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Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils

Titel: Gemini - Der goldene Apfel - Nylund, E: Gemini - Der goldene Apfel - Mortal Coils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Nylund
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aus. »Isola del Bianco Drago.« 14
    In der Ferne funkelte das Meer, während die Sonne sich über den Horizont erhob und eine rotgoldene Schliere auf dem Wasser hinterließ.
    Es war Sonnen aufgang .

    Das war nur möglich, wenn sie eine halbe Welt von Del Sombra entfernt waren.
    Das helle Licht verscheuchte den Nebel aus Eliots Verstand. Die traumartige Autofahrt und alles, was geschehen war, seit er heute Morgen aufgestanden war – all das spielte keine Rolle mehr. Er spürte, dass ihm und seiner Schwester bald etwas geschehen würde … etwas Schlimmes. Wie vorhin, als Mike sich den Arm verbrannt hatte.
    »Was jetzt?«, flüsterte er Großmutter zu.
    »Jetzt«, sagte sie und beschirmte sich die Augen, als sie in die Sonne sah, »werdet ihr, wie ich vermute, eure Verwandten kennenlernen. Macht euch auf das Schlimmste gefasst.«

13
    Blut und Gesetz
    Audrey und Henry schritten durch einen überdachten, offenen Gang vor seinem Landhaus. Nahtloser weißer Marmor spiegelte ihre Schritte wider, so dass es aussah, als gingen sie auf Wolken.
    Auf einer Seite befanden sich Nischen mit Kunstwerken: eine griechische Vase, ein geflügelter babylonischer Stier aus Bronze und ein lebensgroßer chinesischer Tonkrieger aus der Han-Zeit.
    Diese Altertümer standen vor der Salzluft geschützt hinter Glas, und dort gehörte die Vergangenheit auch hin: an einen abgeschlossenen, beschirmten Ort, immer im Bewusstsein, dass sie tot und zu zerbrechlich war, um berührt zu werden.
    Audrey wusste, dass zu viele ihrer Art sich mit Ritualen, Aberglauben und den alten Sitten aufhielten, obwohl doch all ihre Sorge ausschließlich auf die Zukunft hätte gerichtet sein sollen.
    Die andere Seite des Gangs war zum Meer hin offen. Die
Brandung unter ihr toste gegen den Fels, aus Mitgefühl mit ihrer Aufregung und Sorge.
    »Werden sie sicher sein, da wo sie warten?«, fragte sie Henry.
    »Natürlich«, sagte er und mimte den Gekränkten. »Du hast mein allerfeierlichstes Ehrenwort. Sie werden behandelt werden, als wären sie meine eigenen Kinder.«
    Audrey blieb stehen und runzelte die Stirn.
    »Ich wollte sagen«, setzte er hastig hinzu, »besser als meine eigenen.«
    Henry hatte zwei Söhne gehabt. Keinem war ein langes Leben vergönnt gewesen … oder ein schönes.
    Audrey ging weiter und beschleunigte ihren Schritt. »Frisch mein Gedächtnis auf: Warum habe ich dich nicht getötet?«
    Er ignorierte die Bemerkung und sagte nüchtern: »Sie sind vorerst sicher, aber ich kann nicht garantieren, dass das nach der Befragung durch den Rat auch so bleiben wird.«
    »Nach dem Verhör«, korrigierte sie.
    »Wie du meinst.«
    Ein Balkon ragte über die Klippe ins Meer hinaus; Audrey blieb darauf stehen, ließ sich die Gischt ins Gesicht spritzen und ihr kurzes Haar vom Wind zerzausen. Sie atmete ein. Die Ägäis bestand aus türkisfarbenen Strudeln und Schaum.
    »Es ist so anders als der Pazifik«, sagte sie. »Ich habe dieses Meer vermisst.«
    Henry kam zu ihr und lehnte sich gefährlich weit über die Brüstung. »Es tut mir leid, dass du uns verlassen hast. Ich weiß, dass du es … versuchen musstest.« Er blickte auf das Wasser hundert Meter unter ihnen. »Es tut mir leid, dass du unter einer Wolke zu uns zurückkehrst. Ich werde dir diese Prüfung hindurch beistehen.«
    Audrey musterte den Narren genau. Er war so hübsch und glatt poliert wie Sterlingsilber. Für sie war er das, was einem Bruder am nächsten kam, doch das bedeutete für ihresgleichen vielerlei … und nichts davon hatte mit Vertrauen zu tun. Sie liebte ihn, aber man musste Henry anpacken wie einen tollwütigen Wolf.

    Es war pure Ironie, dass ausgerechnet er anbot, ihr beizustehen. Henry setzte seine Abenteuer und sexuellen Eroberungen ohne jeden Gedanken an irgendwelche Konsequenzen fort. Seine größte Begabung schien darin zu bestehen, sich der Verantwortung für seine Taten zu entziehen. Eliot und Fiona dagegen waren das Ergebnis eines einzigen Fehlers: Vor langer Zeit hatten ein Mann und eine Frau geglaubt, einander zu lieben.
    Audrey hatte die letzten sechzehn Jahre ihres Lebens dem Versuch gewidmet, diesen Fehler wiedergutzumachen.
    Sie wandte sich vom tröstlichen Anblick des Meeres ab und ging weiter den Gang entlang.
    Als sie um eine Ecke bogen, standen sie unvermittelt vor der bogenförmigen Brücke, die Henrys Anwesen mit einer Felsnadel, die aus dem Wasser aufragte, verband. Im Gegensatz zu den weißen Klippen der Umgebung war dieser Stein schwarz.
    Darauf befanden

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