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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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und jeder sagt mir, da hätte ich aber ein verdammt großes Vorbild.
    Aber im Grunde ist die Katastrophe vorprogrammiert.
    Es ist wie in einem Traum. Der Ball schwebt aus dem Himmel herab und landet genau vor meinen Füßen. Zwischen mir und dem Torwart ist niemand mehr, ich habe vollkommen freie Bahn. Ich muss nichts anderes tun, als den Platz zu überqueren und dann den Ball reinzusetzen.
    Jubel und Gebrüll gehen los, als ich wie ein geschlagener Hund losrenne. Die übrigen Spieler hinter mir können nur zusehen. Ich stürme aufs Tor zu, und als ich aufschaue, sehe ich, dass zwischen mir und meiner ersten Kostprobe des mythischen Erfolgs nicht mehr steht als die dürre Gestalt des gegnerischen Keepers, Ally Donald.
    Dann erstarre ich.
    Irgendwas hält mich zurück. Zweimal hole ich aus, um den Ball zu treten, aber ich kann nicht. Ich höre meinen Vater brüllen, ich solle durchziehen, aber ich kann mich nicht rühren. Es ist, als wüsste ich, wenn ich jetzt punkte, werde ich seinem Einfluss niemals entkommen.
    Ich sehe den Ball an, schwarz und schlammverschmiert liegt er vor mir, aber ich kann den Ball noch so scharf fixieren, ich bringe einfach nicht die Kraft auf, ihn zu bewegen … und dann ist der Augenblick vorbei.
    Der dürre Ally Donald taucht vor mir auf, rennt, ist mit den Füßen schon fast am Ball, den er dann bis zur Mittellinie zurückschießt.
    Ich weiß sofort, dass ich nie wieder spielen werde. Als ich das Spielfeld verlasse, verändert sich meine Welt von Grund auf.
    »Du nichtsnutziger Feigling«, schimpft mein Vater. Er folgt mir in die Umkleide, um mir das zu sagen, wieder und wieder. »Zu feige, einem unterentwickelten Zwerg wie dem kleinen Ally Donald die Stirn zu bieten, ein Strich in der Landschaft, der nicht mal die Kraft hat, seine eigenen Socken oben zu halten.«
    Ich sage nichts.
    »Aye, er hat dich in die Tasche gesteckt«, sagt mein Vater. »Du solltest dich schämen, noch mal unter die Leute zu gehen. Du hast dem Team das Spiel gekostet, den Pokal, du charakterloser kleiner Bastard!«
    Das Spiel bedeutet mir nichts. Ich hasse es, der Mannschaft anzugehören. Er hat mich hier reingebracht, und ich kann es nicht ausstehen, von ihm beobachtet zu werden und die Leute sagen zu hören: »Da kommt der neue Cannis Dury.«
    »Nach dem heutigen Tag werden sie lange und laut lachen«, sagt er. »Ich werde dir diese Schmach niemals verzeihen. Denn ich bin es, den sie auslachen werden! Nicht du – wer bist du schon?«
    Ich sehe ihn an, sein Gesicht ist puterrot, die Augen treten ihm aus dem Kopf.
    »Und was zum Teufel glotzt du mich so an?« Seine Faust taucht aus dem Nichts auf. Sie erwischt mich an der Schläfe und schleudert mich zu Boden. Ich spüre die Kälte der Keramikfliesen, auf die ich aufschlage. Der Boden ist weiß, doch vor meinem Auge, da, wo ich liege, unfähig mich zu bewegen, wird er rot.
    Ich weiß nicht, wie lange ich dort liege. Meine Mannschaftskameraden rufen den Coach, und ich werde zu einem alten Austin Allegro hinausgetragen und nach Hause gefahren. Die nächsten vier Jahre höre ich Ally Donalds Namen praktisch allabendlich.
    »Na, der hat dich fertiggemacht«, sagt mein Vater. »Du solltest dich schämen, dein Gesicht noch mal irgendwo zu zeigen.«
    Inzwischen sind seine aktiven Tage als Spieler definitiv vorbei, aber er denkt immer noch, er sei jemand und nennt mich bei jeder sich bietenden Gelegenheit einen »nichtsnutzigen Feigling«.
    Ich lasse mir das gefallen, bis Debs auf der Bildfläche erscheint. Ich nehme sie mit nach Hause, um sie meiner Mutter vorzustellen. Sie steht vor dem Kaminsims. Diese blöden roten Glühbirnen wirbeln hinter den Plastikkohlen, beleuchten von hinten ihre Waden. Sie sieht so völlig fehl am Platz aus, scheint sich schrecklich unwohl zu fühlen.
    Und dann kommt er hereinspaziert, hängt an einer Dose Cally Special und sagt: »Ja, sehr gut, Sohn. Ein süßes kleines Mädel hast du da, aber was macht sie mit dir?«
    Ich lasse es unkommentiert durchgehen. Nehme Debs’ Hand und ziehe sie weg.
    »Ich habe heute Ally Donalds Vater getroffen«, sagt er, als wir gehen. »Er ist jetzt in London, hat einen fetten Job bei der Regierung, er hat’s geschafft, die Engländer arbeiten für ihn. Der wäre was Besseres für dich als dieser nichtsnutzige Feigling.«
    Ich bringe Debs nach Hause. Sage ihr, dass es mir leid tut. Sie legt eine Hand auf mein Gesicht, weint. Sie sagt, sie hätte ja keine Ahnung gehabt, wie schrecklich das für mich war.
    Auf

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