Geliebter Tyrann
dich nur warnen. Arundel Hall gehört mir. Die Armstrong-Plantage gehört mir, und ich werde nicht dulden, daß du dich einmischst. Du hast dir schon genug von dem genommen, was mir gehört, und ich habe nicht vor, dir noch mehr zu überlassen. Also halte dich fern von meinem Eigentum.«
»Und wie steht es mit Clay?« fragte Nicole leise. »Gehört er dir auch?«
Bianca kräuselte die Lippen und lächelte dann wieder. »So steht es also, nicht wahr? Oh, wie klein die Weit doch ist. Ja, er gehört mir. Wenn ich das Geld ohne ihn haben könnte, wäre mir das lieber, aber das ist unmöglich. Ich sage dir etwas: Selbst wenn ich mich von ihm befreien könnte, würde ich dafür sorgen, daß du ihn nie bekommst. Du hast mir nichts als Unglück gebracht, seit ich dich kenne, und ich würde lieber sterben, ehe ich dir überließe, was mir gehört.« Ihr Lächeln wurde breiter. »Tut es weh, wenn du siehst, wie er mich anschaut? Ich habe ihn hier.« Sie streckte ihre plumpe weiße Hand aus und ballte sie langsam zur Faust. Immer noch lächelnd drehte sie sich um und verließ das Haus, ohne die Tür hinter sich zu schließen.
Janie setzte sich neben Nicole an den Tisch. Sie hatte ein Gefühl, als wäre sie zwischen die Mahlsteine geraten. »Das ist also der Engel, den ich für Clay in England abholen sollte?« Janie schüttelte langsam den Kopf. »Man möchte an dem Verstand der Männer zweifeln. Was, in aller Welt, sieht er in ihr?«
Nicole starrte auf die offene Haustür. Sie hätte sich mit ihrer Niederlage abgefunden, wenn sie gegen eine Frau verloren hätte, die Clay liebte; doch es tat ihr weh, ihn mit Bianca zusammen zu sehen. Früher oder später würde er feststellen, wie sie wirklich war, und dann würde sein Elend beginnen.
Die Zwillinge stürmten in das Zimmer. »Wer war denn diese fette Lady?« fragte Alex.
»Alex!« wies ihn Nicole zurecht. Dann verlor ihr Tadel seine Wirkung, als Janie zu lachen begann. Nicole versuchte ein Lächeln zu unterdrücken. »Alex, du solltest dich hüten, Erwachsene als fett zu bezeichnen.«
»Selbst dann, wenn sie es sind?«
Janies Gelächter war so laut, daß Nicole dagegen nicht ankam. Sie beschloß, Biancas Gewicht nicht mehr zum Thema zu machen. »Sie ist ein Gast deines Onkels Clay«, sagte sie schließlich.
Die Zwillinge tauschten einen verständnisinnigen Blick, machten auf dem Absatz kehrt und stürmten wieder hinaus.
»Was haben die beiden denn vor?« fragte Janie.
»Vermutlich wollen sie sich vorstellen. Seit Ellen Backes ihnen beibrachte, wie sich ein gut erzogener Mann zu benehmen hat, haben sie keine Gelegenheit ausgelassen, sich zu verbeugen und zu knicksen.« Janie und Nicole sahen sich an und verließen dann schweigend das Haus. Sie trauten dem Frieden nicht, wenn Bianca mit den Zwillingen allein blieb.
Die zwei Frauen kamen noch rechtzeitig am Flußufer an, um beobachten zu können, wie Alex sich vor Bianca verneigte. Sie standen am Rand der Mole. Bianca schien sehr angetan von den Manieren der Zwillinge, obwohl deren Kleider und Gesichter etwas schmutzig waren. Mandy stand schweigend neben ihrem Bruder und lächelte stolz.
Plötzlich verlor Alex das Gleichgewicht, und damit er nicht stolperte oder gar von der Mole stürzte, faßte er nach dem nächstbesten Ding, das ihm als Stütze dienen könnte, und das war Biancas Kleid. Der Stoff riß an der Naht der hochgezogenen Taille, und im Rock klaffte ein langes Loch.
»Du garstiges kleines Biest!« rief Bianca, und ehe noch jemand ein Wort sagen konnte, hatte sie Alex eine heftige Ohrfeige versetzt.
Der Junge versuchte sich noch einen Moment mit wirbelnden Armen am Rand der Mole zu halten, ehe er mit dem Rücken zuerst in den Fluß stürzte. Nicole war schon bis zu den Knien im Wasser, ehe Alex zum erstenmal auftauchte. Er grinste, als er ihr ängstliches Gesicht sah, und schwamm ans Ufer. »Onkel Clay sagt, man soll nie mit angezogenen Schuhen schwimmen«, sagte er, als er sich ans Ufer setzte und die Spangen seiner Schuhe löste. Er nickte Nicole zu, die immer noch mit wasserdurchtränkten Schuhen im Fluß stand.
Nicole lächelte und trat aufs trockene Ufer hinauf. Ihr Herz klopfte immer noch heftig von dem Schock, als sie den Jungen ins Wasser fallen sah.
Während Janie und Nicole sich mit Alex beschäftigten, blickte Mandy die große Frau neben sich an. Sie konnte niemanden leiden, der ihren Bruder schlug. Sie machte noch einen Schritt auf Bianca zu und grub ihre Absätze tief zwischen die Balken der
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