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Georgette Heyer

Georgette Heyer

Titel: Georgette Heyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serena und das Ungeheuer
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so einstufte.
Etwas so wenig Vornehmes aber wie Mrs. Floore hatte er nicht erwartet; sie war
in eine Robe von so kräftigem Purpurrot gehüllt, daß er fast blinzeln mußte.
Aber da er sehr gute Manieren hatte, verbarg er sein Erstaunen schnell und
verbeugte sich höflich vor ihr.
    Mrs. Floore war geneigt, ihn gut
aufzunehmen. Sie hatte junge Leute gern, und Gerard machte ihr den Eindruck
eines wohlerzogenen Beau, wie aus dem Ei gepellt und sichtlich aus den ersten
Kreisen. Aber ihrem klugen Blick war der Eifer nicht entgangen, der sich in
seinem Gesicht malte, als er auf Emily zueilte, und sie beschloß, ihn nicht zu
ermutigen. Es ginge einfach nicht an, dachte sie, wenn er hinter Emily derart
verliebt einherliefe, daß die Zungen in Bath in Bewegung geraten mußten. Man
konnte nicht wissen, wie es Emilys großartiger Marquis aufnehmen würde, käme
es ihm zu Ohren. Als sie ihn danach Emily fragen hörte, ob sie an diesem Abend
in den Lower Rooms anwesend sein würde, schaltete sie sich ein und sagte, Emily
müsse daheimbleiben, um ihre Kräfte für den Gala-Abend in den Sydney Gardens
am nächsten Tag zu sammeln. Gerard, augenblicklich auf der Hut, als er die
Verwandtschaft dieser erstaunlichen alten Dame zu seiner Angebeteten erfaßte,
nahm dies mit vollkommenem Anstand auf. Es war Emily, die gegen das Verbot
protestierte, aber ganz wie ein Kind, dem man ein Vergnügen verweigert, und
durchaus nicht wie ein kleines Fräulein, das auf einen Flirt mit einem hübschen
Verehrer erpicht ist; so daß Mrs. Floore etwas nachgab und sagte, man würde
sehen. Es lag ihr natürlich ganz fern, anzunehmen, daß Emily eine Schwäche für
jemand anderen als ihren Verlobten haben könnte, aber sie war sich wohl
bewußt, daß Emily imstande war – in aller Unschuld, versteht sich –, ihre
Verehrer mehr zu ermutigen, als es in ihrer Lage schicklich war. Es ging zwar
durchaus an, daß das kleine Ding in dieser mißverständlich zutraulichen Art,
die ihr eigen war, mit einem so gefestigten jungen Burschen wie Ned Goring
plauderte, bei dem man sich verlassen konnte, daß er sich keine Freiheiten
herausnehmen würde; aber es war etwas ganz anderes, wenn sie diesem schikken
Stadtjüngling Anlaß gab anzunehmen, daß ihr ein Flirt willkommen wäre.
    Aber nachdem Gerard die beiden Damen
zum Beaufort Square zurückbegleitet und sehr höflich Mrs. Floore den Arm
geboten hatte, und sie Emily sagte, es schicke sich
nicht für sie, mit einem so hübschen jungen Beau zu freundlich zu sein,
schaute Emily ganz überrascht drein und sagte: «Aber er ist ein so großartiger
Tänzer, Großmama! Darf ich nicht mit ihm tanzen? Warum sollte ich nicht? Weißt
du, er ist wirklich in Ordnung!»
    «Ich bin überzeugt davon, daß er aus
der besten Kiste ist, Schätzchen, aber ob es Seiner Lordschaft gefiele? Daran
müßtest du eigentlich denken – nur, du bist ein so verspieltes Kätzchen – na
ja, also!»
    «Oh, aber Lord Rotherham kann nicht
das geringste dagegen haben!» versicherte ihr Emily. «Gerard ist doch sein
Mündel. Sie sind Vettern.»
    Das ließ die Sache natürlich in ganz
anderem Licht erscheinen und veranlaßte Mrs. Floore, Emily zu schelten, weil
sie ihr dies nicht rechtzeitig gesagt hatte, damit sie Mr. Monksleigh hätte
einladen können, mit ihnen zu dinieren. Das aber wurde bald wettgemacht. Sie
führte Emily zu dem Ball, und da war auch schon Mr. Monksleigh, adretter denn
je im Abendanzug, die sorgfältig frisierten Locken glänzten vor Brillantine,
und die vielen Falten seines Halstuches zwangen ihn, den Kopf sehr hoch zu
halten. Mehrere junge Damen verfolgten ihn mit beifälligen Blicken, als er
durch den Saal dahinschritt; die meisten Herren beobachteten ihn mit
toleranter Erheiterung, und Mr. Guynette, der sich vergeblich bemüht hatte, ihn
einer Dame zu präsentieren, die keinen Partner für den Boulanger hatte, mit
starkem Mißfallen.
    Gerard war nicht zum Tanzen
aufgelegt, aber da es keinen anderen Ausweg zu geben schien, wenn er Emily von
ihrer Großmutter trennen wollte, führte er sie in die Gruppe, die sich eben
aufstellte, und sagte drängend: «Ich muß dich allein sehen! Wie können wir das
anstellen?»
    Sie schüttelte zweifelnd den Kopf.
«Großmama wäre das nicht recht! Außerdem würden alle schauen!»
    «Nicht hier! Aber wir müssen uns
treffen! Emily, ich habe gerade von dieser – dieser Verlobung erfahren, die du
auf dich genommen hast! Zu der du gezwungen wurdest! Ich weiß, du kannst
unmöglich – ich bin

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