Georg Büchner - Gesammelte Werke: Dantons Tod, Lenz, Leonce und Lena, Woyzeck, Lucretia Borgia, Maria Tudor (Gesammelte Werke bei Null Papier) (German Edition)
Hier.
Gilbert zu Fabiani: Es ist der Eurige. – Ihr habt mir ihn dazu gegeben. Man wird die Scheide bei Euch finden.
Lord Kanzler : Graf von Clanbrassil, was habt Ihr zu antworten? Erkennt Ihr diesen Menschen?
Fabiani : Nein.
Gilbert : In der Tat, er hat mich nur des Nachts gesehen. – Laßt mich ihm ein Paar Worte in’s Ohr sagen, das wird seinem Gedächtnis nachhelfen. Er nahet sich Fabiani. Leise: Du erkennst also heute Niemand, Mylord? den entehrten Mann so wenig, als das verführte Weib. Ha! die Königin rächt sich, aber der Mann aus dem Volke rächt sich auch. Du lachtest mich aus, glaube ich. Die Rache packt dich jetzt doppelt. Mylord, was sagst du dazu? – Ich bin Gilbert, der Arbeiter.
Fabiani : Ja, ich erkenne Euch. – Ich erkenne diesen Menschen, Mylords. Seit dem Augenblick, wo ich mit ihm zu tun habe, weiß ich nichts mehr zu sagen.
Die Königin : Er bekennt.
Lord Kanzler zu Gilbert: Nach dem normannischen Gesetze und dem 25. Artikel Heinrich des Achten rettet in Fällen des Majestätsverbrechens ersten Grades das Geständnis den Mitschuldigen nicht. Vergeßt nicht, daß in einem solchen Falle die Königin das Begnadigungsrecht nicht hat, und daß Ihr auf dem Schaffot sterben werdet, wie der, den Ihr anklagt. Besinnt Euch. Beharrt Ihr auf Allem, was Ihr gesagt habt?
Gilbert : Ich weiß, daß ich sterben werde, und beharre dabei.
Jane bei Seite: O Gott! das ist entsetzlich geträumt, wenn es ein Traum ist.
Lord Kanzler zu Gilbert : Wollt Ihr Eure Erklärungen, die Hand auf dem Evangelium wiederholen? Er hält Gilbert das Evangelienbuch hin, welcher die Hand darauf legt .
Gilbert : Ich schwöre, die Hand auf dem Evangelium und meinen nahen Tod vor Augen, daß dieser Mensch ein Mörder ist; daß dieser Dolch, welcher ihm gehört, zu dem Verbrechen gedient hat; daß diese Börse, welche sein ist, mir von ihm für das Verbrechen gegeben wurde. So soll mir Gott helfen! das ist die Wahrheit.
Lord Kanzler : zu Fabiani: Mylord, was habt Ihr zu sagen?
Fabiani : Nichts. – Ich bin verloren!
Simon Renard leise zur Königin: Eure Majestät hat nach dem Henker geschickt; er ist da.
Die Königin : Gut. Laßt ihn herein.
Die Reihen der Edelleute öffnen sich, und der Henker tritt ein. Er ist in Schwarz und Rot gekleidet und trägt auf der Schulter ein langes Schwert in seiner Scheide.
Neunte Szene
Die Nämlichen, der Henker
Die Königin : Mylord, Herzog von Sommerset, diese beiden Männer in den Turm! – Mylord Gardiner, unser Kanzler, ihr Prozeß mag morgen vor den zwölf Pairs der Sternkammer beginnen, und möge Gott das alte England schützen! Wir wollen, daß diese beiden Menschen verurteilt sind, ehe wir nach Oxford abreisen und nach Windsor, wo wir Ostern halten werden. Zum Henker: Tritt näher! Ich bin erfreut, dich zu sehen. Du bist ein guter Diener. Du bist alt. Du hast schon drei Herren gesehen. Es ist Herkommen, daß die Herren dieses Reiches bei ihrer Thronbesteigung dir ein Geschenk machen, so kostbar, als möglich. Mein Vater, Heinrich der Achte, gab dir die Diamantenspange seines Mantels. Mein Bruder Eduard gab dir einen Humpen von getriebenem Golde. Jetzt ist die Reihe an mir. Ich habe dir noch nichts gegeben, ich muß dir ein Geschenk machen. Komm näher! Indem sie auf Fabiani zeigt: Du siehst doch diesen Kopf? diesen jungen und reizenden Kopf? diesen Kopf, welcher diesen Morgen noch das Schönste, Teuerste und Köstlichste war, was ich auf der Welt hatte. Nun? diesen Kopf – du siehst ihn doch? sprich! Ich schenke ihn dir!
Dritte Handlung – Wer von Beiden?
Personen Die Königin – Gilbert – Jane – Simon Renard Joshua Farnaby – Meister Äneas Dulverton Lord Clinton – ein Kerkermeister
Erste Abteilung
Ein Saal im Tower. Ein Spitzbogengewölbe, das von dicken Pfeilern getragen wird. Zur Rechten und Linken die niedrigen Türen von zwei Kerkern. Auf der rechten Seite eine Lücke, die auf die Themse, zur Linken eine andere, die auf die Straße geht. Auf jeder Seite eine verborgene Türe in der Mauer. Im Hintergrunde eine Galerie mit einem Erker, der mit Glasscheiben geschlossen ist und auf die äußern Hofe des Towers geht.
Erste Szene
Gilbert, Joshua
Gilbert : Nun?
Joshua : Ach!
Gilbert : Keine Hoffnung?
Joshua : Keine Hoffnung!
Gilbert geht an das Fenster.
Joshua : O, du kannst von dem Fenster aus nichts sehen.
Gilbert : Du hast dich erkundigt, nicht wahr?
Joshua : Ich weiß es nur zu sicher!
Gilbert : Es ist für Fabiani!
Joshua : Es ist für
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