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Generalprobe Zeitballett

Generalprobe Zeitballett

Titel: Generalprobe Zeitballett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Sei­te. Der blond­haa­ri­ge Hü­ne war ihm nicht ge­heu­er.
    »Wenn er dich noch­mals an­rem­pelt, darfst du ihm mit mei­ner Bil­li­gung dei­nen Wein­krug über den Kopf schla­gen«, sag­te Han­ni­bal prompt. »Ich wer­de dich an­schlie­ßend be­schüt­zen, Lur­ca­rio­ner.«
    Der Jüng­ling lä­chel­te ver­zagt, warf einen kur­z­en Blick auf Al­li­sons rot an­lau­fen­des Ge­sicht und um­klam­mer­te sein Ge­fäß fes­ter.
    »Der Krug ent­hält hei­len­de Kräu­ter, Lur­ca«, ant­wor­te­te er dem Klei­nen re­spekt­voll.
    Han­ni­bal nick­te gön­ner­haft und ver­gaß nicht, mich bei­fall­hei­schend an­zu­se­hen. Im­mer­hin – er war mit dem Eh­ren­ti­tel »Lur­ca« an­ge­spro­chen wor­den.
    »Ich ma­che Ein­druck. Sehr schön«, stell­te er fest.
    Ehe er sich da­zu hin­rei­ßen ließ, dem At­lan­ter sonst et­was zu ver­spre­chen, block­te ich ihn mit ei­nem te­le­pa­thi­schen Im­puls.
    »Wenn du noch grö­ße­re Auf­merk­sam­keit er­regst, als es we­gen dei­ner ti­ta­ni­schen Ge­stalt oh­ne­hin un­ver­meid­bar ist, las­se ich dich mit­samt dem Schleu­der­sitz aus der Ma­schi­ne sau­sen. Kein Wort mehr.«
    Han­ni­bal preß­te die wuls­ti­gen Lip­pen auf­ein­an­der, zog sich den spit­zen Oh­ren­klap­pen­hut in die Stirn und mur­mel­te Ver­wün­schun­gen.
    »Oh, Sie ha­ben ihm wohl ei­ne Lie­bens­wür­dig­keit mit­ge­teilt, wie?« er­kun­dig­te sich Na­ru Ke­no­ne­we. Er wirk­te un­ter uns am ech­tes­ten. Sei­ne Stirn­nar­ben wie­sen ihn als Mann von der afri­ka­ni­schen West­küs­te aus. Pho­ro­ser wa­ren auf At­lan­tis im­mer will­kom­men und hoch­ge­ach­tet.
    Ich wink­te ab, denn von dem Au­gen­blick an wur­de es kri­tisch.
    Die Ma­schi­ne flog auf den strah­len­den Schutz­schirm zu. Ehe sie ihn be­rühr­te, klaff­te plötz­lich ei­ne Lücke auf, durch die wir die Ab­wehr­mau­er un­ge­fähr­det pas­sie­ren konn­ten.
    Über die zahl­rei­chen Ent­set­zens­schreie der An­ge­wor­be­nen hör­ten wir hin­weg. Die Leu­te wa­ren ge­wiß in­tel­li­gent, aber mit sol­chen Din­gen muß­ten sie erst ver­traut ge­macht wer­den. Es war nicht ver­wun­der­lich, daß man die Mar­sia­ner für Göt­ter hielt.
    Ich gab ei­ne letz­te Nach­richt an Ki­ny durch. Sie be­stä­tig­te den Emp­fang, doch ehe sie ei­ne wei­te­re Be­mer­kung ma­chen konn­te, brach der te­le­pa­thi­sche Kon­takt jäh ab.
    Hin­ter uns hat­te sich die strah­len­de Mau­er wie­der ge­schlos­sen. Sie war mit fünf­di­men­sio­na­len Psi-Im­pul­sen art­ver­wandt. Bis­her war es uns noch nie ge­lun­gen, Schir­me die­ser Art zu durch­drin­gen.
    Da­ge­gen war es zwi­schen Han­ni­bal und mir nach wie vor mög­lich, den Mei­nungs­aus­tausch auf der über­ge­ord­ne­ten Pa­ra-Ebe­ne durch­zu­füh­ren.
    Wir schau­ten zu den De­cken­bild­schir­men des Mas­sen­trans­port­mit­tels hin­auf. Fens­ter gab es nicht.
    Weit un­ter uns wur­de ei­ne Groß­stadt er­kenn­bar, wie sie auch auf der Er­de des 21. Jahr­hun­derts hät­te vor­han­den sein kön­nen. Nur die Wohn­vier­tel der ein­ge­bo­re­nen Men­schen wa­ren pri­mi­ti­ver.
    Ei­ner der Pi­lo­ten gab über das Laut­spre­cher­sys­tem durch, wir wür­den bald lan­den. Er for­der­te die In­sas­sen sei­ner Ma­schi­ne auf, sich ru­hig zu ver­hal­ten und vor den La­de­lu­ken nicht zu drän­geln. Die »Göt­ter« wür­den sich je­der­mann an­neh­men.
    Gleich dar­auf wur­de weit un­ter uns ein Flug­ha­fen er­kenn­bar. Groß­kampf­schif­fe des Mars konn­ten hier auf kei­nen Fall lan­den und star­ten. Schon ein Klei­ner Kreu­zer von der Grö­ßen­ord­nung un­se­rer »1418« muß­te Schwie­rig­kei­ten ha­ben, denn sei­ne Trieb­wer­ke hät­ten be­reits aus­ge­reicht, um die viel zu dicht am Platz­rand ste­hen­den Ge­bäu­de in Schutt und Asche zu ver­wan­deln.
    Fol­ro­ghs Aus­sa­gen be­stä­tig­ten sich er­neut. Auf dem Erd­teil At­lan­tis exis­tier­te nur ein wirk­lich be­deu­tungs­vol­ler Raum­ha­fen, aber der lag weit west­lich des Zen­tral­ge­bir­ges im Flach­land.
    Das Ge­län­de von Tra­s­ca­thon war wohl mehr für den kon­ti­nen­ta­len Luft­ver­kehr aus­ge­legt, vor al­lem für die schnel­len Glei­ter

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