Gentec X 01 - Das Ende der Menschheit
alles Leben einmal aus ihnen hervorgegangen war.
Mitleid und Gefühlsduselei waren hier nicht angebracht.
*
Der Zug raste durch einen dunklen Tunnel. Nur die Notbeleuchtung brannte. Ab und zu sah ich Hinweisschilder mit Abkürzungen und Codes, die mir nur selten etwas sagten. Als typischer ClA-Dummy – in dem Fall passte der Begriff – stand ich da. Aber ein hochrangiger und langjährig erfahrener Agent wäre auch nicht besser weggekommen.
Und immerhin war ich in den Hype gelangt, auch wenn es ein Jahr gedauert hatte. Mir blieb nicht viel Zeit, mir zu überlegen, was es mit dem Spider, der Monsterspinne, auf sich gehabt hatte, die Energieblitze verschoß, die Gencoys und Genmonster reihenweise erledigte und die ganze Station verwüstete.
Ich hielt sie für einen mißlungenen Prototyp von Gentec, und es tröstete mich, dass es auch hier Probleme und Fehlschläge gab.
Vier Gencoys waren bei mir im Abteil, wie es in den anderen Abteilen aussah, wusste ich nicht. Den Gendog schien es weggerissen zu haben, als der Zug losraste, durch röhrenartige, schmale Tunnel, die nicht von den US-Behörden und -Firmen erbaut worden waren.
Jedenfalls nicht legitim. Das Monster mit dem klobigen Schädel und der Klebezunge hockte allerdings noch auf dem Dach. Die enorme Geschwindigkeit schleuderte es nicht weg. Es glotzte herein und züngelte nach mir.
Auch das noch, dachte ich und warf mir in dem Moment vor, nicht dem Ratschlag meines Vaters gefolgt zu sein. Der war Collegeprofessor und hatte mir dringend abgeraten, zum CIA zu gehen.
»Das ist nichts für eine Frau«, hatte er mir gesagt.
Auch meine Mutter und meine zwei Brüder waren nicht begeistert gewesen, die Brüder voller Skepsis und Spott, dass ich, das Küken der Familie, die kleine Schwester, ausgerechnet zum Geheimdienst wollte. Auch noch in den Außendienst, als Agentin.
»Du bist plemplem«, hatte mir mein ältester Bruder Mark gesagt. »Du hast einen Furz im Gehirn.« Er hatte es noch drastischer ausgedrückt. »Das schaffst du nie .«
Sein »Nie« war für mich ein Ansporn gewesen, es erst recht zu versuchen. Als ich dann meine Prüfungen mit Auszeichnung bestand, war meine Familie auf mich stolz gewesen. Mein zweiter Bruder, Carl, war Lieutenant bei einer technischen Einheit der Army und echt platt, als ich die Ausbildung bei den Marines schaffte, die mit zur Qualifikation der CIA gehörte.
Körperlich war ich topfit. In meiner Rolle als Labormaus Janet Ferris hatte ich aufpassen müssen, das nicht merken zu lassen – Janet Ferris sollte außer Aerobic und Joggen nichts zugetraut werden. Meine Fitness würde mir allerdings gegen das Monster am Dach des Waggons, das es auf mich abgesehen hatte, nicht mehr nutzen als einem Karatechamp seine Handkantenschläge gegen einen Löwen oder einen ausgewachsenen Gorilla.
Der letztere riß ihm die Arme aus, womit sich die Handkantensache erledigt hatte, und quetschte ihn zu Brei.
Das Monster am Zugdach ließ seine Zunge nach vorne schnellen. Es reichte nicht ganz. Ich lag flach auf dem Boden und schaute nach oben. Die gespaltene Zunge schnellte mir entgegen.
Zäher Geifer troff davon herunter. Dort, wo er auf die Zugsitze tropfte, fraß er qualmend Löcher hinein. Die zähe Säure fraß sich im Nu durch bis auf den Boden.
Ich hatte dem Monster, das mich mit tellergroßen Augen anglotzte und -fauchte, schon eins in die Zunge verpasst. Das schreckte es anscheinend nicht.
»Von dir will ich nicht geküsst werden«, zischte ich. »Nimm das.«
Abermals schoß ich mit der Laserpistole. Diesmal hatte ich sie auf Dauerfeuer gestellt. Ich sägte dem Monster mit dem Laser die dreieinhalb Meter lange gespaltene Zunge ab. Zuckend fiel sie auf den Boden, wand sich wie eine Schlange und entwickelte ein Eigenleben.
Sie spritzte Säure und Gift. Ein paar Tropfen fraßen sich durch meine Kleidung, winzige Spritzer. Darüber konnte ich froh sein, sonst wäre ich schwer verletzt worden. Ich schnellte hoch und sprang auf einen unversehrten Sitz, während die glitschige Monsterzunge durchs Abteil kroch.
Orientieren konnte sie sich offensichtlich nicht. Mir standen die Haare zu Berg, zumindest glaubte ich das. Die Redensart, das Blut gefror ihr in den Adern, hatte ich gehört, das jedoch immer für eine poetische Übertreibung gehalten.
Jetzt war mir, als ob ich tatsächlich Frigen oder Eiswasser in den Adern hätte. Die vier Gencoys rückten näher. Derjenige, den ich ans Kinn getreten hatte, der Farbige mit der
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