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Geliehene Träume ROTE LATERNE - Band 5 (Rote Laterne Roman) (German Edition)

Geliehene Träume ROTE LATERNE - Band 5 (Rote Laterne Roman) (German Edition)

Titel: Geliehene Träume ROTE LATERNE - Band 5 (Rote Laterne Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Thomsen
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dieses Gefühl zusammen mit einer ungeahnten Sehnsucht nach Zärtlichkeit geradezu über den Weg gelaufen. Hier war sie doch frei! Hier konnte sie tun und lassen, was sie wollte. Sie durfte es doch wenigstens einmal in ihrem Leben.
    »Sagen Sie«, fragte sie nun, weil sie an Ronny dachte, »wer ist diese Gardibaldi eigentlich?«
    »Eine schreckliche Person«, sagte Mario Calzoni. »Sie schwirrt wie eine Motte durch die italienische Hochfinanz, nervt Modehäuser und Juweliere und glaubt, sie könnte mit ihrem Geld die Welt erobern. Meines Wissens war sie sechsmal - wenn nicht öfter - verheiratet. Kein Mann hat es lange bei ihr ausgehalten. Aber man darf es ihr natürlich nicht zeigen, verstehen Sie?«
    »Natürlich, selbstverständlich nicht«, stimmte Lilly ihm zu.
    »Sagen Sie, wo ist denn Ihr Bruder?«
    »Ich fürchte, er sitzt immer noch mit Eleonore in der Bar!«
    »Na, bravo!«, rief Calzoni lächelnd aus. »Wenn er nicht auf der Hut ist, wird sie ihn sehr rasch eingewickelt haben.« Er neigte sich nun ein wenig zu Lilly hinunter. »Wussten Sie, dass die Gardibaldi an jüngeren Liebhabern sehr interessiert ist? «
    »Heutzutage ist das doch keine Schande«, bemerkte Lilly daraufhin beinah ein wenig entrüstet. »Wenn sich ein alter Kerl ein junges Mädchen nimmt, dann sagt doch auch keiner etwas, oder? Haben wir Frauen nicht die gleichen Rechte wie die Männer?«
    »Gewiss - gewiss«, meinte Mario einlenkend. »Aber in diesem Fall dürfte es wohl in erster Linie eine Geschmackssache sein, oder geben Sie mir da nicht recht?«
    »Es ist Ronnys Sache«, erklärte Lilly. »Ich mische mich grundsätzlich nicht in seine Angelegenheiten, und er lässt seine Finger aus meinen.«
    »Das finde ich gut, sehr gut sogar. Übrigens, heute Abend findet ein Kostümball im großen Gesellschaftssaal statt. Darf ich Sie einladen?«
    »Ach...«, sagte Lilly und sah ihn hilflos an. Sie dachte an ihre leere Kasse und ihre trotz der geliehenen Kleider recht magere Garderobe. »Ich fürchte«, fuhr Lilly fort, »ich habe überhaupt nichts Passendes zum Anziehen mitgenommen. Ich sagte Ihnen doch vorhin, dass ich eigentlich ganz schlichte Ferien machen wollte.«
    Da lachte Calzoni.
    »Wie ich Ihnen sagte, Lilly, handelt es sich um einen Kostümball. Es ist egal, was Sie anziehen. Ihrer Phantasie sind keinerlei Grenzen gesetzt. Kommen Sie als Seeräuber, als Elfe, als Prinzessin vielleicht.«
    Lilly lächelte ihn selig an.
    »Nun gut«, meinte sie. »Wenn das so ist, dann komme ich natürlich gern. Aber jetzt möchte ich Sie bitten, mich zu entschuldigen. Ich möchte mich in meiner Kabine noch ein wenig ausruhen. Ich fürchte, es wird eine anstrengende Nacht werden.«
    »Darf ich Sie zu Ihrer Kabine begleiten, Lilly?«
    »O ja, ich bitte darum«, hauchte sie ihm, ohne zu überlegen, sehnsüchtig zu.
    Er half ihr beim Aufstehen und bot ihr den Arm. Lilly genoss die bewundernden Blicke, die man ihnen beiden zuwarf.
    Dann war Lilly vor ihrer Kabinentür angekommen. Schließlich drehte sie sich um und sah ihn an.
    »Ich kann doch nicht kommen!«
    »Aber warum denn nicht?«
    »Ich habe kein Geld«, sagte sie.
    »Was?«, fragte Mario daraufhin entgeistert. »Sie wollen mir weismachen, Sie hätten kein Geld? Aber Lilly, das ist doch eine Ausrede - oder nicht?«
    »Nein«, flüsterte sie, »es ist keine Ausrede. Ich habe auf der Anreise meine Handtasche liegengelassen. Aber in ein paar Tagen werde ich wieder flüssig sein. Papa schickt eine telegrafische Anweisung an den Zahlmeister des Schiffes. Dann bekomme ich Geld. Aber heute geht es nicht, Mario, wirklich nicht. Ohne Geld fühle ich mich nackt.«
    »Ihre Nacktheit muss bezaubernd sein«, sagte Calzoni. »Machen Sie sich keine Sorgen, Lilly; wenn Sie möchten, dann leihe ich Ihnen selbstverständlich etwas.«
    »Oh«, sagte sie, »das kann ich doch nicht annehmen, Mario.«
    Er nahm ihre Hände.
    »Sie müssen es annehmen, Lilly«, sagte er. »Ich weiß doch, dass ich mein Geld von Ihnen zurückbekommen werde.«
    »Ja, ja, das werden Sie«, versicherte sie, obwohl es ihr bis zur Stunde noch schleierhaft war, wie sie dieses Geld jemals zurückbezahlen sollte.
    Dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und drückte einen ganz leichten, beinah flüchtigen Kuss auf seine Lippen.
    »Danke«, hauchte sie, drehte sich um und verschwand in ihrer Kabine. Mario Calzoni blieb noch eine kleine Weile stehen. Dann befühlte er mit den Fingern seine Lippen.
    Als er sich umwandte, stand eine schlanke,

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