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Geliebter Tyrann

Titel: Geliebter Tyrann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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mich liebtest, fast in Stücke gerissen.« Er hielt einen Moment inne. »Am nächsten Tag hast du mich verlassen. Warum? Nach so einer Nacht, die wir so selig zusammen verbracht hatten, warst du am nächsten Morgen kalt wie Eis.«
    Sie erinnerte sich jetzt sehr deutlich an das Porträt in Clays Büro. »Das Porträt in deinem Büro stellt Beth dar, nicht wahr?« Sie spürte, wie er an ihrer Schulter nickte, »ich glaubte, es wäre
    Bianca, und das Ganze sah aus wie ein Totenschrein. Wie konnte ich mit einer Frau konkurrieren, die du verehrtest?«
    »Ich habe das Porträt inzwischen entfernen lassen. Es hängt wieder über dem Kamin im Speisezimmer. Die Kleidungsstücke habe ich in einen Koffer eingeschlossen und zu Beths anderen Sachen stellen lassen. Vielleicht will Mandy eines Tages diese Sachen haben.«
    »Clay, was passiert jetzt?«
    »Das sagte ich dir doch schon. Ich will, daß du mich noch einmal heiratest, öffentlich, in Gegenwart von vielen Zeugen.«
    »Und was geschieht mit Bianca?«
    »Ich habe ihr bereits gesagt, daß sie nach England zurückkehren muß.«
    »Wie hat sie es aufgenommen?«
    Er runzelte die Stirn. »Sie benahm sich nicht so, wie man etwas als liebenswürdig bezeichnen würde; aber sie wird mir gehorchen. Ich werde dafür sorgen, daß sie eine Geldentschädigung erhält. Es ist gut, daß ich noch rechtzeitig zur Besinnung kam. Sie hat bereits enorme Summen ausgegeben.« Er hielt wieder inne und sah sie lachend an. »Ich habe noch nie eine Frau kennengelernt, die sich so sehr für ihre Feinde einsetzt wie du.«
    Nicole bewegte sich von ihm weg und sah überrascht hoch. »Bianca ist nicht meine Feindin. Vielleicht sollte ich sie sogar lieben, da sie es war, die dich mir geschenkt hat.«
    »Ich glaube nicht, daß schenken das richtige Wort ist.«
    Nicole kicherte schelmisch. »Ich glaube es auch nicht.«
    Er lächelte auf sie hinunter und liebkoste ihre Schläfe. »Verzeihst du mir, daß ich so blind und dumm war?«
    »Ja«, flüsterte sie, ehe sein Mund ihre Lippen versiegelte. Das Wissen, daß er sie liebte, machte sie besonders leidenschaftlich. Sie schlang die Arme um seinen Nacken und zog ihn dicht an sich heran. Ihr Körper wölbte sich dem seinen entgegen.
    Sie spürten beide nicht die ersten kalten Regentropfen. Erst als ein Blitz den Himmel spaltete und ein eisiger Wolkenbruch auf sie herniederkam, lösten sie sich wieder voneinander.
    »Komm!« rief Clay, während er aufstand und sie in die Höhe zog. Sie wandte sich dem Pfad zu, der zum Flußufer hinunterführte; doch Clay zog sie in eine andere Richtung. Sie rannten zu der Seite der Lichtung, die dem Fluß genau entgegengesetzt war. Während Nicole im Regen stand und sich die kalten Oberarme rieb, zog Clay ein Messer aus der Tasche und hackte auf ein paar Büsche ein.
    »Verdammt!« fluchte er laut, als er offenbar nicht gleich fand, was er suchte. Plötzlich gaben die Zweige nach und enthüllten eine kleine Höhle. Clay warf seine Arme um Nicole und schleuderte sie fast in die Höhle hinein.
    Sie erschauerte. Ihr Kleid war von dem kalten Regen durchnäßt.
    »Nur eine Minute Geduld,und dann kannst du dich an einem Feuer wärmen«, sagte Clay, während er sich in einer Ecke beim Höhleneingang niederkniete.
    »Was ist das für eine Höhle?«fragte sie, während sie sich neben ihn kniete.
    »Wir haben sie entdeckt-James, Beth und ich -, und deswegen haben wir hier auch die Pflanzen, Hecken und Bäume gepflanzt. James ließ sich von einem Maurer zeigen, wie man einen Kamin baut.« Er deutete auf das etwas ungefüge Gemäuer, in dem er versuchte, ein Feuer anzuzünden. Er setzte sich auf die Fersen, als das Holz zu brennen begann. »Wir glaubten immer, das wäre der geheimste Ort der Welt; doch als wir älter wurden, begriff ich, daß der Rauch so deutlich zu sehen war wie eine Fahne. Kein Wunder, daß unsere Eltern nie etwas einzuwenden hatten gegen unser >Verschwinden<. Sie brauchten nur aus dem Fenster zu blicken, um festzustellen, wo wir steckten.«
    Nicole stand auf und sah sich um. Die Höhle war ungefähr vier Meter lang und drei Meter breit. Ein paar primitive Bänke und eine große Kiefernholztruhe, deren Scharniere verrostet und zerbrochen waren, standen entlang der Wände. Irgend etwas glitzerte in einer Nische in der Wand. Sie ging dorthin. Ihre Hand berührte etwas Kaltes und Glattes. Sie nahm es aus der Nische und hielt es ins Kaminlicht. Es war ein großes Stück grünlich schimmernden Glases, und darin war ein

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