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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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beugte sich vor. »Eure Mutter hatte das Gefühl, dass Louis eine Bedrohung für euch darstellte, aber sie liebte ihn noch immer und brachte es deshalb nicht über sich, ihn wirklich zu töten. Eine sehr törichte Gefühlsregung, wie ich hinzufügen sollte.« Onkel Henry leerte sein Glas. »Also entfernte sie nur seine Macht – stieß ihn in niederer Gestalt in die sterbliche Welt hinab.«
    »Warum hat niemand uns diese Option angeboten?«, fragte Fiona. »Ich wäre lieber normal als tot.«
    Bei ihrem Vorschlag drehte sich Eliot der Magen um. Er liebte seine Musik. Doch war sie seine eigene, natürliche Begabung? Oder etwas Übernatürliches? War sie es wert, dass er sein Leben dafür riskierte?
    »Leider«, sagte Onkel Henry, und sein Gesicht wurde untypischerweise hart wie Stein, »ist das ein Trick, den nur eure Mutter beherrschte. Einer, den sie nie der Liga oder irgendjemandem sonst anvertraute.«
    »Also ist Louis jetzt nur ein Mensch?«, fragte Fiona.
    »Ein Mensch, ja, aber wohl kaum nur das. Er verfügt über viele Lebensalter an Wissen und hat Verbindungen zur anderen Familie, was ihn gefährlich macht. Ich rate euch dringend, dem Mann aus dem Weg zu gehen – und ihm gewiss nie zu vertrauen.«
    »Weil es ihm nicht um unser Wohl geht?«, gab Eliot zurück. »Könnte er uns vielleicht irgendwelchen selbstmörderischen Prüfungen unterziehen, um festzustellen, zu welcher Seite der Familie wir gehören?«
    Onkel Henry senkte den Blick zu Boden und sah gekränkt drein. »Habe ich nicht Regeln gebeugt, wo ich nur konnte, um euch zu helfen?«
    Eliot spürte, wie sein Zorn nachließ. Er wollte gerade sagen, dass es ihm leidtäte, je an Onkel Henry gezweifelt zu haben, aber er hielt inne … Weil er sich an Louis’ Rat erinnerte, sich nicht immer so viel zu entschuldigen. Bedeuteten sie Onkel Henry wirklich etwas, oder manipulierte er sie nur?

    Robert stellte die Scheinwerfer der Limousine ab, wurde langsamer und fuhr an den Rand der ungepflasterten Straße. »Hier ist es. Der kürzeste Weg zu Area 51 führt von hier nach Südwesten – eine Wanderung von knapp zehn Kilometern. Tut mir leid, näher kann ich euch nicht heranbringen.« Robert stieg aus und ging ums Auto herum, um die Tür auf Fionas Seite zu öffnen.
    Eliot schlüpfte hinter ihr hinaus.
    Es war kalt. Onkel Henry reichte ihnen beiden fleecegefütterte Anoraks.
    »Danke«, sagte Eliot und zog seinen an.
    Fiona umarmte Robert. »Danke für alles«, flüsterte sie ihm zu. »Falls ich dich nicht wiedersehe … Ich wollte nur sagen …« Sie berührte seine Stirn mit ihrer.
    Robert flüsterte ihr seinerseits etwas zu. Eliot konnte es nicht verstehen, aber Fiona schüttelte den Kopf.
    Eliot sah verlegen beiseite. Es machte ihn unbehaglich zu sehen, wie seine Schwester so klammerte, aber er verstand es. Wäre Julie hier gewesen, hätte er gern dasselbe getan.
    Er fragte sich, wo Julie jetzt wohl war, und suchte den südlichen Horizont ab. Hoffentlich war sie in Sicherheit, in Los Angeles.
    »Bewegt euch schnell«, sagte Onkel Henry. »Erinnert euch an eure bisherigen Erfolge. Ich weiß, dass ihr es schaffen könnt.«
    Eliot nickte. Er nahm seinen Rucksack und überprüfte, ob Frau Morgenröte geschützt war und seine Taschenlampe bereitlag.
    Fiona löste sich von Robert und marschierte in die Wüste.
    Eliot zögerte und sah Onkel Henry und Robert ein letztes Mal an. Robert hielt den erhobenen Daumen in seine Richtung.
    Eliot drehte sich um und folgte seiner Schwester in die Dunkelheit. »He!«, zischte er. »Warte doch.«
    Fiona wurde nicht langsamer, sondern beschleunigte ihren Schritt, stapfte durch Sand und in ein hartes, ausgetrocknetes Flussbett.

    »Ich würde nicht langsamer gehen müssen«, murmelte sie, »wenn du nicht so eine Partula turgida wärst.«
    Daran erinnerte Eliot sich. Eine Partula turgida war eine Schnecke. Eine besonders langsame. Hübsche Farben, aber jetzt angeblich ausgestorben; vielleicht, weil sie zu langsam gewesen war. Nette Doppeldeutigkeit.
    Er brachte es nicht fertig, sich eine gute Gegenbeleidigung einfallen zu lassen, deshalb fragte er Fiona stattdessen das, was er wirklich wissen wollte: »Wie fühlst du dich?«
    Sie ging ein paar Augenblicke weiter, bevor sie antwortete. »Ganz gut, glaube ich. Etwas seltsam innen drin. Es ist schwer zu erklären. Ich bin bloß wütend.«
    »Auf wen?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie seufzte. »Auf alle. Großmutter, weil wir ihr nichts bedeuten oder weil sie es uns zumindest nie zeigt,

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