezwungen, zwei Marineoffiziere als menschliche Wesen zu akzeptieren, Admiral Lockwood, den Helden von Trafalgar, und Leutnant Jack, einen verwirrten und gebrochenen jungen Mann, der versuchte, seine Würde zurückzuerlangen.
Und dann war da noch Diana Worthing, Witwe des legendären Kapitäns Sir Edward Worthing.
James schlitterte über den trockenen Sand und näherte sich den Höhlen. Sie hatte ihren Ehemann einen Betrüger genannt. Voller Wut. Ihr Zorn sprach aus jedem Wort. Ihre Erklärung, wie sehr sie ihren Gatten hasste, hatte sie geschmerzt; dennoch hatte sie es aussprechen müssen.
Allerdings, wenn er darüber nachdachte, hatte er Diana Worthing noch nie nicht wütend erlebt. Doch das spielte keine Rolle. Der Ärger machte sie noch schöner. Gott, sie musste eine Bresche durch London geschlagen und eine Spur von Gewalt hinter sich gelassen haben. Ihr Wut sagte ihm, dass seine Vermutung stimmte. Ihre Verwirrung dagegen verriet ihm, dass sie keine Ahnung hatte, warum das so war.
Weil du wunderschön bist, Darling, darum. Wunderschön und gefährlich.
Niemals würde er einfach zusehen, wie Jack sie bekam, ganz gleich wie leid ihm der Mann tat.
Sie hatten die Höhlen erreicht. James duckte sich unter dem Eingang der ersten. In ihrem Inneren war es kühl.
Jack folgte ihm und sah sich ohne viel Interesse um. »Recht niedrig.«
»Ja.« James ging zum Ende der Höhle und betrachtete die Wände, untersuchte die Schatten.
»Wonach sucht Ihr?«
»Nach etwas, das zu finden Lady Worthing mich hindern wollte.«
Jack lehnte sich gegen die Felswand. »Hier ist nichts.«
»Sie hat versucht, etwas vor mir zu verbergen. Wenn ich nur wüßte, was!«
James betrachtete die Oberfläche der dunklen Wand und versuchte angestrengt, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Er hoffte, einen Spalt im Fels zu sehen oder eine Öffnung, die ihn zu einer weiteren Höhle führen würde oder ihm wenigstens einen Hinweis gab, was hier versteckt wurde. Diana war jedenfalls sehr darauf bedacht gewesen, ihn von diesen Grotten fernzuhalten.
Sie war eine sehr umsichtige Frau. Das sah er an Kleinigkeiten, zum Beispiel wie sie ihre Tochter im Auge behielt oder Jessup half, nach dem Essen das Geschirr abzuräumen. Sie führte den Haushalt für ihren Vater, und trotz der wenigen Bediensteten tat sie dies gut.
Sie war nicht die Art Frau, die einfach den Kopf verlor und sich James aus einem Anfall von Lust heraus an den Hals warf. Das hatte sie, sehr zu seiner Enttäuschung, letztes Jahr auch nicht getan. Die Leidenschaft, die sie entzündet hatte, als sie ihren Arm um seinen Hals schlang, hatte sie vollkommen überrumpelt. So wie sie ihn überrascht hatte. Sie hatte nicht gewollt, dass so etwas passierte.
James selbst war ebenfalls von den tiefen Gefühlen vollkommen überrumpelt worden, die sich in ihm regten. Er hatte geglaubt, seine Sehnsucht nach Diana Worthing überwunden zu haben. Aber gestern hatte er sie ganz sicher begehrt, ganz gleich wo, an der Wand, auf dem Sand, überall. Und er wollte sie immer noch.
»Hier ist nichts«, wiederholte Jack. Er klang uninteressiert.
James trat zurück. Er ging einmal im Kreis durch die Höhle und kehrte dann zum Eingang zurück. Dort blickte er nach
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