Gemma
Bryce' Herz füllte
sich mit Stolz, als er sein Glas absetzte und ihr entgegenging.
»Du siehst bezaubernd aus«, flüsterte er ihr zu und hauchte ihr
einen Kuss auf ihre leicht geöffneten Lippen. Gemma errötete sanft.
»Das verdanke ich nur dir und deinen Entspannungsübungen«,
wisperte sie zurück und Bryce lachte leise.
Er nahm ihre Hand und führte sie über den Rasen, um sie mit ihren
Gästen bekannt zu machen.
Im Laufe des
Nachmittags lernte Gemma so viele neue Leute kennen, dass ihr der Kopf mit den
ganzen Namen schwirrte. Sie würde sich unmöglich sofort die ganzen Gesichter
merken können, aber sie tat ihr Möglichstes. Anfangs war Bryce ihr nicht von
der Seite gewichen, außer um ihr ein Glas Punsch oder etwas zu essen zu holen,
bis er gemerkt hatte, dass Gemma ihre anfängliche Unsicherheit überwunden
hatte. Später dann hatten er und einige der Männer sich in sein Arbeitszimmer
zurückgezogen, um über Geschäftliches zu sprechen.
Die Frauen hatten Gemma herzlich in ihren
Kreis aufgenommen. Aufgeregt fragten sie sie über ihr früheres Leben aus, und
Gemma konnte ihre Enttäuschung deutlich spüren, dass sie, obwohl aus England,
kein Mitglied des Adels war. Anscheinend hatte die Gerüchteküche gebrodelt, als
bekannt geworden war, dass Bryce in England geheiratet hatte. Die Spekulationen
über ihre Herkunft waren zahlreich. Immer wieder fühlte Gemma sich als Ziel
neugieriger Blicke, aber alle Anwesenden behandelten sie mit ausgesuchter
Höflichkeit und Wärme.
Nachdem Bryce im Haus verschwunden war, schien der Schwarm junger
Männer, die ihr ein Glas Punsch oder ein Stück Kuchen bringen wollten, nicht
abzureißen, was einige der jungen Damen unwillig die Stirn runzeln ließ. Sie
war der umschwärmte Mittelpunkt. Und auch wenn es sich unter den Männern wie
ein Lauffeuer herumsprach, dass dieses bezaubernde Wesen die frischangetraute
Ehefrau von Bryce Campbell war, so tat das ihrer Popularität doch keinen
Abbruch.
Bryce fand seine Frau inmitten einer Gruppe
Frauen und Männer, die ihr Anekdoten über das Leben im Süden erzählten. Gemmas
helles Lachen über eine besonders absurde Geschichte entlockte ihm ein
Lächeln. Es war schön, sie so unbeschwert zu sehen, so lebensfroh, nachdem sie
noch vor einigen Wochen so niedergeschlagen gewesen war.
»Oh, Bryce, Liebling, komm her«, rief sie, als sie ihn bemerkte,
und streckte ihre Hand nach ihm aus. »Das musst du dir unbedingt anhören.«
Lächelnd umschloss Bryce ihre Finger und setzte sich neben sie auf die Bank.
»An deiner Stelle, Liebes, würde ich kein Wort von dem glauben,
was dieses Schlitzohr dir erzählt. Nicht wahr, Phillippe?«, wandte er sich an
den Geschichtenerzähler, der bis über beide Ohren grinste.
»Bryce, du kannst einem wirklich den Spaß verderben. Endlich
einmal habe ich eine hingebungsvolle und dazu wunderschöne Zuhörerin gefunden,
die meine Heldentaten bewundert, und jetzt kommst du und machst alles kaputt.«
Er grinste Gemma gewinnend an, bevor er ihre Hand nahm und sich mit einem
kurzen Handkuss verabschiedete. »Jetzt, wo Euer Ehemann wieder an Eure Seite
zurückgekehrt ist, benötigt Ihr meine Gesellschaft nicht länger, schöne Gemma.
Gehabt Euch wohl. Bis bald.« Mit einem kurzen Nicken in Bryce' Richtung
verschwand er.
»Wer war das?«, wollte Gemma wissen und sah
ihm nach.
»Phillippe DuBois. Ihm gehört Haute Colline, die Plantage nördlich
von Belle Elysée. Phillippe ist ein ausgezeichneter Reiter, ein vollendeter Gentleman und – wie du gehört hast – ein
charmanter Unterhalter. Leider hat er keinen Kopf für das Geschäft.« Bryce
seufzte. »Seine Leidenschaft sind schöne Frauen und schnelle Pferde. Wenn ich
bedenke, wie hart sein Vater gearbeitet hat, um Haute Colline zu dem zu machen,
was es heute ist, ist es eine Schande, dass Phillippe und seine Frau das
Anwesen wahrscheinlich innerhalb eines Jahres zugrunde richten werden.«
»Er ist verheiratet?«, fragte Gemma überrascht und warf Phillippe
einen letzten Blick nach. Auf sie hatte er nicht den Eindruck gemacht, dass
daheim eine Frau auf ihn wartete. »Warum ist er denn dann allein gekommen?«
Bryce' Züge verfinsterten sich. »Seine Frau harrt sicherlich schon
ungeduldig auf seine Rückkehr«, meinte er dann zynisch. »Wirklich schade, dass Phillippe Irenes wahren Charakter
erst erkannt hat, als sie ihm bereits ein Kind ans Bein gebunden hatte. Sie
erwartet ihn zu Hause, dick, aufgedunsen und unförmig, wenn man Phillippes Worten
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