Gemma
seinem Kind zu erzählen, aber nun wusste er es. Jetzt war es an der Zeit,
dass sie auf ihn hoffte, dass er das Richtige tat.
Es war an der Zeit, dass Bryce ihr vertraute.
Bryce war
gereizt wie ein wütender Stier, als er am nächsten Morgen über die Felder
galoppierte. Als würde er die Stimmung seines Reiters fühlen, machte Dancing
Daredevil seinem Namen alle Ehre und erforderte Bryce' ganze Aufmerksamkeit.
Bryce gab dem Pferd die Sporen und ließ ihm seinen Willen. Nach einer halben
Stunde wilden Galopps waren sowohl Pferd als auch Reiter erschöpft und außer
Atem, aber beide hatten ihr Temperament wieder im Griff.
Durchgeschwitzt erreichten sie Mark Bellows, der Bryce überrascht
ansah. Zwar legte Bryce Campbell auf den Feldern niemals Wert auf ein
makelloses Erscheinungsbild, aber selten hatte Bellows ihn so aufgewühlt
erlebt wie heute.
Nachdem die Männer sich begrüßt hatten, ritten sie eine Weile
schweigend nebeneinander her. Es brannte Bellows unter den Nägeln, Bryce
darauf anzusprechen, was ihn quälte, aber angesichts Bryce' finsterer Miene
unterließ er es.
Es war Bryce, der als Erster das Schweigen
brach.
»Die Dragonfly wird innerhalb eines Monats auslaufen.
Anfang der Woche werde ich nach New Orleans übersiedeln. Bis dahin müssen wir
den Pflanzplan und alles Weitere besprochen haben.«
Falls Bellows überrascht war, ließ er es sich nicht anmerken,
sondern nickte nur. »Ich habe einige Erkundigungen eingezogen, hinsichtlich der
Pflanzen, die wir bei Ihrer Ankunft besprochen haben. Ich glaube, dass wir da
etwas machen können.«
»Gut,
Mister Bellows. Wir besprechen alles Weitere heute Nachmittag in meinem Büro.«
Damit gab er Devil die Sporen, und Ross und Reiter jagten davon.
Kopfschüttelnd sah Mark Bellows ihnen nach.
Gemma stand vor
der Tür zu Bryce' Arbeitszimmer. Ihre zur Faust geballten Finger schwebten in
der Luft, als sie mit dem Gedanken spielte, noch einmal zu versuchen, Bryce
alles zu erklären. Aber langsam ließ sie ihre Hand sinken und schritt mit
hängenden Schultern davon. Was sollte sie ihm erklären, das er nicht schon
wusste? Wenn er bisher das Schlimmste von ihr angenommen hatte, dann würden
ihre Worte daran nichts ändern können. Nein, sagte Gemma sich, diese Überzeugung
musste aus Bryce heraus kommen. Es lag an Bryce, ob seine Liebe zu ihr stark
genug war, diese schwere Prüfung, die das Schicksal ihnen anscheinend auferlegt
hatte, zu bestehen.
Ihre Schritte hallten auf dem Marmorboden der Halle wider, als
sie langsam hinaus in den Garten ging.
Vier Tage später wurden Bryce' Truhen in den offenen Wagen verladen,
mit dem sie vor zweieinhalb Monaten aus New Orleans nach Belle Elysée gekommen
waren. Rupert, der Kutscher, sah unglücklich zu Gemma hinauf, die einsam auf
der Veranda stand und den Arbeitern zusah. Sie trug ein burgunderfarbenes
Morgenkleid und dazu das Halsband und die Ohrringe, die Bryce ihr geschenkt
hatte, als sie noch glücklich miteinander waren. Gemma hoffte sehr, dass sie
dieses Glück eines Tages wiederfinden würden.
Bryce selbst würde nicht mit der Kutsche fahren, sondern auf Dancing
Daredevil, der bereits ungeduldig an den Zügeln zerrte, in die Stadt
reiten.
Gemma hörte Schritte hinter sich, aber drehte sich nicht um. Die
Schritte waren ihr viel zu vertraut, als dass sie hätte sehen müssen, wer dort
kam. Gespannt hielt sie den Atem an. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Halse, als
sie sich bang fragte, ob er sich von ihr verabschieden würde.
Die Schritte stoppten, und Gemma straffte die Schultern. Das
Schweigen hing beinahe greifbar in der lauen Frühlingsluft. Bryce räusperte
sich.
»Ich werde jetzt fahren.«
Gemma nickte schweigend, aber sah ihn noch
immer nicht an. Oh Gott, flehte sie still, bitte mach, dass er mich
in den Arm nimmt und küsst. Ich könnte es nicht ertragen, wenn er mich
einfach so ohne ein weiteres Wort verlässt. Ihre Augen füllten sich mit
Tränen, und sie kniff die Lider fest zusammen, um sie zurückzuhalten. Trotzdem
quollen die salzigen Tropfen unter ihren Wimpern hervor und rannen heiß ihre
Wangen hinab.
»Gemma ...«
Mit einem Aufschluchzen warf Gemma sich an seine Brust und schlang
ihre Arme um seinen Nacken. Ohne darüber nachzudenken, schloss er seine starken
Arme um sie und presste sie an sich.
»Oh Gemma«, seufzte Bryce und verbarg sein Gesicht in ihrem Haar.
»Was soll ich nur mit dir machen?«
»Versprich mir, dass du gesund und heil wiederkommst«, schluchzte
Gemma. Sie hob ihren
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