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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Haaren.
    »Erzähle mir von Bianca«, flüsterte sie.
    Seine Stimme war sehr leise, als er fortfuhr: »Auf einer Hausparty, die Beth gab, starrte ein Gast, ein Mann aus England, Beth dauernd an. Schließlich sagte er ihr, daß er vor kurzem eine junge Frau kennengelernt habe, die Beths Zwillingsschwester sein könnte. James und ich lachten ihn aus, weil wir wußten, daß keine Frau so sein konnte wie unsere Beth. Doch Beth war sehr interessiert, stellte dem Mann unzählige Fragen und notierte sich Bianca Malesons Adresse. Sie sagte, wenn sie jemals nach England kommen sollte, würde sie versuchen, diese Miss Maleson aufzusuchen.«
    »Aber du bist noch vor ihr nach England gefahren.«
    »Ja. Wir fanden, daß unsere Baumwolle und unser Tabak auf dem englischen Markt nicht den Preis erzielten, den wir uns vorstellten. Zunächst wollten James und Beth nach England fahren, und ich sollte mit den Zwillingen hierbleiben; doch Beth entdeckte, daß sie wieder guter Hoffnung war. Sie wollte um keinen Preis riskieren, auf einer Ozeanüberfahrt vielleicht ihr Baby zu verlieren; also mußte ich allein nach England reisen.«
    »Und sie bat dich, diese Bianca aufzusuchen?«
    Clays Körper wurde hart wie Stahl, als er Nicole fester an sich drückte. »James und Beth ertranken nur ein paar Tage nach meiner Abfahrt von Amerika; doch es dauerte Monate, ehe mich die Nachricht in England erreichte. Ich hatte mein Geschäft gerade abgeschlossen und war zu Biancas Haus gereist. Damals hatte ich schreckliches Heimweh. Ich war der schlecht gekochten Mahlzeiten überdrüssig, und hatte genug davon, daß ich mich täglich darum kümmern mußte, daß meine Hemden gewaschen wurden. Ich wollte nur nach Hause zu meiner Familie. Doch ich wußte, daß Beth es mir sehr übelnehmen würde, wenn ich nicht den Versuch machte, diese Frau kennenzulernen, die so aussehen sollte wie sie. Ich hatte eine Einladung von dem Engländer erhalten, der Beth von Bianca erzählt hatte. Als Bianca ins Zimmer kam, konnte ich sie nur sprachlos anstarren. Fast hätte ich sie umarmt, an mich gedrückt und sie nach James und den Zwillingen gefragt. Ich konnte kaum glauben, daß sie nicht Beth war.«
    Er hielt einen Moment inne. »Am nächsten Tag kam ein Mann zu mir und brachte mir die Nachricht von James und Beth. Ellen und Horace hatten ihn nach England geschickt, und es hatte lange gedauert, bis er mich dort fand.«
    »Der Schock war genauso groß wie der Schmerz, nicht wahr?« sagte Nicole, an ihre eigenen Erfahrungen denkend.
    »Ich war wie betäubt. Ich wollte nicht glauben, daß es wahr sei; doch der Mann war Zeuge gewesen, wie sie beide aus dem Fluß gezogen wurden. Ich konnte nur daran denken, daß Arundel Hall leer sein würde, wenn ich nach Amerika zurückkam. Meine Eltern waren gestorben, und nun hatte ich auch James und Beth verloren. Ich spielte mit dem Gedanken, in England zu bleiben und Horace zu beauftragen, die Plantage zu verkaufen.«
    »Aber Bianca war da.«
    »Ja, Bianca war da. Ich begann mir vorzugaukeln, daß ich Beth eigentlich gar nicht verloren hatte. Und daß es ein gutes Omen sei, wenn die Nachricht von ihrem Tode mich gerade dann erreichte, als ich in der Nähe einer Frau war, die ihr so ähnlich war. Wenigstens glaubte ich damals, Bianca wäre so wie Beth. Ich konnte sie immer nur anstarren und mir einreden, daß Beth noch am Leben sei: wenigstens eine, die ich liebte, war noch bei mir. Ich bat Bianca, mich zu heiraten. Ich wollte, daß sie mit mir nach Virginia zurücksegelte, damit ich nicht ein leeres Haus betreten mußte; doch sie sagte, sie brauche Bedenkzeit. Ich hatte keine Zeit. Ich wußte, ich mußte nach Hause zurückkehren, ln der Gewißheit, daß Bianca mir bald folgen würde, würde es mir gelingen, das Leben auf der Plantage zu ertragen, und ich hoffte, die Arbeit würde mir helfen, zu vergessen.«
    »Nichts kann einem helfen, zu vergessen.«
    Er küßte sie auf die Stirn. »Ich arbeitete wie zwei Männer, vielleicht sogar wie drei; doch nichts vermochte meinen Schmerz zu betäuben. Ich hielt mich so oft wie möglich vom Hause fern. Die öde Leere meiner Wohnung schrie mich an. Die Nachbarn versuchten zu helfen, versuchten sogar, eine Frau für mich zu finden; doch ich wollte die Dinge unverändert lassen.«
    »Du wolltest Beth und James zurückhaben.«
    »Jeden Tag wurde die Vorstellung, Beth säße wieder neben mir, stärker. Ich fand mich mit James’ Tod ab; doch Bianca ließ mich nicht zur Ruhe kommen. Ich glaubte, sie

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