Geliebter Tyrann
schließt dich ein. Bitte, lache mich nicht aus.«
Bianca starrte ihn verwundert an. Nie hatte ihr bisher ein Mann seine unsterbliche Liebe erklärt. Clay hatte sie in England zwar um ihre Hand gebeten; doch auf eine reservierte, fast zerstreute Weise, als dächte er an etwas anderes als einen
Heiratsantrag. Doch Gerard sah sie auf eine Weise an, daß ihr Atem rascher ging. Er liebte sie wirklich; das konnte sie sehen. Seit ihrer ersten Begegnung hatte sie mehrere Male an ihn gedacht; aber nur mit dem angenehmen Gefühl, daß er teilnahmsvoll und zartfühlend sei. Nun sah sie ihn wie in einem neuen Licht. Sie konnte diesen Mann lieben. Ja, sie konnte jemanden mit so feinen Manieren lieben.
»Ich könnte dich niemals auslachen«, antwortete sie.
Er lächelte. »Könnte ich dann hoffen, daß du meine Liebe auch nur ein wenig erwidern würdest? Mehr würde ich nicht von dir verlangen, nur, daß ich dich hin und wieder sehen dürfte.«
»Natürlich«, sagte Bianca, immer noch verwirrt von seinem Geständnis.
Er stand auf und rückte seine Krawatte zurecht. »Ich muß jetzt gehen. Ich möchte, daß du mir versprichst, sehr vorsichtig zu sein. Wenn dir etwas zustoßen würde, wenn dir auch nur ein Haar auf deinem lieblichen Kopf gekrümmt würde, würde mein Herz brechen.« Er lächelte auf sie hinunter und sah dann etwas auf dem Geländer des Pavillons liegen. »Oh, das hätte ich fast vergessen. Würdest du das als kleinen Beweis meiner Zuneigung annehmen?« Er überreichte ihr eine Schachtel mit fünf Pfund französischer Pralinen. Die Pralinen hatte ihm die Tochter eines Farmers überlassen, die eines von Nicoles Kleidern gekauft hatte.
Bianca riß ihm förmlich die Schachtel aus den Händen. »Ich habe noch nichts gegessen«, murmelte sie. »Er wollte mich heute morgen verhungern lassen.« Sie warf das Band auf den Boden und zog den Deckel ab. Sie aß fünf Pralinen, ehe Gerard Luft holen konnte.
Bianca sah ihn mit vollem Mund an, Pralinenfüllung im Mundwinkel. »Was wirst du von mir denken?« fragte sie.
»Was könnte ich anders denken, als daß ich dich liebe?« sagte Gerard, als er sich von seiner Verblüffung erholt hatte, wie rasch sie Süßigkeiten essen konnte. »Ich weiß nur nicht, ob du begreifst, daß ich dich liebe, wie du bist. Ich verlange oder wünsche keine Änderungen. Du bist eine Frau, eine füllige, schöne Frau. Ich mag nicht diese dünnen, kantigen Mädchen. Ich liebe dich so, wie du bist.«
Bianca sah mit dem gleichen Entzücken zu ihm auf, mit dem sie die Pralinen betrachtet hatte.
Gerard lächelte. »Könnten wir uns wiedertreffen? Vielleicht in drei Tagen zur Mittagszeit? Ich werde etwas Schönes mitbringen.«
»Oh, ja«, hauchte sie. »Das wäre herrlich.«
Er knickte in den Hüften ab, nahm ihre Hand und küßte sie. Er bemerkte, wie ihr Blick wieder begehrlich auf der Schokolade ruhte. Nachdem er sie verlassen hatte, stand er eine Weile im Schatten eines Baumes und beobachtete, wie sie in wenigen Minuten die fünf Pfund Pralinen verschlang. Er lächelte in sich hinein und ging zurück zur Mühle.
Drei Tage später saß Gerard Bianca in einem abgeschiedenen Bereich der Armstrong-Plantage gegenüber. Zwischen ihnen lagen die Überreste eines Festmahles. Janie hatte den ganzen Vormittag dazu gebraucht, diese Mahlzeit vorzubereiten. Gerald runzelte die Stirn, als er sich daran erinnerte, daß Janie sich zunächst geweigert hatte, seine Anweisungen zu befolgen und ein Picknick vorzubereiten. Erst, als sich Nicole einmischte, hatte sich Janie seinen Anweisungen gefügt. Er mochte keine Frauen, die ihm den Gehorsam verweigerten.
»Er versucht, mich auszuhungern«, berichtete Bianca, den Mund voller Karamellcreme und Mandelplätzchen. »Heute morgen durfte ich zum Frühstück nur zwei Spiegeleier und drei Scheiben Weißbrot essen. Und er hat mir verboten, ein paar neue Kleider zu bestellen. Ich weiß nicht, was ich jetzt seiner Meinung nach anziehen soll. Diese dummen Amerikaner können nicht einmal richtig nähen. Die Kleider reißen ständig an den Säumen.«
Gerard beobachtete voller Interesse, wie schnell Bianca Unmengen von Nahrungsmitteln verschlingen konnte. Er hatte ein Picknick für sechs Leute bestellt; doch nun mußte er sich fragen, ob das überhaupt reichte. »Sag mir«, fragte er mit ruhiger Stimme, »bist du in letzter Zeit auch vorsichtig gewesen? Hast du Anzeichen einer Gefahr bemerkt?«
Diese Frage genügte, daß Bianca ihre Gabel beiseite legte. Sie vergrub ihr
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