Geliebter Tyrann
Hausmädchen gewesen, nicht eine Lady mit einem Baron als Vorfahren, wie Bianca einen hatte.
Nach einer Weile hatte es Bianca allerdings satt, immer nur Nicoles Namen zu hören. Undbesonders empörte es sie, daß die kleine Französin als Herrin der Plantage tituliert wurde. Sie ging zur Mole, wo das Ruderboot vertäut war, das sie zur Mühle hinüber bringen sollte. Sie wollte Nicole gründlich die Meinung sagen.
Roger ruderte sie über den Fluß, und Bianca beschwerte sich über seine Unverschämtheit. Er erklärte ihr sofort, daß er in Zukunft nichts mehr mit ihr zu tun haben wolle.
Bianca mußte die Holztreppe hinaufsteigen, die neben der Mole zum Wasser führte, dann den steilen Pfad zum kleinen Haus hinaufklettern. Die obere Hälfte der holländischen Tür war offen, und sie sah eine große Frau, die sich über ein kleines Feuer in dem riesigen Herd beugte. Bianca drückte die Klinke nieder und trat, ohne anzuklopfen, ins Haus. »Wo ist Nicole?« fragte sie laut.
Janie richtete sich auf und sah die blonde Frau an. Nicole war gestern abend schon sehr früh von dem Dinner mit Clay zurückgekommen, und alles, was Janie aus ihr herausbekommen konnte, war die Mitteilung, daß Bianca eingetroffen wäre. Mehr sagte sie nicht; doch ihr Gesicht sprach Bände. In ihren Augen spiegelte sich ihre Trauer. Heute war sie wie sonst an die Arbeit gegangen; doch, wie Janie spürte, ohne rechten Lebensmut.
»Wollen Sie nicht hereinkommen?« sagte Janie. »Sie müssen Bianca sein. Ich wollte eben Tee kochen. Vielleicht möchten Sie auch eine Tasse.«
Bianca blickte sich voller Abscheu im Zimmer um. Sie sah nichts Reizvolles an den weißgetünchten Wänden, der Balkendecke oder dem Spinnrad beim Herd. Für sie war das eine Dreckbude. Sie wischte erst mit den Fingerspitzen den Stuhl ab, ehe sie sich darauf setzte. »Es wäre mir recht, wenn Sie Nicole holten. Sagen Sie ihr, ich wartete auf sie und hätte nicht den ganzen Tag Zeit.«
Janie stellte den Teekessel auf den Tisch. Das war also die schöne Bianca, nach der Clay so verrückt war. Sie sah eine Frau mit farblosem Gesicht und einem Körper, der rasch aus dem Leim ging. »Nicole hat eine Menge zu tun«, erklärte Janie. »Sie wird kommen, sobald es ihr möglich ist.«
»Ich habe mir schon genug Unverschämtheiten von Clays Dienstboten bieten lassen. Ich warne Sie! Falls Sie nicht...«
»Falls ich nicht was, Missy? Zunächst sollten Sie wissen, daß ich für Nicole arbeite, nicht für Clayton«, sagte sie, was nur teilweise richtig war. »Und außerdem...«
»Janie!« sagte Nicole unter der Haustür. Sie kam durch den Raum. »Wir haben einen Gast, und ein Gast ist stets willkommen. Möchten Sie eine Erfrischung, Bianca? Wir haben noch ein paar warme Krapfen vom Frühstück übrig.«
Als Bianca nicht antwortete, murmelte Janie, sie sähe so aus, als könnte sie all das Mehl in der Mühle aufessen.
Bianca schlürfte ihren Tee und aß das weiche, warme Zuckergebäck mit verdrossenem Gesicht, als zwänge sie sich dazu. »Hier wohnst du also. Nicht gerade eine Verbesserung, nicht wahr? Zweifellos wird Clayton dir erlaubt haben, auf der Plantage zu bleiben. In einer Stellung, wo du dich nützlich machen kannst. Vielleicht als Küchenhelferin?«
Nicole legte die Hand auf Janies Arm, damit sie nicht die Beherrschung verlor. »Es war mein Wille, Arundel Hall zu verlassen. Ich wollte etwas, womit ich mir meinen Lebensunterhalt selbst verdienen konnte. Da ich weiß, wie man eine Mühle betreibt, war Mr. Armstrong so liebenswürdig, mir dieses Haus zu überschreiben.«
»Zu überschreiben!« rief Bianca. »Willst du damit sagen, ihm gehörte die Mühle, und er hat sie dir einfach überlassen? Nach allem, was du ihm und mir angetan hast?«
»Ich möchte gerne wissen, was sie ihm angetan haben sollte«, sagte Janie. »Sie scheint mir an der ganzen Sache unschuldig zu sein.«
»Unschuldig!« höhnte Bianca. »Wie hast du herausgefunden, daß Clay reich ist?«
»Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
»Weshalb hättest du dich denn sonst so bereitwillig entführen lassen? Und wie hast du den Kapitän herumgekriegt, daß er dich mit meinem Verlobten traute? Hast du deinen kleinen dürren Leib als Lockmittel verwendet? Frauen der dienenden Klassen pflegen solche Mittel ja immer zu verwenden.«
»Nein, Janie!« sagte Nicole scharf und wandte sich dann wieder Bianca zu. »Ich denke, Sie sollten jetzt lieber wieder gehen.«
Bianca stand mit einem leichten Lächeln auf. »Ich wollte
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