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Gelinkt

Gelinkt

Titel: Gelinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Len Deighton
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daß
irgendwas nicht in Ordnung war. »Nichts, gar nichts«, sagte sie
nachdrücklich und beherrschte ihre Stimme. »Nichts, worüber
wir sprechen könnten.«
»Sind Sie allein?«
»Ja.«
»Übliche Zeit, üblicher Ort.«
»Bernard ist noch nicht da. Er hat sich verspätet.« »Ich habe etwas arrangiert … sein Gepäck am Flughafen
zurückgehalten. Ich wollte sichergehen, daß ich Sie zu Hause
erreiche und daß alles okay ist.«
»Ja, gute Nacht, Bret.« Sie legte auf. Bret tat es ihr zuliebe,
aber sie wußte, daß er es genoß, ihr zu zeigen, wie leicht es für
ihn war, ihren Mann derart unter Kontrolle zu halten. Auch er
war einer von den Männern, die sich verpflichtet fühlten, ihr
irgendeinen Aspekt ihrer Macht zu demonstrieren. Bei alledem
war auch ein sexueller Unterton, der ihr überhaupt nicht gefiel.

5
    Somerset, England, Sommer 1978
Der Director-General war eine rätselhafte Gestalt, die den Angestellten Stoff für endlose Diskussionen bot. Zum Beispiel, als einmal zu Weihnachten jenes Brett an gut sichtbarer Stelle hinter seinem Schreibtisch an der Wand aufgehängt wurde, auf dem in schöner Brandmalerei zu lesen war: »Nur Unwissenheit ist unbesieglich.« Die Fragen, die dieser Wandschmuck aufwarf, waren nicht erledigt, als man erfuhr, daß es sich dabei um ein Weihnachtsgeschenk der Gattin Sir Henrys handelte. Sein Büro war Schauplatz eines unvergleichlichen Chaos, in das die Raumpflegerinnen nie weit eindrangen. Überall waren Bücher gestapelt. Aus den meisten lugten farbige Papierstreifen hervor, die auf reiche Adern wissenswerter Information hinwiesen. Sie waren jedoch bis auf die vorbereitenden Schürfarbeiten von Sir Henrys vielgeprüftem Assistenten nicht weiterverfolgt worden.
    Sir Henry Clevemore war ein dankbares Objekt für Bret Rensselaers anthropologisches Interesse an der englischen Rasse. Bret hatte den D.G. als typischen Angehörigen der Oberschicht klassifiziert. Diese hochgewachsene, schlurfende Gestalt, an der teure Anzüge aussahen wie verbeulte Overalls, unterschied sich vollkommen von jedem Bret aus seiner amerikanischen Heimat vertrauten Typus. Von seinen anderen Exzentritäten einmal abgesehen, ermutigte der D.G. seine Untergebenen zu glauben, daß er gebrechlich, taub und geistesabwesend sei. Diese ausgeklügelte Rolle sicherte ihm jedoch eine warmherzige Loyalität, um die ihn mancher zackige Führer beneidet hätte. Zu den unangenehmen Aspekten engerer Zusammenarbeit mit Sir Henry gehörte es, daß dieser auf so plariose und unberechenbare Weise im Lande umherreiste, daß Bret ihm von einem Treffen zum nächsten in sowohl entlegene als auch unbequeme Orte nachjagen mußte. Heute waren sie in Somerset. Der Geheimhaltung wegen hatte der D.G. ihn in eine kleine Holzhütte mitgenommen. Sie stand am Rande des Sportplatzes einer der wenigen bedeutenden Public Schools, deren gewissenhafter Präsident der D.G. war. Der D.G. hatte der versammelten Schule eine Rede gehalten und mit dem Direktor den Lunch eingenommen. Bret, kurzfristig hergebeten, hatte sich mit halsbrecherischer Geschwindigkeit hierherfahren lassen. Zum Lunch war für ihn keine Zeit mehr gewesen. Doch das war nicht schlimm, an einem so heißen Tag verzichtete Bret gern einmal auf das Mittagessen.
    Die Umgebung der Schule bot eine herrliche Aussicht auf mächtige Bäume, wogende Hügel und Ackerland. Dies war die englische Landschaft, die die großen englischen Landschaftsmaler inspiriert hatte: bedeutungsschwer und geheimnisvoll trotz ihrer hellen Farben. Das frisch gemähte Gras erfüllte die Luft mit seinem kräftigen Duft. Obwohl normalerweise nicht anfällig für Heufieber, verspürte Bret hier eine Schleimhautreizung. Natürlich war das ein Leiden, daß durch nervöse Anspannung verschlimmert wurde, und es wäre töricht gewesen, der Aussicht auf die Begegnung mit dem Director-General keine Bedeutung für das Ausbrechen dieses Anfalls beizumessen. Durch das mit Spinnweben verhängte Fenster sah man zwei Mannschaften weißgekleideter Jugendlicher die geheimnisvollen Leibesübungen absolvieren, aus denen ein Kricket-Match besteht. Passend zu dem sportlichen Ereignis hatte der D.G. weiße Leinenhosen und ein durch Alter vergilbtes Leinenjackett sowie einen Panamahut gewählt. Platz genommen hatte er auf einem Stuhl, von dem aus er das Spiel im Auge behalten konnte. Zu diesem Zweck hatte er auch seine Seite des Fensters blank gewischt, Bret beobachtete die Szene durch die schmutzige Scheibe. Bret stand, den ihm

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