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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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hatten? Wie ein Parasit?
    Sie zog fester an dem Faden. Das Ziehen setzte sich bis in ihren Körper fort, tief und schmerzhaft.
    Rauch wirbelte um Fionas Knöchel. Sie hustete.
    Sie musste schnell eine Lösung finden, sonst würde sie weiter hier sitzen und hin und her überlegen, ob sie die Pralinen essen sollte oder nicht, während ihr Bruder starb und dieses Gebäude niederbrannte.
    Sie konnte es schaffen. Alles, was sie tun musste, war, ruhig zu bleiben.
    Fiona starrte den Faden an, bis er das Einzige war, das sie wahrnahm.
    Sie zog sanft daran – zog das ganze Gewirr aus Fäden hervor, das für ihr Leben stand: Es war ein Knäuel aus Linien, Knoten und Ziehfäden, das sich auf Armeslänge erstreckte.
    Fiona verfolgte den von den Pralinen ausgehenden Faden, wie er sich ins Gewebe hinein erstreckte. Er führte wie ein Korkenzieher durch Fasern, die wie gesponnenes Glas, menschliches
Haar und Hanfstricke aussahen, und führte spiralförmig um andere herum, die golden glänzten.
    Der Faden war am Ende an eine einzelne, dicke Röhre geheftet – ein Gefäß, das wie eine Arterie pulsierte, aber statt Blut dunklen Schlamm pumpte.
    Für welchen Aspekt ihres Lebens sollte das stehen?
    Es spielte keine Rolle. Sie würde einfach die Linie, die von den Pralinen ausging, durchschneiden und sich ein für alle Mal von ihnen befreien.
    Sie zog das Gummiband straff, das ihr Handgelenk umgab. Dann schob sie es auf die hauchdünne Spinnwebfaser zu. Sie würde leicht zu durchschneiden sein.
    Fiona drückte kräftig zu.
    Die fast unsichtbare Linie schimmerte, aber das Gummiband wollte nicht durchdringen.
    Frustriert versuchte Fiona es noch einmal. Nichts.
    Sie hatte Eisen und Stahl durchschnitten. Das hier war ein einziger, alberner Faden. Es hätte gehen sollen.
    Onkel Aaron hatte ihr erzählt, dass sie in der Lage wäre, alles zu durchschneiden … Aber er hatte auch gesagt, dass sie es wollen musste. Das war der Grund dafür, dass sie sich nicht selbst die Finger amputierte, wenn sie die Schneide hielt.
    Das musste heißen, dass sie sich auf irgendeiner Ebene nicht von den Pralinen losschneiden wollte.
    Sie wollte sie noch immer, selbst madenüberzogen, sogar, obwohl sie hier jeden Moment im Feuer sterben konnte. Sie wollte mehr, jetzt gleich. Nicht nur eine Praline, oder drei, oder sieben – sie wollte jede Einzelne von ihnen.
    Tränen ließen ihren Blick verschwimmen. Fiona hatte bisher noch nie aufgegeben, aber jetzt spürte sie, dass sie es musste. Sie war stark, aber ihre Begierde war stärker.
    Sie ließ den Kopf hängen, und ihr Blick senkte sich auf das Gewirr aus Fäden, das in einem Haufen auf ihrem Schoß lag. Die dicke, pulsierende Arterie, an die sich die Pralinen angeheftet hatten, lag zusammengerollt obenauf.
    Sie hatte keine Ahnung, was das war, aber vielleicht war es ganz gut für sie, dass sie es nicht wusste. Ihr Unterbewusstsein
erlaubte ihr nicht, den von den Pralinen ausgehenden Faden zu durchtrennen. Aber was, wenn sie durchschnitt, woran sie sich gebunden hatten?
    Sie zog eine Schlinge der unbekannten Röhre heraus. Drinnen floss noch mehr gallertartiger Schlamm. Es war ekelhaft. Sicher konnte sie in ihrem Leben ohne das hier auskommen.
    Und doch würde sie einen Teil von sich durchschneiden.
    Aber was für eine Wahl hatte sie schon?
    Sie wappnete sich und spannte ihr Gummiband – ließ es quer über das Ding schnappen. Das Gummi schnitt durch das Gefäß und traf nur auf butterweichen Widerstand.
    Schlamm floss pulsierend hervor. Er stank nach Galle, Blut und Schokolade.
    Fiona streckte instinktiv den Arm weit von sich. Ein Strom des Zeugs floss aus der Röhre und bedeckte den Boden, ihre Büchertasche und den herzförmigen Kasten mit dickem, dampfendem Unrat.
    Zuerst dachte sie, es wäre Blut.
    Aber sie wurde nicht schwächer – im Gegenteil, je mehr von dem Zeug aus ihr herauspumpte, desto stärker fühlte sie sich.
    Der Strom verminderte sich zu einem Rinnsal, und Fiona stand auf.
    Sie starrte die halb geronnene Schweinerei zu ihren Füßen an. Nie wieder wollte sie eine Praline essen. Wenn sie überhaupt nie mehr etwas essen würde, wäre ihr das auch recht gewesen.
    Sie fühlte sich nicht mehr schwach und hilflos, sie war wütend.
    Wer auch immer ihr den herzförmigen Kasten geschenkt hatte, hatte gewusst, was er ihr antat. Sie schwor sich, dass sie herausfinden würde, wer das getan hatte. Und dann würde sie es ihm heimzahlen.
    Aber zunächst hatte sie Wichtigeres zu tun.
    Fiona wandte sich dem

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