G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer - Felsing, K: G.E.N. Bloods 1 - Eisfeuer
einen speziellen Raum für die Übergabe größerer Bargeldbeträge.“
Die Erleichterung, die Megan durchfloss, musste dem Urknall gleichen. Einhundertzehntausend Dollar, gebündelt in elf Päckchen zu je hundert brandneuen Hundertdollar-Noten. Jedes Bündel von einer blau-weißen Banderole umgeben, auf der die Summe 10.000 stand. Megan überstand die schier endlose Prozedur des Geldzählens, setzte ihre Unterschrift auf diverse Formulare und erhielt ihre Papiere zurück.
„Wünschen Sie, dass ein Security-Officer Sie zu Ihrem Fahrzeug begleitet?“
„Nein, danke.“ Megan schob zwei Papierumschläge in den Hosenbund, zog die Bluse darüber und band ihre Jeansjacke um die Hüfte. Die Wölbung fiel nicht mehr auf, jedenfalls konnte es durchaus eine natürliche Rundung sein.
Ein mulmiges Gefühl krallte sich in ihren Nacken, bis sie im Wagen saßen und auch dort wollte es nicht weichen. Sie drückte auf den Knopf der Zentralverriegelung, fühlte sich aber nur geringfügig wohler.
„Zum Fitnesscenter oder erst zu einer anderen Bank?“
„Fitnesscenter“, presste Megan hinaus und es hörte sich an, als hätte sie soeben einen Hundert-Yards-Spurt in Weltrekordzeit hinter sich gebracht.
An jeder Ampel oder Kreuzung, an der sie hielten, krochen eiskalte Finger in ihren Nacken, als könnte plötzlich jemand die Wagentür aufreißen und ihr eine Pistole ins Genick pressen, um sie zur Herausgabe des Geldes zu zwingen. Ihre Aufregung wollte sich nicht legen.
„Wie stellst du dir das weitere Vorgehen vor?“ Kristy zog die nackten Füße auf den Sitz und umschlang die Knie mit den Armen.
Megan wusste genau, was sie meinte. Nicht, welchen Weg sie als Nächstes in Angriff nahmen, indem sie ein Bankkonto für Kristy eröffneten und 5.000 Dollar darauf einzahlten, sondern die Lösung des Problems für den Nachweis des Geldes.
„Ich werde Jeff Hall anrufen.“
„Was glaubst du, was er tun kann?“
„Ich habe keine Ahnung, aber ich hoffe, er besorgt mir irgendeinen Nachweis, der auf den Namen Megan Hannson lautet.“
„Müsste doch eigentlich funktionieren, oder?“
„Du stellst Fragen, ich weiß es nicht, Maus, aber ich bete drum. Wenn ich ihn nicht erreiche oder er nicht binnen drei Tagen eine Lösung liefern kann, muss ich das gesamte Geld bar abheben und wir füllen unsere Matratzen damit.“
Tatsächlich hatte sie bereits seit gestern darüber nachgedacht, einfach diesen Weg zu gehen, aber sie war sich zum einen noch nicht sicher gewesen, ob sie überhaupt an ihr Geld herankäme und zum anderen würde sie es wahrscheinlich nicht schaffen, auch nur für eine Sekunde das Haus zu verlassen, wenn über eine halbe Million Dollar darin versteckt wäre.
350.000 aus der Lebensversicherung ihrer Eltern; weitere 35.000, die zwei Menschenleben der havarierten Fluggesellschaft wert gewesen waren. Sie schluckte brennende Bitterkeit hinunter. 850.000 aus dem Hausverkauf in New Orleans. Nach Abzug der Kosten für Umzug, Möbel und den Wagen, der Bezahlung der neuen Immobilie, des Umbaus und des Betrags für Dix lagen noch exakt 563.795 Dollar auf dem Konto. Jede andere Bank, bei der sie die Summe einzahlen würde, forderte wahrscheinlich dieselben Nachweise an. Wenn sie das Geld in kleineren Beträgen auf viele Banken verteilte, würde sie das Problem wahrscheinlich umgehen, aber dann konnte sie keine so guten Konditionen aushandeln. Die aber brauchte sie, um von den Zinseinnahmen den größten Teil ihres Lebensunterhaltes zu bestreiten und Kristys Studium zu finanzieren.
Jeff Hall musste sich etwas einfallen lassen. Sie verstand nicht, warum er dieses Problem nicht im Vorfeld gesehen und sich um eine Lösung gekümmert hatte. Als Zeugenschützer musste er doch wissen, welche Probleme sich mit einer neuen Existenz ergaben. Das Einzige, was sie ihm derzeit zugutehielt, war, dass es wahrscheinlich nicht sehr häufig vorkam, dass Personen, denen zu ihrem eigenen Schutz neue Identitäten verschafft wurden, über immense Bargeldsummen verfügten, die sie aus ihrem alten Leben in das neue transferierten.
Sie fanden Dix’ Kollegen in der Küche, wo alle sechs zusammensaßen und Kaffee tranken. Trotz Mittag und strahlendem Sonnenschein sahen Seth, Wade und Neil ziemlich verkatert aus.
„Hallo zusammen.“
„Hi Megan. Hi Kristy.“
„Wo ist denn Dix?“
„Holt Max vom Flughafen ab, müsste aber bald kommen.“
Sehr gesprächig zeigte sich die Runde heute nicht. Wade knurrte noch etwas, das sich wie „Setzt euch,
Weitere Kostenlose Bücher