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Geliebter Schuft

Geliebter Schuft

Titel: Geliebter Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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in den stillen Garten. Die Abendluft war schwer von Rosenduft. Metallisches Räderrollen und Hufschlag waren von jenseits der Mauer zu hören. Sie setzten sich auf die niedrige Brüstung, und Constance riss den ersten Umschlag mit dem Fingernagel auf.

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    5. Kapitel
    Unter >Kontakte<:
    The Mayfair Lady, 14. Juli, 1906
    Ich möchte den oben genannten, in der Juni-Nummer Ihres Blattes angebotenen Service in Anspruch nehmen. Meine heikle und komplizierte Situation schließt aus, dass ich die Einzelheiten zu Papier bringe, da ich davon ausgehen muss, dass mein Zimmer und meine persönlichen Papiere durchsucht werden. Wenn sich ein Treffen mit der Person, die die oben angeführte Vermittlung anbietet, arrangieren ließe, könnte ich mich näher erklären.
    Gegenwärtig bekleide ich eine Stelle als Gouvernante in Mayfair und habe an Donnerstagen nachmittags zwischen drei und sechs Uhr frei, wenn mein Schützling mit seiner Mutter Besuche macht. Ein Treffen zu dieser Zeit würde mir am ehesten zusagen. Ich betone, dass meine Situation drängt und ich mich auf Ihre Diskretion verlassen muss. Bitte, schicken Sie Ihre geschätzte Antwort an Miss Amelia Westcott, postlagernd Park Lane Post Office. Ich hole meine Post jeweils am Morgen, wenn ich mit meiner Schutzbefohlenen einen Spaziergang mache. Aus Ihrer Anzeige geht nicht hervor, was Sie für Ihre Dienste verlangen. Ich möchte betonen, dass dies für mich ein Punkt ist, der der Überlegung bedarf, doch bin ich selbstverständlich zu einer An z ahlung bereit. Ich hoffe, dass dies genügt, und freue mich auf unser Treffen.
    »Amelia Westcott«, murmelte Constance, die schräge Unterschrift von allen Seiten betrachtend. »Ist der Zufall nicht zu groß?«
    »Nicht unbedingt«, sagte Prudence. »Darf ich mal sehen?«
    Sie nahm den Brief von Constance entgegen und las ihn wortlos, ehe sie ihn Chastity reichte. »Es muss die Gouvernante der Grahams sein. Ihr Zimmer wird durchsucht. Sie hat nur wenig freie Zeit. Es passt haargenau.«
    »Also, ich möchte dieser armen, ausgebeuteten Frau gern helfen«, erklärte Chastity und faltete den Brief zusammen.
    »Ihre Lage ist nicht ungewöhnlich«, hob Constance hervor. »Man könnte sogar sagen, dass sie noch Glück hat, wenn man an die vielen Köchinnen und Hausmädchen denkt, die in aller Herrgottsfrühe aus den Federn müssen und erst gegen Mitternacht ins Bett kommen. Schlecht ernährt, überarbeitet, unterbezahlt, mit nur zwei freien Stunden in der Woche ...«
    »Con, verschone uns mit deinem Lieblingsthema«, protestierte Prudence. »Uns sind die Tatsachen ebenso bekannt wie dir, und du weißt, dass wir Mitgefühl empfinden, also kannst du dir deine Lektion sparen.«
    »Tut mir Leid«, sagte Constance bereitwillig lächelnd. »Aber nach der Versammlung von heute Morgen bin ich ganz Feuer und Kampfeslust.«
    Ihre Schwestern lachten nachsichtig. »Spar dir beides für Max Ensor.«
    »Eigentlich fühle ich mich ein wenig schuldig«, sagte Constance und runzelte die Stirn. »Ich äußerte mich ziemlich abschätzig über Miss Westcott, natürlich ehe mir klar wurde, wie schlimm sie dran ist. Und Max ... Mr. Ensor ... schwang sich sogar zu ihrer Verteidigung auf.«
    »Wie das?«
    »Ich ließ mich zu einem vorschnellen Urteil verleiten, als Letitia äußerte, dass ihre Tochter sich immer langweile und ihre Gouvernante nicht wüsste, wie sie das Kind bei Laune halten solle.« Constance zuckte mit den Schultern. »Ich bemerkte zu Max Ensor, dass die Gouvernante nichts von ihrer Arbeit verstünde. Entweder wüsste sie nicht, wie man ein Kind für den Unterricht interessiert, oder sie hätte keinerlei Einfluss auf das Mädchen. Da sagte er, es sei Letitias Schuld, da sie nicht erlaube, dass jemand von ihrer lieben Pammy Disziplin und Ordnung fordere.«
    »Immerhin, eine viel versprechende Einsicht«, bemerkte Prudence. »Vielleicht ist er nicht so übel, wie er sich darstellt.«
    »Warum erweckt er dann diesen Eindruck?«
    »Vielleicht hat er Hintergedanken«, meinte Chastity nachdenklich. »Du hast ja auch welche, indem du ihn zu zivilisierteren Ansichten bekehren möchtest, warum also sollte es bei ihm anders sein?«
    Manchmal dienen Chastitys intuitive Einsichten nur dazu, die Dinge zu komplizieren, dachte Constance, obwohl ihre Schwester mit geradezu unheimlichem Gespür Situationen erfasste. »Darüber möchte ich später nachdenken«, sagte sie und brachte das Thema wieder auf Kurs. »Wir wollen erst die anderen Briefe

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