Geliebter Pirat: Sie hatte der Liebe entsagt - doch er eroberte sie im Sturm (German Edition)
Land Spuren von ihm gefunden, obwohl Captain Carter seine Soldaten auf die Suche geschickt hatte. Carter hatte seine Kollegen in Plymouth verständigt, von denen einer sich bereit erklärt hatte, Diana und einen Arzt nach Haven zu bringen, während Carter die gesamte Küste nach James absuchte.
Sir Edward dagegen war relativ schnell gefunden worden. Man hatte ihn vollkommen ausgeraubt, ihm seine Kleidung und seine Pistole abgenommen und ihn nur mit seiner Unterhose bekleidet an einem Strand ausgesetzt.
Er war rasend vor Zorn. Diana dagegen war erleichtert, dass James Edward nicht einfach umgebracht hatte. In seiner Wut wäre er dazu ohne weiteres imstande gewesen. Er hatte sich damit begnügt, Sir Edward zu demütigen. Diana konnte sich sehr gut vorstellen, welches Vergnügen das James bereitet hatte.
Er selbst jedoch blieb unauffindbar. Weder die Admiralität noch Freunde ihres Vaters hörten irgendwelche Gerüchte von James’ Gefangennahme, seinem Tod oder auch nur seiner Flucht. Ebenso war die Argonaut , sein berüchtigtes Schiff, seit vielen Monaten nicht mehr gesichtet worden.
Diana schwankte zwischen Erleichterung, keine Nachrichten von seinem Tod zu bekommen, und eiskalter Angst. James hatte genau den richtigen Moment zur Flucht abgewartet. Sie vermutete, dass Leutnant Pembroke seine Hand dabei im Spiel gehabt hatte, obwohl er genauso überrascht gewirkt hatte wie der Kapitän. Carter wiederum war fuchsteufelswild gewesen, weil er Diana nicht für James’ Verschwinden verantwortlich machen konnte, aber sie war zu dieser Zeit in Pembrokes Kabine eingesperrt gewesen.
Ihr wurde in dieser ersten von vielen schlaflosen Nächten klar, dass Carter James niemals erwischt hätte, wenn sie nicht gewesen wäre. Er hätte mit Leichtigkeit den Soldaten in der Herberge entkommen können. Er hatte sein Messer fallen und sich festnehmen lassen, ihretwegen. Und er hatte den Moment zur Flucht genutzt, in dem man Diana auf keinen Fall eine Mittäterschaft hatte vorwerfen können.
Eine egoistischere Frau wäre vielleicht über sein Opfer froh gewesen. Diana fühlte sich einfach nur elend.
Bei Leutnant Jacks Nachricht beziehungsweise der Tatsache, dass es keine Neuigkeiten gab, änderte sie ihre Meinung und gab dem Kutscher Anweisung, sie nach Whitehall zu fahren. Sie stiegen vor der mit Säulen geschmückten Fassade der Admiralität aus. Jack führte sie und Isabeau hinein. Ihr Vater war heute Morgen ebenfalls hier, weil er Admiral Pembroke einen Besuch abstatten wollte. Diana hatte ihrem Vater von Edward erzählt, und dieser hatte sich bei seinem Freund deshalb beschweren wollen, allerdings unter vier Augen.
Der Admiral hatte Edwards Aussage bestätigt und sich sehr wortreich bei Diana entschuldigt. Sie war nicht sicher, was sie davon halten sollte. Aber ihre Ehe war tatsächlich annulliert. Was das englische Recht anging, waren Diana und Edward niemals verheiratet gewesen.
Sie fand ihren Vater sofort. Er stand auf den Marmorstufen, in ein Gespräch mit Admiral Pembroke und einem großen, breitschultrigen Gentleman mit einem langen blonden Zopf vertieft.
Als sie sich ihrem Vater näherte, sah der blonde Unbekannte sie an, musterte sie mit seinen eindringlichen blauen Augen und verzog den Mund zu einen freundlichen Lächeln, das ihr verriet, dass ihm gefiel, was er sah, und auch, dass er es ihr gesagt hätte, wäre er nicht in Gesellschaft gewesen.
Sie sah den Mann kühl an. Sein Lächeln wurde breiter. Damit konnte er Herzen zum Schmelzen bringen. Nur ihres nicht, selbstverständlich. James hatte es bereits in tausend Stücke zerschmettert.
»Diana«, begrüßte ihr Vater sie herzlich. »Was für eine angenehme Überraschung, dich zu sehen, Liebes. Euer Lordschaft, ich möchte Euch meine Tochter vorstellen, Lady Worthing. Diana, Viscount Stoke.«
James’ gedehnte Stimme klang in ihren Ohren, leise und gereizt. Der Viscount, den sie geheiratet hat, war einstmals ein grinsender Witzbold namens Grayson Finley.
Sie starrte in die blauen Augen des Viscount, die von langen Wimpern umrahmt waren, bevor sie sich zusammenriss und seine Hand nahm.
Ihre Finger wurden von einer Handfläche umfasst, die ebenso hart und schwielig war wie die von James. Sie ähnelte ihr sogar so sehr, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen.
Er hielt ihre Hand einen Moment zu lange fest. Als er sie losließ, sah er sie aus den Augenwinkeln an und zwinkerte ihr kurz zu.
Er war ein Pirat. Einer der Besten . Das hatte James zu ihr gesagt.
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