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Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Geopfert - [Gus Dury ; 1]

Titel: Geopfert - [Gus Dury ; 1] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Das hatte ich noch nie gehört, weshalb ich den Kopf hob und nach oben schaute. Als ich den Blick wieder senkte, war Mac aufgestanden.
    »Das ist neu«, sagte ich.
    »Heilige Scheiße«, sagte Mac, »ich dachte schon, du wärst gegangen … oder Schlimmeres.«
    »Schlimmeres?«
    »Wärst Billy-Boys Weg gegangen, komm schon, hinten raus!«
    Mac lotste mich vom Fenster weg, steckte den Kopf durch die Tür auf die Straße, schaute nach links, schaute nach rechts, dann hängte er das »Geschlossen«-Schild in die Tür.
    Ich schnappte mir sein Buch, als er mich einen schmalen Gang hinunter zu seinem Büro schob.
    »Lawrence Block«, sagte ich. »Ich hab dich gar nicht für eine Leseratte gehalten.«
    »Er ist spitze.«
    »Die Matt-Scudder-Serie?«
    »Was sonst?«
    »Hast du auch –«
    Er unterbrach mich. »Gus, ich habe sie alle gelesen.« Er nahm mir das Buch ab, legte es auf einen Stoß weiterer Bücher. Kriminalromane stapelten sich im Bücherregal. Ich überflog die Namen: Derek Raymond, Andrew Vachss, Ken Bruen, Horace McCoy, David Peace und ganz obendrauf Barry Giffords Perdita Durango .
    »Eine ziemliche Sammlung.«
    Mac wehrte ab. »Bist du hergekommen, um über Bücher zu reden, Gus?«
    Mir gegenüber stand eine ramponierte Ledercouch. »Was dagegen, wenn ich mich setze?«
    Mac machte eine wegwerfende Handbewegung, sagte spöttisch: »Aber sicher doch.«
    »Schätze, ein Tässchen steht außer Debatte.«
    »Übertreib’s nicht.«
    Während er ging, um den Kessel aufzusetzen, vertiefte ich mich in einen Thomas H. Cook.
     
    Menschen waren verloren und hilflos, selbst die gerissenen … ganz besonders die gerissenen. Alles war vergeblich, und alles war vergänglich. Die stärksten Emotionen flauten schnell ab. Ein paar Dinge hatten Bedeutung, aber nur, weil wir sie bedeutungsvoll machten, indem wir darauf bestanden, dass es so war. Wenn wir einen Beweis dafür brauchten, erfanden wir einen. Soweit ich das sagen konnte, gab es im Grunde drei Arten von Menschen: diejenigen, die andere betrogen, diejenigen, die sich selbst betrogen, und diejenigen, die begriffen, dass die Menschen der ersten beiden Kategorien die einzigen waren, denen sie höchstwahrscheinlich jemals begegnen würden.
    Berauschendes Zeug.
    Mac tauchte mit zwei Tassen auf, ein Paket Karamellwaffeln hielt er mit den Zähnen.
    Ich nahm meine Tasse, kostete vorsichtig einen Schluck. »Das ist guter Kaffee.«
    Wir schlürften schweigend ein oder zwei Minuten, dann stand Mac auf und sagte: »Ach, verdammt.« Genervt ging er zu seinem Schreibtisch und nahm eine Flasche Grant’s heraus. »Hier … peppen wir’s damit auf.«
    Ich füllte unsere Kaffees mit dem Whisky auf.
    »Wo bist du gewesen?«, fragte Mac.
    »Bei Hod.«
    »Portobello – ich dachte, du wärest ein bisschen weiter gekommen. Porty, Jesus, Gus.«
    »Mac, ich arbeite immer noch an dem Fall.«
    »Ach … ich will nichts mehr hören.«
    »Ich bin nahe dran.«
    »Nahe an einer Klatsche, die du nicht vergessen wirst.«
    Ich zeigte ihm meine neuen Zähne, sagte: »Die hatte ich schon.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich rede hier von einer richtigen Klatsche – einer von der Sorte, mit der ein absoluter Punkt gesetzt wird. Hast du mich verstanden?«
    »Ist schon gut. Aber, hey, was gibt’s Neues? Das alles hast du mir auch schon das letzte Mal gesagt. Anscheinend hast du ein paar weitere Details aufgeschnappt.«
    Mac griff nach dem Grant’s, füllte seine Tasse bis zum Rand. »Es ist die reinste Hölle los, seit der Prozess angefangen hat.«
    »Ich hab ihn in der Glotze gesehen.«
    »Der Prozess ist doch nichts als eine verfluchte Show.«
    »Noch mal?«
    Er hob die Tasse zum Mund, trank hastig und zuckte zusammen. »Fandest du nicht auch, dass er eine Idee zu cool gewirkt hat?«
    »Sieht er denn je anders aus?«
    Er füllte seine Tasse wieder, bot mir auch etwas an. »Nach allem, was ich höre, haben sie genug in der Hand, um Zalinskas ein für alle Mal hinter Gitter zu bringen, nur dass er sich offenbar abgesichert hat.«
    »Wird er geschützt?«
    Mac nickte. »Freunde ganz oben, so weit oben, dass niemand sagt, wer.«
    Das hier war keine Stadt, in der man Geheimnisse für sich behielt. »Niemand? Komm schon …«
    »Gus, wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen. Ich stecke sowieso schon bis zum Hals in der Scheiße. Hast du gesehen, wie mein Laden aussieht? Das Geschäft ist im Arsch. Ich habe nichts zu verlieren.«
    Ich fragte mich, ob Mac unsere Freundschaft mit seiner geschäftlichen

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