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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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noch nie so viel Spaß an etwas gehabt wie damals – du nicht? Es war
ein ganz großartiger Ball! Ich hatte keine Ahnung, wie prächtig Rotherham House
ist! So viele Salons, und einfach Hunderte von Lakaien, und der riesige
Kristallüster im Ballsaal, glitzernd wie Diamanten, und deine Mama oben an der
großen Treppe ...»
    «Ja, ja, ich weiß!» sagte Gerard
etwas ungeduldig. «Aber Rotherham hat dich ja nicht einmal zum Tanz
aufgefordert, oder?»
    «O nein! Er sagte nur < How do
you do > zu mir, und natürlich habe ich es gar nicht erwartet, mit ihm zu
tanzen, wo so viele vornehme Leute da waren! In Wirklichkeit habe ich nie mit
ihm getanzt, bis – bis wir uns verlobten, außer dem einen Mal, damals in Quenbury.
Wir trafen einander immer wieder, bei Gesellschaften, weißt du, und er war
immer sehr höflich zu mir, und manchmal machte er mir ein Kompliment, nur – nur
– ich weiß nicht, wie das kommt, aber wenn er etwas sagt, das nett klingt, dann
tut er das so, daß –, nun eben in einer Art, daß man das Gefühl hat, er
spottet!»
    «Das brauchst du mir nicht zu
erzählen!» sagte Gerard und blickte finster drein. «Wann begann er dir den Hof
zu machen?»
    «Oh, nie! Ja, ich hatte überhaupt
keine Ahnung, daß er mich eventuell mochte, denn immer, wenn er mit mir
sprach, war es in einer spöttischen Art, die mich ganz aus der Fassung brachte.
Du kannst dir daher mein Erstaunen vorstellen, als mir Mama sagte, daß er um
mich angehalten hat! Mama sagt, er habe sich mit dem größten Anstand betragen,
genau wie es sich gehört.»
    «Sich mit dem größten Anstand
betragen?» wiederholte Gerard ungläubig. «Vetter Rotherham? Wieso – er gibt
doch keinen Deut auf so was! Er tut immer nur, wie es ihm paßt, und kümmert
sich nicht um Förmlichkeit oder um vornehme Manieren oder darum, den Leuten
richtig zu begegnen, oder irgend so etwas!»
    «O doch, Gerard, das tut er schon!»
sagte Emily ernsthaft und hob die Augen zu ihm auf. «Er wird fürchterlich böse
sein, wenn man sich nicht genau so benimmt, wie er sagt, daß man es müsse, oder
– oder wenn man schüchtern ist und nicht weiß, wie man mit den Leuten reden
soll! Er – sagt sehr verletzende Sachen, n-nicht? Wenn man ihn ärgert!»
    «Also hat er dich auch schon mit
seiner teuflisch schlechten Laune behandelt, ja?» fragte Gerard, und seine
Augen begannen zu glühen. «Ein nettes Benehmen seiner Verlobten gegenüber, auf
mein Wort! Es ist genau so, wie ich gedacht habe. Er liebt dich nicht! Ich
glaube, er will dich heiraten, nur um mich zu kränken!»
    Sie schüttelte den Kopf und wandte
ihr Gesicht ab. «Nein, nein! Er liebt mich wirklich, nur – ich will ihn nicht
heiraten!»
    «Großer Gott, das wirst du auch
nicht!» sagte er heftig, ergriff ihre Hand und küßte sie. «Ich kann nicht
begreifen, wie du zustimmen konntest! Daß er sich dir gegenüber derartig
benommen hat ...!»
    «O nein! Damals noch nicht!»
erklärte sie ihm. «Wie konnte ich sagen, daß ich nicht will, wenn Mama es
arrangiert hatte und ich ihr eine solche Freude machte! Es ist sehr, sehr
unrecht, den Eltern nicht zu gehorchen, und sogar Papa hatte Freude, denn er
sagte, daß ich also doch nicht eine so komplette Null sei, wie er gedacht
hatte. Und Mama sagte, ich würde es schon lernen, Lord Rotherham zu lieben, und
er würde mir geben, was immer ich mir wünschen würde, und mich außerdem zu
einer großen Lady machen, mit all den Häusern und meiner eigenen Kutsche und
den Roben einer Marchioness, falls es eine Krönung gibt, was natürlich einmal
der Fall sein muß, nicht? Weil der arme König ...»
    «Aber, Emily, das ist doch alles
kein Grund!» protestierte Gerard. «Du würdest dich doch nicht für das Krönchen
einer Marchioness verkaufen!»
    «Nein», stimmte Emily zu, aber es
klang ziemlich zögernd. «Zuerst habe ich gedacht, daß – aber das war noch, als
sich Lord Rotherham schicklich benahm.»
    Verblüfft und wie vom Donner gerührt
fragte Gerard: «Willst du mir damit sagen, daß Rotherham – daß Rotherham dich
unanständig behandelte? Das ist ja noch schlimmer, als ich annahm! Guter Gott,
ich hätte nie gedacht ...»
    «Nein, nein!» stammelte Emily, wurde
über und über rot und ließ den Kopf hängen. «Es war nur, weil
er ein sehr leidenschaftlicher Mann ist! Mama hat es mir erklärt, und sie
sagte, ich müsse mich geschmeichelt fühlen von – von der Heftigkeit seiner
Gefühle. Aber – ich mag nicht so grob gek-küßt werden, und das m-macht ihn

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