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Gemuender Blut

Gemuender Blut

Titel: Gemuender Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Pistor
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werden müssen. Meine arme Nachbarin wird bestimmt bald von meinen Postbergen erschlagen.«
    Matthias hob eine der Plastiktüten an, die er bei seinem Eintritt am Arm hängen gehabt hatte, und versenkte seinen Arm darin. Dann reichte er mir einen Stapel Briefe.
    »Bitte schön.«
    »Oh, Mattes …«
    »Die Blumen sind auch gegossen«, unterbrach er mich, bevor ich wieder zu einer Dankesrede anheben konnte. Dann zögerte er kurz, bevor er weitersprach: »Prutschik war geschoren, als man ihn fand.«
    »Er war was?«
    »Kahl geschoren! Kannst du dir einen Reim darauf machen?«
    »Nein.« Ich kramte in meinen Erinnerungen. »Nein.«
    »Was hast du noch erfahren über ihn?«
    »Jonas Prutschik sprach von einer Geliebten. Aber das muss Jahre her sein. So wie er es erzählte, zur Zeit der Trennung seiner Eltern.«
    »Weißt du, wer sie war?«
    Wieder schüttelte ich den Kopf. Dann grinste ich.
    »Es dürfte aber nicht so schwer sein, das herauszubekommen. Die Gemünder Klatschseele vergisst nichts. Ich habe auch schon eine Idee, wen ich dazu befragen könnte.«
    »Dann mach das und sag mir Bescheid.«
    »Mattes?« Ich sah ihn an.
    »Ja?«
    »Steffen hat es nicht getan. Er hat Prutschik nicht umgebracht.«
    Matthias schwieg.
    »Ich vertraue ihm.«
    »Du willst ihm vertrauen.«
    »Ich will meinem Instinkt vertrauen. Meinem Gefühl.« Die Zweifel in Matthias’ Gesicht sprangen mich an. Trotzdem sagte er nichts, sondern ließ mich weiterreden.
    »Wenn das nicht mehr funktioniert, ist jeder Gedanke an eine Rückkehr in meinen Job überflüssig.«
    »Deshalb bist du geflohen aus Köln. Um es herauszufinden.«
    »Am Ende jeder Flucht steht ein Ankommen.« Ich betrachtete meine Fingernägel.
    »Sagt wer?« Matthias grinste. »Deine Oma?«
    »Blödmann!« Ich schlug mit einem Aktenordner nach ihm. »Los, geh ermitteln und lass mich meine Wunden lecken.«
    Er duckte sich und verschränkte in gespielter Verzweiflung die Arme vor seinem Gesicht.
    »Es scheint dir ja wieder besser zu gehen, Ina!« Ich hörte die Freude in Steffens Stimme, als er das Zimmer betrat.
    Matthias erstarrte in der Bewegung, richtete sich auf und wandte den Kopf in Richtung der Tür.
    »Hallo!« Steffen ging auf Matthias zu und hielt ihm die Hand hin. »Steffen Ettelscheid, Förster und Freund der Familie.«
    So konnte man es auch ausdrücken. »Sie sind sicher Matthias Driesch, Inas Kollege.«
    »Japp.« Matthias zögerte einen Augenblick, bevor er die Hand ergriff. Gerade lange genug, um uns alle merken zu lassen, dass er nicht erfreut war darüber, Steffen zu begegnen.
    »Was mache ich mit Hermann? Er sitzt im Auto«, wandte er sich an mich und drehte Steffen den Rücken zu.
    »Wieso?« Für einen Augenblick war ich völlig verwirrt.
    »Er kann nicht länger bei mir bleiben. Er hat schon dreimal versucht, Frau Meyer aufzufressen.«
    Jetzt kapierte ich es. Frau Meyer war Matthias’ Papagei. Er meinte meinen Kater.
    »Ich kann ihn mitnehmen.« Steffen trat an die andere Seite meines Bettes und sah mich an. »Ich mag Katzen. Solange du hier bist, kann er bei mir sein. Dann klären wir die Wohnverhältnisse neu.«
    Ich erwiderte seinen Blick und sah das Lächeln in seinen Augenwinkeln. Hatte er mir gerade angeboten, bei ihm einzuziehen? Oder bildete ich mir das nur ein?
    »Gut, dann werde ich ja wohl nicht mehr gebraucht.« Matthias war aufgestanden. Ohne auf die Akten und Tüten zu achten, die er um sich herum ausgebreitet hatte, schnappte er sich seine Jacke und seinen Autoschlüssel und ging zur Zimmertür. »Ich warte am Eingang auf Sie, Herr Ettelscheid.« Er betonte die Anrede in dem Tonfall, der sonst Hauptverdächtigen in unseren Fällen vorbehalten war.
    »Mattes, warte, ich …«, versuchte ich ihn aufzuhalten, aber er ignorierte mich.
    »Zehn Minuten. Keine Minute länger. Herr. Ettelscheid.« Die Tür schloss sich hinter ihm.
    Steffen strich sich die Haare aus der Stirn, blies die Wangen auf und ließ die Luft langsam wieder entweichen. Dann lehnte er sich ans Fensterbrett und verschränkte die Arme.
    »Du hast ihm nichts erzählt, oder?«
    »Ich habe ihm gesagt, dass ich dir vertraue.«
    »Und das schmeckt ihm nicht. Er hält mich auch für den Mörder.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das ist es nicht, Steffen. Es ist«, ich suchte nach den Worten, die dem gerecht würden, was war, »es ist noch etwas anderes.«
    »Was?« Er hob die Hand und unterbrach mich, bevor ich angefangen hatte zu sprechen. »Er ist eifersüchtig?«
    »So

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