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Genesis Secret

Genesis Secret

Titel: Genesis Secret Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Knox
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seinen Sarkasmus. »Aber wie du mit deinem Bibelzitat gerade selbst bestätigt hast, steht ziemlich außer Zweifel, dass die frühen abrahamitischen Traditionen in dieser Region ihren Ursprung haben. Zwischen Abraham und Sanliurfa besteht eine enge Verbindung. Und ja, es war in Harran, wo der Ruf Gottes an Abraham erging.«
    Rob stieg gähnend aus und blickte auf die staubige Weite. Christine stellte sich neben ihn. Gemeinsam beobachteten sie eine krätzige schwarze Ziege, die sich an einem rostigen alten Bus rieb; unerklärlicherweise war der Bus auf einer Seite voll Blut. Unwillkürlich fragte sich Rob, ob die Dorfbewohner den Bus als Behelfsschlachthaus benutzten. Es war ein eigenartiger Ort.
    »Dann haben wir also historisch belegt«, sagte er, »dass Abraham von hier stammte. Und er war der Gründer … der drei großen monotheistischen Religionen, richtig?«
    »Ja. Judentum, Christentum und Islam. Sie gehen alle auf ihn zurück. Und als er Harran verließ, zog er nach Süden in das Land Kanaan und verbreitete das neue Wort Gottes, des einzigen Gottes der Bibel, des Talmuds und des Korans.«
    Rob folgte ihren Ausführungen mit vagem, aber hartnäckigem Unbehagen. Als er sich gegen das Auto lehnte, um nachzudenken, hatte er immer wieder Flashbacks an seine Kindheit. Sein Vater, wie er aus dem Buch Mormon vorlas. Seine Onkel, die aus dem Buch Kohelet zitierten. Freu dich, Jüngling, in deiner Jugend. Das war der einzige Bibelvers, den Rob jemals wirklich gut gefunden hatte. Er sagte den Satz laut, dann fügte er hinzu: »Wie war das eigentlich genau? Sollte Abraham nicht seinen eigenen Sohn schlachten und Gott zum Opfer bringen?« Er suchte in Christines intelligentem Gesicht nach einer Bestätigung. »Da war doch irgendetwas mit seinem Sohn?«
    Christine nickte. »Die Schlachtung Isaaks. Auf Jehovas Geheiß sollte der Prophet Abraham seinen eigenen Sohn schlachten und ihm zum Opfer bringen. Doch gerade als er mit dem Messer zustoßen wollte, hielt Gott im letzten Moment seine Hand fest.«
    »Da hast du’s. Echt anständig von dem alten Herrn.«
    Christine lachte. »Möchtest du hier bleiben, oder soll ich dir einen noch verrückteren Ort zeigen?«
    »Aber klar, wenn wir schon mal unterwegs sind!«
    Sie stiegen wieder ins Auto, und Christine fuhr los. Rob ließ sich in den Beifahrersitz sinken und beobachtete, wie die Landschaft im Staub verschwand. Immer wieder kamen sie an irgendwelchen bröckelnden Hügeln vorbei, auf denen eine Ruine oder eine verfallene osmanische Burg thronte. Einsame Staubteufel wirbelten durch die Öde. Obwohl Rob eine Steigerung für unmöglich gehalten hatte, wurde die Trostlosigkeit noch intensiver. Und die Straße noch steiniger. Sogar das Blau des Wüstenhimmels schien sich zu verdunkeln und zu einem düsteren Violett zu verfärben. Die Hitze war kaum auszuhalten. Auf glutheißen, von tiefen Fahrrillen zerfurchten Pisten rumpelte der Landrover um bleichgelbe Felsvorsprünge. Kaum ein Baum störte die endlose Kargheit. »Sogmatar«, sagte Christine schließlich.
    Sie näherten sich einem winzigen Dorf; nur ein paar verlassene kleine Betonhäuser in einem kargen stummen Tal inmitten von endlosem sonnengedörrtem Nichts.
    Vor einem der armseligen Häuschen stand, irgendwie fehl am Platz, ein großer Geländewagen, und es waren auch noch andere Autos zu sehen, aber weit und breit kein einziger Mensch; unwillkürlich fühlte sich Rob an Los Angeles erinnert; große Autos, ewiger Sonnenschein - und keine Menschen.
    Wie eine von der Pest heimgesuchte Stadt.
    »Ein paar Reiche aus Urfa haben hier Zweithäuser«, sagte Christine. »Direkt neben den Kurden.«
    »Wie kann jemand freiwillig hier leben?«
    »Der Ort hat viel Atmosphäre. Du wirst gleich sehen.«
    Sie stiegen aus dem Auto in die staubige Glutofenhitze. Christine übernahm die Führung und kletterte über verfallene alte Mauern, vorbei an vereinzelten Marmorblöcken, die aussahen wie römische Kapitelle. »Ja«, sagte Christine, als ahnte sie Robs nächste Frage bereits. »Die Römer waren hier, und die Assyrer ebenfalls. Alle sind sie hier gewesen.«
    Sie näherten sich einem großen dunklen Loch in einem seltsamen aus dem Fels gehauenen Bau. Sie betraten ihn durch die Öffnung. Robs Augen brauchten ein paar Sekunden, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.
    Der stechende, dumpfige Gestank von Ziegenscheiße verschlug ihm fast den Atem.
    »Das ist ein uralter heidnischer Tempel. Den Mondgöttern geweiht.« Christine deutete auf

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