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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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murmelte sie.
    Er richtete sich auf, verließ das Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Auf der Treppe, die zu seinem Zimmer hinaufführte, wußte er jedoch, daß es zwecklos war, jetzt schlafen zu wollen. Was er brauchte, war ein Bad im kalten Wasser, des Flusses und dann ein langer, anstrengender Arbeitstag. Und so ging er in die entgegengesetzte Richtung - aus dem Haus und hinüber in die Ställe.
    Als Nicole am späten Morgen erwachte, war ihr erster Eindruck der von Licht und Sonnenschein. Ihr zweiter war ein dumpfer Schmerz in ihrem Kopf. Sie setzte sich langsam auf, eine Hand gegen die Stirn gepreßt, und als die Steppdecke ihr von den Schultern fiel, zog sie sie hastig wieder bis zum Kinn hinauf. Es gehörte nicht zu ihren Gewohnheiten, sich nackt ins Bett zu legen. Sie sah über den Rand ihres Bettes und entdeckte ihre Kleider in einem unordentlichen Haufen zerrissen auf dem Boden.
    Als sie versuchte, sich das zu erklären, erinnerte sie sich wieder daran, daß Clayton ein paar Hunde mit Steinen verscheucht und sie dann auf sein Pferd gesetzt hatte. Der Ritt war ihr nur vage im Gedächtnis geblieben, und was dann geschehen war, als sie das Haus erreichten, war ihr nicht mehr gegenwärtig.
    Sie sah um sich und begriff, daß dies ein Schlafzimmer in Arundel Hall sein mußte. Es war ein schöner Raum, groß und hell. Die Dielen waren aus Eiche, und die Decke und Wände waren weiß gestrichen. Die drei Fenster und die beiden Türen hatten geschnitzte Kegelfelder, waren schlicht und elegant zugleich. In einer Wand befand sich ein Kamin, in einer anderen ein breiter Fenstersitz. Der Baldachin über dem Vier-Pfosten-Bett, die Vorhänge und das Polster des Fenstersitzes bestanden alle aus dem gleichen Material: weißes Leinen mit blauen
    Figuren. Vor dem Kamin stand ein blauer Backensessel, ein weißer Chippendale-Stuhl war vor ein Fenster gerückt, die Sitzfläche einem leeren Stickrahmen zugekehrt. Am Fuße des Bettes befanden sich noch ein Stuhl und ein hoher, dreifüßiger Teetisch. Ein dazu passender Schrank und ein Kabinett aus Walnuß, das mit geflammtem Ahorn eingelegt war, vervollständigten das Mobiliar.
    Nicole streckte sich und spürte, wie die Kopfschmerzen rasch nachließen; sie warf die Bettdecke zurück und ging zum Kleiderschrank. All die Sachen, die sie und Janie auf dem Schiff genäht hatten, hingen dort. Sie lächelte und fühlte sich willkommen; es war fast so, als wäre dieses hübsche Zimmer für sie bestimmt.
    Sie schlüpfte in ein dünnes Baumwollkleid, dann in ein Leibchen, das am oberen Rande mit winzigen pinkfarbenen Rosenknospen bestickt war, und darüber streifte sie ein Kleid aus indischem Musselin, das mit einem Samtband über der Taille zusammengerafft wurde. Der tiefe Ausschnitt war mit durchsichtiger Gaze gefüllt. Hastig kämmte sie das Haar zurück, so daß die Locken ihr Gesicht wie ein Rahmen umgaben, und schlang ein grünliches Samtband darum, das mit der Farbe ihres Kleides harmonierte.
    Sie war schon unterwegs zur Tür, blieb jedoch wieder stehen, als sie sah, daß die beiden Südfenster auf den Garten und den Fluß hinausgingen. Sie erwartete, als sie an eines dieser Fenster trat, auf einen Garten hinauszuschauen, wie ihn die Engländer hatten; doch die Aussicht raubte ihr den Atem. Das war ja eher ein Dorf!
    Zu ihrer Linken erblickte sie sechs Gebäude, wovon eines durch eine geschwungene Ziegelmauer mit der Ecke des Haupthauses verbunden war. Rauch kringelte sich aus den Schornsteinen zweier dieser Gebäude. Zu ihrer Rechten waren noch mehr Häuser, von denen eines ebenfalls mit dem Haupthaus verbunden war. Die meisten dieser Baulichkeiten waren unter gewaltigen Walnußbäumen versteckt.
    Direkt vor ihr lag ein schöner Garten. Die Wege, die hindurchführten, waren von hohen, englischen Buchsbaumhecken begrenzt. Im Zentrum, wo die Wege zusammenliefen, befand sich ein gekacheltes Bassin, und rechter Hand konnte sie gerade noch die Ecke eines kleinen weißen Pavillons erkennen, der sich unter zwei großen Magnolienbäumen verbarg. Da war ein langes Beet mit Blumen und Kräutern, ein Küchengarten, von einer Ziegelmauer umfriedet, an dem Geißblatt emporrankte.
    Hinter dem Garten fiel das Gelände in einem scharfen Knick hinunter zu einer Ebene mit Feldern, auf denen sie Baumwolle, goldenen Weizen, Gerste und ein Gewächs erkennen konnte, das sie für Tabak hielt. Hinter diesen Feldern glänzte der Fluß. Überall auf dieser Ebene schien es Scheunen und Schuppen zu geben

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