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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Mole. Dann gab sie Bianca einen kräftigen Schubs und wich rasch von ihr zurück.
    Die anderen drehten sich um, als Bianca einen Angstschrei ausstieß. Sie fiel so schwer und langsam wie ein Sack. Da sie keine Kraft hatte und ihre Muskeln nur selten verwendete, wirkte sie besonders hilflos. Ihre fetten kleinen Hände versuchten, sich an der Luft festzuklammern.
    Als sie auf dem Wasser aufprallte, drohte die dadurch erzeugte Welle die Mole zu überfluten. Mandy war bis auf die Haut durchnäßt. Sie drehte sich um, während ihr das Wasser von der Nase und den Wimpern troff und lächelte triumphierend ihrem Bruder zu. Janie begann wieder zu lachen.
    »Hört auf damit!« befahl Nicole; doch ihre Stimme erstickte fast an dem unterdrückten Gelächter. Bianca hatte so komisch ausgesehen, als sie ins Wasser fiel. Nicole ging zur anderen Seite der Mole, und die Kinder folgten ihr. Bianca erhob sich langsam aus dem Wasser. Es ging ihr knapp über die Knie; doch sie war vollkommen darin eingetaucht gewesen. Ihre blonden Haare hingen in dünnen Strähnen um ihr Gesicht. Die Locken, die sie so sorgfältig mit der Brennschere gelegt hatte, waren verschwunden. Das wasserdurchtränkte dünne Baumwollkleid klebte ihr auf der Haut. Sie hätte ebensogut nackt sein können. Sie hatte noch viel mehr zugenommen, als Nicole gestern abend glaubte. Ihre Schenkel und Hüften waren so fett, daß sie Wülste bildeten. Statt einer Taille hatte sie eine Fettrolle um die Hüften.
    »Sie ist doch fett!« sagte Alex mit vor Staunen geweiteten Augen.
    »Steht nicht nur so herum! Helft mir aus dem Wasser!« forderte Bianca. »Meine Füße stecken im Morast.«
    »Ich denke, wir sollten lieber ein paar Männer besorgen«, schlug Janie vor. »Wir beide sind nicht stark genug, einen Wal ans Ufer zu ziehen.«
    »Still! Nichts mehr davon!« rief Nicole, ging dann zum Ruderboot und nahm einen der beiden Riemen heraus. »Sie mag keine Männer. Hier, Bianca, halten Sie sich daran fest, und Janie und ich werden Sie ans Ufer ziehen.«
    Janie packte bereitwillig mit an. »Wenn du mich fragst, mag diese Frau nur sich selbst, und was sie mag, will ihr auch nicht so recht gefallen.«
    Es kostete einige Anstrengung, Bianca aus dem Schlamm herauszuziehen. Als sie endlich am Ufer stand, tauchte Roger aus dem Wald auf, wo er sich offensichtlich seit einiger Zeit versteckt gehalten hatte. Seine Augen zwinkerten vergnügt, als er Bianca beim Einsteigen in das Ruderboot half und sie auf die andere Seite des Flusses hinüberbrachte.

9
    Clay war über den alten Baumstumpen gebeugt und befestigte gerade die Ketten um seine langen, tiefen Wurzeln, als der einsame Reiter sich ihm näherte. Spätestens in einer Stunde würde die Sonne versunken sein. Clay hatte schon lange vor Sonnenaufgang mit der Arbeit begonnen. Er war müde, und sein Körper tat ihm überall weh, nicht nur von dem Tagwerk heute, sondern weil er fast die ganze Woche hindurch rastlos geschuftet hatte.
    Als die Ketten endlich um den Stubben verankert und mit dem Kummet des Kaltblüters verbunden waren, gruben sich die kräftigen Hufe des schweren Pferdes tief in den Boden. Erdschollen und Grassoden flogen umher, als das Pferd auf Clays Befehl hin die Muskeln anspannte. Langsam begann der Stubben sich aus dem Boden zu heben.
    Clay nahm eine lange Axt und hieb die dünnen Wurzeln ab, die den großen Stubben noch im Boden festhielten. Als er endlich frei war, führte Clay das Pferd mit dem nachschleppenden Stubben zum Rand des frisch gerodeten Feldes. Als er die Ketten wieder gelöst hatte und sie auf dem Boden aufrollte, sagte der einsame Reiter:
    »Gute Arbeit! Die beste Vorstellung seit der Bühnenshow in Philadelphia. Natürlich hatten die Tänzerinnen schönere Beine als du.«
    Clay blickte ungehalten hoch und begann dann langsam zu grinsen. »Wesley! Ich habe dich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen! Habt ihr beiden, Travis und du, schon euren Tabak geerntet?«
    Wes Stanford stand von einem Stubben auf und streckte sich.
    Er war nicht so groß wie Clay; aber auch kräftig gebaut, mit einer tiefen, breiten Brust und sehr muskulösen Schenkeln. Er hatte dichtes, braunes Haar und sehr dunkle Augen, die gerne lachten. Er zuckte mit den Schultern. »Du kennst doch Travis. Er glaubt, die ganze Welt drehe sich nur um ihn. Da dachte ich, er soll nur schauen, wie er mit dem Rest der Ernte allein fertig wird.«
    »Ihr beide liegt euch wieder in den Haaren?«
    Wesley grinste. »Travis würde sogar dem Teufel sagen, wie

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